Herr Staffelbach, warum sollten sich Studierende an der UniversitätLuzern einschreiben?

So, wie die ETH Zürich sich auf Naturwissenschaften und Technik fokussiert, so konzentriert sich die Universität Luzern auf Menschen und ihre Institutionen, wie sie ihre Welt wahrnehmen und sich darin verhalten, wie sie glauben und hoffen, denken und reden, regeln und kooperieren, entscheiden und handeln und wie sie gesund werden und gesund bleiben. Dieser humanwissenschaftliche Fokus bestimmt unsere Strategie.

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Wie zeigt sich das im Angebot?

Es sind zu den bisherigen Fakultäten für Theologie, Kultur- und Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften in diesem Jahr zwei neue Fakultäten hinzugekommen. Eine für Gesundheitswissenschaften und Medizin sowie eine für Verhaltenswissenschaften und Psychologie. Damit haben wir ein abgerundetes humanwissenschaftliches Profil. Parallel dazu gründeten wir eine Graduate-Academy für unsere Nachwuchsforschenden und eine Weiterbildungsakademie zur Koordination der Weiterbildung für akademische Berufe.

Welche Schwerpunkte will man setzen, wo will man sich bei der Lehre und Forschung differenzieren?

Im Zentrum unserer Forschung und Lehre steht der humanwissenschaftliche Fokus. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig dieser ist. Molekularbiologisch greift das Virus weltweit überall gleich an, und doch unterscheiden sich die Folgen von Land zu Land und von Kanton zu Kanton. Molekularbiologisch sind die Unterschiede also nicht erklärbar, aber durch die Menschen und ihre Institutionen, das heisst humanwissenschaftlich! Im breiten Fächer der Humanwissenschaften formieren wir auf Stufe Universität zwei Kerne, die sogenannten universitären Forschungszentren, ein Zentrum für «Gesundheit, Integration und Wohlbefinden», das andere für «digitale Innovation».

Beim Thema Gesundheit stehen sich Hightech-Medizin und alternative Methoden gegenüber.

Die dieses Jahr geschaffene Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin gründet im entsprechenden Departement, das bereits 2019 aufgebaut wurde. Dabei integrieren wir Gesundheitswissenschaften und Medizin, verzichten auf teure medizinische Spezialisierungen und legen einen Fokus auf die Hausarztmedizin und die Grundversorgung von der Wiege bis zur Bahre. Zudem profilieren wir uns im Bereich der Rehabilitation, wo wir mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammenarbeiten. Der Raum Luzern ist das Biotop für Rehabilitation. In Nottwil befindet sich das Paraplegiker-Zentrum, das Luzerner Kantonsspital hat drei Rehabilitationskliniken und in der Stadt Luzern befinden sich die Hauptsitze der Suva, der CSS und der Concordia.

«Ein guter Brückenschlag setzt starke Brückenköpfe voraus.»

 

Beim Thema Digitalisierung erfolgt die Entwicklung so rasch, dass viele Inhalte praktisch schon in der Lehre veraltet sind. Wie gehen Sie damit um?

Wir fokussieren auf ausgewählte Themen, aber immer unter humanwissenschaftlicher Optik. Unsere Forschenden interessieren sich zum Beispiel für digitales Bezahlen, Smart Contracts, Internetrecht, digitales Marketing oder Ethik und künstliche Intelligenz. In der Lehre bietet die Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einen einzigartigen Masterstudiengang an, der die Sozialwissenschaften mit den computergestützten Wissenschaften kombiniert, den sogenannten Lucerne Master in Computational Sciences. In Zukunft wird es zudem um Blockchain gehen. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit dem Kanton Zug und der Hochschule Luzern soll Zug weltweit zu einem führenden Zentrum für die Blockchain-Forschung werden.

Bruno Staffelbach
Quelle: ZVG

Der Humanist

Name: Bruno Staffelbach
Funktion: Ordentlicher Professor für Betriebswirtschaftslehre,Direktor des Center for HumanResource Management (CEHRM) und Rektor der Universität Luzern.

Staffelbach ist Gutachter und Mitglied verschiedener Beiräte und wissenschaftlicher Vereinigungen. Er war Verwaltungsrat von zwei börsenkotierten Unternehmungen, Kommandant einer Infanteriebrigade der Schweizer Armee und Vorstandsmitglied des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes.

Wo werden Sie bei den Themen Psychologie und Gesundheit Schwerpunkte setzen?

Im Herbst 2024 wird der Bachelorstudiengang, 2027 der Masterlehrgang in Psychologie starten. Im Masterstudium sind drei Vertiefungen vorgesehen, die das bestehende Angebot schweizweit ideal ergänzen und wofür ein ausgewiesener Bedarf besteht: Rehabilitationspsychologie, Rechtspsychologie sowie Kinder- und Jugendpsychologie.

Sie setzen bei den Schwerpunkten auf eine disziplinenübergreifende Meta-Sichtweise – was wird zukünftig wichtiger: Generalisten oder Spezialisten?

Unsere Welt mit ihren Herausforderungen kommt nicht in der Gestalt wissenschaftlicher Disziplinen daher. Die Welt ist adisziplinär. Die wissenschaftliche Expertise ist aber nach Disziplinen strukturiert. Deshalb ist das Integrieren-, das Verbinden- und Generalisieren-Können so wichtig. Ein guter Brückenschlag setzt aber starke Brückenköpfe voraus. Inter- oder multidisziplinäre Zusammenarbeit setzt also voraus, dass man zuerst das Metier der eigenen Disziplin beherrscht. Dann kann man Brücken, Verbindungen und Integrationen zu anderen Brückenköpfen oder Disziplinen schaffen.

Und wenn wir nach vorne schauen: Was werden Ihre Absolventinnen und Absolventen nach 2028/2030 amArbeitsmarkt anbieten können, was sie von Absolventen anderer Universitäten oder Hochschulen unterscheidet?

Genau das war Gegenstand einer Arbeitssitzung des Beirates der Universität Luzern vor einem Jahr. Die Kernfrage war: «Wie befähigen wir unsere Studierenden, in zwanzig Jahren Berufe und Positionen auszuüben, die es heute noch gar nicht gibt, in diesen zu brillieren und für die Gesellschaft wertvolle Ergebnisse zu erzielen?» An dieser und den folgenden Sitzungen wurden verschiedene Elemente herausgearbeitet, etwa, welche Kompetenzen im Vordergrund stehen. Das sind insbesondere kritisches Denken, Persönlichkeitsbildung, Handlungskompetenz, lebenslanges Lernen und Sozialkompetenz.