Die kürzlich vorgestellte Studie «Energiezukunft 2050» im Auftrag des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) zeigt mögliche Szenarien zum Umbau des schweizerischen Energiesystems, insbesondere in Bezug auf die Erfüllung der Energie- und Klimaziele. Die Studie bringt die aktuelle Situation auf den Punkt: Die Expertinnen und Experten stellen erheblichen Handlungsbedarf fest. Ohne einen massiv beschleunigten Zubau von erneuerbaren Energien, eine massive Steigerung der Effizienz, einen fokussierten Um- und Ausbau der Netze sowie einen engen Energieaustausch mit Europa wird es nichts mit der Erreichung der Energie- und Klimaziele. Der Basisstrombedarf der Schweiz wird bis 2050 aufgrund verbesserter Technologie und Effizienzmassnahmen zwar leicht sinken. Die Substitution von fossilen Energieträgern in Verkehr und Wärme führt trotzdem zu einem stark steigenden Elektrizitätsbedarf – von heute 62 TWh auf 80 bis 90 TWh im Jahr 2050.

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Die gute Nachricht: Ein umgebautes Energiesystem ist aufgrund der erhöhten Effizienz günstiger als der Status quo. Der Ersatz des heutigen Imports fossiler Brennstoffe durch Elektrizität führt zu Reduktionen der jährlichen Systemkosten um 1 bis 5 Milliarden Franken. Zudem kann durch den Umbau die Importabhängigkeit des Primärenergiebedarfs der Schweiz von heute 79 Prozent auf 30 bis 42 Prozent reduziert werden. Die Importabhängigkeit im Winter wird generell steigen, wobei sich die Situation um das Jahr 2040 verschärft, weil dann noch keine Wasserstoffinfrastruktur besteht und die Kernkraft bereits zum Grossteil vom Netz sein wird.

Wasserkraft bleibt in der Zukunft die tragende Säule im schweizerischen Energiesystem. Aber gerade für den Winter bringen alpine Photovoltaik (PV) und Windkraft wesentliche Vorteile. Dabei kann der Import von grünem Wasserstoff über die entstehende europäische Wasserstoffinfrastruktur neben Wasserkraft und PV zu einer tragenden Säule der Energieversorgung im Winter werden. Da das zukünftige Energiesystem zu einem grossen Teil von wetterabhängiger erneuerbarer Produktion wie PV und Windkraft versorgt wird, sind für die Versorgungssicherheit Backup-Kraftwerke und Speichervorhaltungen nötig. Und damit das alles funktioniert mit dem erhöhten Elektrizitätsbedarf, muss die Infrastruktur gestärkt werden, vor allem der Netzaus- und -umbau auf den unteren Netzebenen. Entschiedenes und gemeinsames Handeln von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft ist jetzt gefragt.

Florian Fels
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