Die Museumstrasse direkt neben dem Hauptbahnhof Zürich widerspiegelt noch die ursprüngliche Konzeption des gesamten Gebietes: Hier steht zwar das Landesmuseum – aber zum Kern der im 19. Jahrhundert aufgebauten Geschäftszentren geht es aus der entgegengesetzten Seite des Hauptbahnhofs. Die Museumstrasse bildet den idealen Zu- und Abbringer für Menschen, die rasch hinoder wegwollen. Entsprechend dicht ist der Verkehr.

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Vor knapp zwei Jahren wurden hier Sensoren eingebaut, weil das die ideale Testumgebung darstellt: Sogenannte Taps-Sensoren («Traffic and Parking Management System») in der Fahrbahn registrieren den Verkehr. Drei «Präsenz»-Sensoren der Softwarefirma LTS erfassen den Verkehr, wenn er vor den Lichtsignalen steht, drei weitere registrieren die anund abfahrenden Verkehrsflüsse. Die Daten der Sensoren werden per Funk übertragen und lassen sich für die Optimierung der Ampelschaltungen und der Verkehrsflüsse verwenden.

Sensoren und Smartphones

Einfache Sensoren in den Fahrbahnen gibt es seit Jahrzehnten. Der Verkehrsfluss an Kreuzungen lässt sich damit zwar gut handhaben – aber meistens ging das auf Kosten der Verkehrsflüsse in andere Richtungen. Erst untereinander verbundene und über regelbasierte und teilweise künstliche Intelligenz gesteuerte Systeme machen den Verkehr in Städten «smart» – und tragen so laut einem Umsetzungsleitfaden von Energie Schweiz ihren Teil zur «smarten Mobilität» bei.

Daten, wie man sie aus Fahrbahnsensoren gewinnt, lassen sich laut einer Übersicht des israelischen Softwareunternehmens Otonomo auch auf anderen Wegen erheben. Und zwar können die Daten der Fahrzeuge selbst erhoben werden. Das kann über die Smartphones der User geschehen, etwa via Google Maps und weitere Kartendienste. Besonders weit fortgeschritten ist man hier gemäss einer Studie von KPMG in Singapur, wo man bereits vor über zwanzig Jahren begonnen hat, die Verkehrsflüsse über variable Nutzungspreise zu steuern.

In New York wählte man einen anderen Weg: Hier liess man über 10 000 Kameras und Sensoren an Kreuzungen und vielbefahrenen Strassen installieren, um damit Verkehrsflüsse zu erfassen. Laut einem Sprecher der Stadt sollen in weiteren Schritten auch die Daten einzelner Fahrzeuge auf freiwilliger Basis erfasst und zudem auch lokale Wetterdaten integriert werden.

London und Peking als Vorreiter

Vergleichbares baut man derzeit auch in einzelnen Stadtteilen wie Greenwich und im Gebiet um den Queen Elizabeth Olympic Park in London auf. Gemäss einer Sprecherin ist das Smart Mobility Living Lab (SMLL) in London das weltweit am meisten fortgeschrittene, weil man hier die neuen 5G-Mobilnetze für die Datenübertragung nutzt. Die Stadtteile hatte man auch so gewählt, weil gerade im Queen Elizabeth Olympic Park einige Strassenzüge so angelegt beziehungsweise umgebaut wurden, um Verkehrsflüsse und die Steuerung auch hinsichtlich der strassenbaulichen Elemente zu optimieren.

Gemäss der britischen Arbeitsgemeinschaft Urban Modelling Group sind gute Sichtbeziehungen und «aufgeräumte» Strassenzüge die wichtigsten baulichen Elemente. Doch gute Sichtbeziehungen sind nicht nur für Menschen, sondern zunehmend auch für die Sensoren von halb- und vollautomatisch fahrenden Fahrzeugen wichtig. Besonders weit ist man diesbezüglich gemäss der Einschätzung von Otonomo in der chinesischen Hauptstadt Peking. Seit 2008 wurden die Strassen in einigen neuen Stadtteilen systematisch so angelegt, dass die Sensoren «freie Sicht» haben und die verstellbaren Strassenschilder so aufgestellt sind, dass beispielsweise Tempolimits von den Fahrzeugsensoren erkannt und «gelesen» werden können.

Neue Smart-Traffic-Ansätze schliessen andere Verkehrsmittel und ihre Infrastrukturen mit ein: Gut gelegene und rege genutzte Fahrradstandplätze sowie sichere Abkürzungen als Umgehungen von Engpässen gehören zwingend dazu. Auch hierfür ist die Zürcher Museumstrasse ein gutes Beispiel: Der zukünftige Velotunnel wird bisher getrennte Gebiete direkt verbinden – und damit auch die alte Raumteilung aufheben.