Die Geschäftslage der Zentralschweizer Gesamtwirtschaft hat sich zwischen September und Oktober deutlich verbessert. Das macht die aktuelle Quartalsanalyse der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) deutlich, die vierteljährliche regionale Analyse des KOF-Geschäftslageindikators. Die Einschätzungen der Unternehmen erreichen den höchsten Wert seit einem Jahr und liegen damit über dem Niveau von Juli 2025 – vor der überraschenden Ankündigung der US-Zollerhöhungen auf Schweizer Importe. Getragen wird die Erholung vor allem vom robusten Dienstleistungssektor sowie von positiven Entwicklungen im Baugewerbe, im Finanz- und im Projektierungssektor. Selbst im angeschlagenen Industriesektor schätzen Unternehmen die Lage deutlich positiver ein als im Vormonat – auch wenn die Grundstimmung insgesamt noch verhalten bleibt.

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Der Autor

Yves Spühler, Leiter Wirtschaftspolitik & Ökonomie, IHZ

Die Aussichten auf die kommenden sechs Monate sind positiv und stimmen optimistisch. Eine deutliche Mehrheit der Zentralschweizer Unternehmen erwartet eine weitere Verbesserung der Geschäftslage.

Klare Erholung der Industrie

Im Industriesektor zeigt sich eine spürbare Erholung nach den besonders pessimistischen Einschätzungen im August und September. Die Stimmung liegt nun wieder auf dem Niveau des letzten Quartals vor der Ankündigung der USZölle. Positiv wirkt sich vor allem die stabile Nachfrage auf den europäischen Märkten aus. Hersteller von Vorprodukten berichten von zunehmenden Impulsen, was als Frühindikator für eine mögliche Erholung der Industrie gegen Ende 2026 gelten kann. In der Konsumgüterindustrie bleibt die Lage angespannt, während die Maschinenindustrie zwar weiterhin eine eingetrübte Geschäftslage meldet, den kommenden Monaten jedoch deutlich zuversichtlicher entgegensieht.

Auch im Grosshandel zeichnet sich eine leichte Entspannung ab: Während sich der Konsumgüterhandel abkühlt, verbessert sich die Lage im Handel mit Vorleistungsgütern. Die Einschätzungen bleiben insgesamt zwar verhalten, die Tendenz ist aber positiv. Im Detailhandel wird die Geschäftslage weiterhin mehrheitlich positiv beurteilt, auch wenn zunehmender Preisdruck herrscht und sinkende Margen verzeichnet werden.

Gastgewerbe: Erfolgreiche Sommersaison

Das Gastgewerbe blickt auf eine erfolgreiche Sommersaison mit einer rekordhohen Auslastung zurück. Zu Beginn des vierten Quartals 2025 wird die Geschäftslage etwas verhaltener eingeschätzt – in Stadtregionen sieht man sie positiver als in Berggebieten. Hinsichtlich der nächsten sechs Monate zeigt man sich jedoch zuversichtlich.

Der Dienstleistungssektor ist weiterhin eine stabile Stütze der regionalen Wirtschaft. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen haben sich verbessert. Eine grosse Mehrheit der Betriebe plant einen Ausbau des Personalbestands.

Auch im Baugewerbe bleibt die Stimmung positiv. Die Auslastung ist hoch, und viele Unternehmen erwarten eine steigende Nachfrage, insbesondere im Tief- und Ausbaugewerbe. Gleichzeitig sehen sie wieder Spielraum für Preiserhöhungen. Der Projektierungssektor legt auf hohem Niveau leicht zu.

Der Finanzsektor profitiert insbesondere von der starken Versicherungsbranche, während sich Banken etwas zurückhaltender zeigen. Beide Branchen blicken jedoch optimistisch in die Zukunft und rechnen mit einer Entspannung der Ertragslage.

Die Zentralschweizer Wirtschaft hat den Zollschock bislang gut verkraftet. Viele Unter nehmen profitieren von ihrer starken Ausrichtung auf den Binnenmarkt und den Handel mit der EU. Einige Zulieferer von EU-Exporteuren ziehen sogar Vorteile aus den tieferen Zöllen für EU-Waren in den USA. Dennoch sind die langfristigen Effekte noch nicht vollständig absehbar: Viele Unternehmen liefern weiterhin in die USA, um sich Marktanteile zu sichern, nehmen dabei aber sinkende Margen in Kauf. Die Unsicherheit dämpft zudem die Investitionsfreude – insbesondere in der exportorientierten Investitionsgüterindustrie. Die Arbeitslosenquote in Unterder Zentralschweiz ist seit Mitte 2023 gestiegen und lag im Oktober 2025 bei 2 Prozent – weiterhin deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Trotz vorsichtigerer Personalplanung hat fast die Hälfte der Unternehmen in den letzten zwölf Monaten zusätzliche Stellen geschaffen. Besonders im Dienstleistungssektor, im Finanzwesen und im Gastgewerbe wird weiteres Personal gesucht. Der Fachkräftemangel bleibt dabei eine Herausforderung.