Zügigen Schrittes konnte man in der Pariser Innenstadt schon immer bedenkenlos quer über selbst verkehrsreiche Strassen laufen – dank den toleranten Fahrzeuglenkern, die allenfalls ein kleines Ausweichmanöver vornehmen mussten. Wer das heute macht, kommt noch leichter über die Strasse: Dank moderner Strassenlenkungssystemen ist die Anzahl der Verkehrsopfer laut der Pariser Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren um weitere 40 Prozent gesunken.

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Das Hauptproblem hier und anderswo: Die komplexen Softwaresysteme müssen untereinander verbunden und integriert werden, um bei der Planung smarter Städte ihre Potenziale auszuspielen. Digitale Zwillinge von Gebäuden und der Einbezug von ökologischen Faktoren bilden die Grundlage zeitgemässer Softwareentwicklung.

Mehr als nur kleine Elemente

«Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind das neue Liebespaar im 21. Jahrhundert – sie können nicht mehr ohne einander leben», sagt Peter Staub, Studiengangsleiter CAS Digital Real Estate HWZ und Verwaltungsratspräsident Pom+ Groups. «Die Digitalisierung wäre in der trägen Immobilienwirtschaft die nächsten Jahre weiterhin im Dornröschenschlaf gelegen und Nachhaltigkeit wäre ohne digitale Unterstützung gar nicht wirkungsvoll umsetzbar», so Staub weiter. «Darum ist es absolut zu begrüssen, dass so viele etablierte und auch Jungunternehmen in diesem Umfeld viele spannende Lösungen auf den Markt bringen.» Die Krux liege aber halt genau auch in dieser Vielfalt. Denn die meisten Angebote auf dem Markt würden nur einen kleinen Teil der gesamtem Datenkette («Life Cycle Datamanagement») im Lebenszyklus einer Immobilie abdecken. Aus der energetischen Sicht sollten laut Staub Daten von der Energiebeschaffung über die Verbrauchsmessung bis zur Definition des Absenkpfads, Massnahmenplanung, Massnahmenumsetzung und schlussendlich auch für die Analyse möglichst durchgängig und einfach zur Verfügung stehen. «Plattformen wie beispielsweise die UBS-Plattform Key 4 für private Immobilienbesitzer oder Buildingminds respektive Metr für professionelle Eigentümer werden auch hier eine zentrale Rolle spielen und solche integrierten Lösungen bereitstellen», glaubt Staub.

Ein fortschrittliches Entwicklungsbeispiel präsentierte Firmengründer und CEO Nilson Kufus kürzlich am Digital Business Transformation Forum. Seine Firma Nomoko sieht er als Disruptor an; man stellt hier die physische Welt als digitales Ökosystem dar. Wichtigstes Element ist eine Art Erweiterung von Google Earth und die Geo-Referenzierung von Daten. Es entsteht dann eine digitale Version einer Stadt, bei der einzelne Elemente, die von Interesse sind, wie Neubauprojekte, als vorweggenommene Zukunftsvisionen dargestellt werden können. So liess sich das etwa bei der Neukonzeptionierung des Busbahnhofs in thurgauischen Weinfelden machen. Schliesslich sind damit auch eigene Analysen und Bewertungen von Gebäuden möglich. Solche digitalen Zwillinge bereits gebauter Städte sind laut Kufus die Grundlage für Zukunftsvisionen und Planungsvorhaben. Viele Beteiligte bekunden Schwierigkeiten, die konventionellen zweidimensionalen Pläne und Zeichnungen korrekt «zu lesen» und sich dann eine Vorstellung über zukünftige Stadtentwicklung zu verschaffen.

Richtung Datenmarktplatz

Firmen wie Nomoko integrieren viele Daten aus unterschiedlichen Quellen. Damit sollen zehnmal bessere Auflösungen möglich sei. Angereicherte Inhalte gehen deutlich über die Daten hinaus, wie sie die Internetplattformen bereitstellen. Die Lärmbelastungen von zukünftig zu bauenden Strassen lassen sich bereits heute bei Planungen und Umsetzungen berücksichtigen.

Stillstand ist auch hier keine Option: In Kürze soll eine eigene App vorgestellt und das eigene digitale Ökosystem soll laufend mit weiteren Datenquellen angereichert werden. Auch die Zusammen arbeit und die Kommunikation der Beteiligten bei komplexen Projekten, wie sie in Smart Cities die Regel sind, sollen über das Tool erfolgen. Schliesslich sieht man sich längerfristig auch als Marktplatz für weitere Dienstleister wie etwa Handwerker.