Letizia Elia, Direktorin der Marketingorganisation Basel Tourismus, kommt ins Schwärmen, wenn man sie zum «Eff Cee Bee» befragt. «Man braucht nicht Fussballfan zu sein, man muss auch nicht unbedingt an die Heimspiele pilgern – und dennoch kann man unseren Stadtklub lieben. Denn er ist mehr als ein Sportverein, er ist Kult – oder besser gesagt: Er ist ein zentrales Puzzleteil unserer Kultur.» Der FCB wurde vor 132 Jahren von Studierenden und Ruderern in der Basler Schuhmacher-Zunft gegründet. Was sich seit den 1960er-Jahren speziell entwickelt hat, ist die Faszination, die fast alle Einwohnerinnen und Einwohner des Grossraums Basel erfasst hat, inklusive Elsass und Süddeutschland: In beiden Regionen fühlt man sich mit dem FC Basel stark verbunden.

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Das hat viel mit Helmut Benthaus zu tun. Der deutsche Fussballprofi wechselte 1965 von Köln zum FC Basel und zelebrierte dort mit Karl Odermatt ein sagenhaftes Mittelfeld. Mehrere Jahre war er Spielertrainer, danach ausschliesslich Coach – und beides äusserst erfolgreich: Benthaus, der 1980 den Schweizer Pass erhielt, gewann bis 1982 siebenmal die Schweizer Meisterschaft, zweimal den Pokal und einmal den Ligapokal. Es war ein goldenes Zeitalter für den FCB, begleitet von der faszinierenden Persönlichkeit des Helmut Benthaus. Er hatte schon in Deutschland Philologie studiert und dozierte später an der Universität Basel. Dass er während dieser Zeit auch noch Ottmar Hitzfeld entdeckte, sei nur so nebenbei erwähnt.

 

Fussballtempel

Schauplatz der Erfolge war das sogenannte Joggeli, welches auf die Fussball-WM 1954 in der Schweiz hin eröffnet wurde. Das Stadion war für 56’000 Zuschauerinnen und Zuschauer ausgelegt, mit gerade mal 8200 Sitzplätzen. Das Joggeli war ebenfalls Kult; hier zelebrierte man die erfolgreichen Benthaus-Jahre. Die Zeiten änderten sich, ein neues Stadion musste her, und die einheimischen Architekten Herzog & de Meuron übernahmen die Aufgabe. Der 2001 eröffnete St. Jakob Park mit 38’000 Plätzen ist ein moderner Fussballtempel, auch wenn nicht mehr ganz so würzig wie früher. Den Baslern ist das egal, sie nennen ihr Stadion sowieso weiterhin Joggeli.

Wer sich einmal mit dem FCB angesteckt hat, kriegt dieses Virus nicht mehr weg – auch nicht in schlechten Zeiten des Klubs. So zum Beispiel der 47-jährige Nicolas Schenk, der seit Jahren in Indien arbeitet: «Der FCB ist mehr als nur ein Fussballverein, er bedeutet Tradition und Emotionen. Alles begann in meiner Kindheit, als ich zum ersten Mal ins Joggeli durfte. Diese vibrierende Atmosphäre hat mich für immer in den Bann gezogen. Auch wenn ich berufshalber schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Basel wohne, besitze ich noch heute eine Saisonkarte. Das ist meine Garantie dafür, bei einem Heimaturlaub den FCB live erleben zu dürfen.»

 

Lebenslang verbunden

Raymond Neuschwander hat jahrzehntelang in Afrika im Baumwollgeschäft gearbeitet und erinnert sich heute noch an seine erste Liebe Ende der 1960er-Jahre. «Unser Vater nahm uns an die Heimspiele mit, und wir durften als Kinder meist dort sitzen, wo die Eckbälle geschlagen wurden. So waren wir hautnah an Spielern wie Karli Odermatt oder Köbi Kuhn vom FCZ dran.» Allerdings sieht Neuschwander auch kritische Faktoren wie beispielsweise, dass Fussball ein schnelllebiges Geschäft geworden ist, mit laufend unzähligen Neuzugängen und Abgängen. «Da hat der FCB schon ein bisschen Identität verloren. Ich wünschte mir, dass wieder mehr Spieler aus der Region geholt würden, eben auch aus dem angrenzenden Baden-Württemberg oder dem Elsass. Das ermöglicht uns Fans eine bessere Identifikation mit der Mannschaft und damit auch mit dem Verein. Man kann das ja nur schon an der Euphorie messen, die der Rückkehrer Xherdan Shaqiri kürzlich ausgelöst hat.» Genau das meint auch Nicolas Schenk, wenn er vom Gemeinschaftsgefühl spricht und darüber, welche Rolle der Verein in der Stadt hat.

 

Kinder leben Rot-Blau

Mag sein, dass die vergangenen, sportlich erfolgreichen Monate mithelfen, dieses Gefühl wieder zu verstärken. Aber es sind halt schon die regionalen Spieler, die Einheimischen quasi, die das Interesse festigen: Karli Odermatt damals, später Ottmar Hitzfeld aus dem angrenzenden Lörrach, Massimo Ceccaroni oder Beni Huggel – und jetzt eben wieder der kleine Zauberwürfel Shaqiri. Und so ist die Euphorie zurück, auch bei Letizia Elia: «Der Klub, das ist Rot-Blau, und mein vierjähriger Sohn Louis redet nur noch vom FCB und will nur noch Rot-Blau tragen. Er wächst damit in die DNA unserer Stadt rein. Und wird so sein Leben lang mit Basel verbunden sein.»