Das Projekt Titlis ist seit zwei Jahren im Bau: Wie kommen Sie voran?
Im April konnten wir die neue einspurige Pendelbahn Titlis Connect für Logistiktätigkeiten, Material und Personaltransport in Betrieb nehmen. Jetzt sind wir daran, als zweiten Bau den Turm fertigzustellen, den wir am 28. Mai 2026 eröffnen. Der Ticker auf unserer Website läuft, das gibt einen gewissen Druck. Aber wir sind voll auf Kurs.
Inwiefern müssen Sie auf das Wetter und die Jahreszeiten Rücksicht nehmen?
Ab einer bestimmten Temperatur leidet die Qualität von Betonarbeiten. Auch Wetterumstürze sind anspruchsvoll, zum Beispiel wenn es darum geht, grosse Scheiben anzubringen. Aber wir konnten die lange Schönwetterperiode im Oktober gut nutzen. Letzte Woche haben wir die Verglasungen des Turms abgeschlossen und so das Wetterrisiko eliminiert. Ab jetzt bis in den Frühling fokussieren wir uns auf den Innenausbau und die Südwestumgehung.
Gab es positive oder negative Überraschungen auf der Baustelle?
Wir haben den Impact der Baustelle auf den Gästefluss etwas unterschätzt. Es reicht zwischen Kranen und Materialtransporten per Helikopter nicht, einfach ein Absperrgitter hinzustellen. Deshalb sind fünf bis acht Mitarbeiter als Gatekeeper dafür zuständig, den Gästestrom zu lenken. Positiv hervorzuheben ist die gute Stimmung auf der Baustelle, die den gesamten Prozess sehr angenehm macht.
Wäre es nicht einfacher gewesen, die Gäste wegzulassen?
Seit der Planung 2017 gibt es die klare Rahmenbedingung, dass der Titlis zugänglich bleiben muss. Wir haben Verträge mit Reiseveranstaltern und Tourguides und wollen den Gästen auch während der Bauzeit den Zugang zum Titlis-Erlebnis ermöglichen.
Auch ausserhalb des Gästebetriebs sind dreissig Leute für die Logistik zuständig: wofür genau?
Der Transport von total 120 000 Tonnen Material über die ganze Projektdauer ist sehr anspruchsvoll. In der Kabine der Pendelbahn Titlis Connect können wir pro Ladung Stahlträger von maximal sechs Tonnen und höchstens acht Meter Länge transportieren. Wir müssen das Material «just in time» liefern, weil es auf der Baustelle keine Lagermöglichkeit gibt. Auch das Abbruchmaterial müssen wir sicher mit der Bahn nach unten transportieren, um es zu entsorgen und zu recyceln.
Zur Person

Norbert Patt (62) ist CEO der Titlis Bergbahnen. Der Elektroingenieur hat einen Executive MBA in General Management an der HSG absolviert, ist verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Engelberg. Das Projekt Titlis umfasst den Ausbau des Richtstrahlturms, den Neubau der Bergstation und eine neue einspurige Pendelbahn auf der Strecke Stand–Titlis. Die Architekten von Herzog & de Meuron haben das Projekt entworfen. Es werden rund 150 Millionen Franken investiert.
Wie sieht es aktuell mit den Kosten aus?
Nach der letzten Kostensteigerung Ende 2024 sind wir bei 150 Millionen Franken. Da wir inzwischen Risiken reduzieren konnten, werden wir keine Überraschungen mehr erleben.
Wie trägt die Bevölkerung den Umbau – gibt es dazu Reaktionen?
Wir hatten einige negative Reaktionen aufgrund der häufigeren Helikopterflüge im Frühling. Aber die positiven Rückmeldungen von der Bevölkerung und vom Gemeinderat überwiegen. Viele kennen die Dimension der Baustelle nicht. Wir waren lange am Tiefbau, aber langsam sieht man, wie der Turm wächst. Wir beziehen die Bevölkerung mit ein und informieren sie regelmässig, zum Beispiel mit einem Tag der offenen Tür im Oktober oder mit Inseraten im lokalen Anzeiger.
In den Medien gab es Kritik an Baggerarbeiten direkt am Gletscher.
Diese Baggerarbeiten fanden am Gletscherrand, direkt beim Turm und im Bauperimeter statt. Das Projekt Titlis wurde im Vorfeld sorgfältig mit den relevanten Umweltverbänden abgestimmt, und wir tun alles, um den Gletscher zu schützen, decken ihn ab und beschneien ihn.
Ein vergleichbares Objekt von Herzog & de Meuron, die Berg- und Talstationen der Chäserrugg-Bahn im Toggenburg, ist aus nachhaltigem Schweizer Holz gebaut. Warum wird beim Projekt Titlis Stahl und Glas verbaut?
Auf 3000 Meter über Meer sind die klimatischen Bedingungen extrem. Wind, Schnee und Temperaturschwankungen stellen hohe An forderungen an Material und Konstruktion. Deshalb setzen wir beim Projekt Titlis auf Stahl und Glas. Die Idee des Projekts sind zwei Kristalle, die aus dem Berg wachsen. Der Stahl und das Glas haben wichtige statische Funktionen, und die Glasscheiben sorgen für Nachhaltigkeit. Durch den grossen Wärmeeintrag durch die Scheiben heizen wir das Gebäude und reduzieren den ökologischen Fussabdruck des Gebäudes dadurch massiv.
Wie wird die Transformation von der Baustelle zur neuen Tourismusattraktion gelingen?
Nach der Eröffnung des Turms Ende Mai 2026 gehen die Restaurants und Shops in der alten Bergstation ausser Betrieb, und die alte Bergstation wird rückgebaut. Wenn wir die Bergstation erneuern, werden wir die Gäste über die Südwestumgehung auf den Gletscher führen. In der Zeit ohne Restaurantbetrieb in der Bergstation sorgt ein kleines Provisorium mit Kioskbetrieb auf dem Titlis dafür, dass Gäste sich aufwärmen, etwas Kleines essen und trinken können und sanitäre Anlagen zur Verfügung stehen. An der Mittelstation Trübsee planen wir ein grosses provisorisches Restaurant, das die Gäste mit fünfhundert Mittagessen pro Tag versorgt. Die Bergstation mit verschiedenen Restaurants und insgesamt sechshundert Sitzplätzen wird den Betrieb im Frühjahr 2029 aufnehmen.
Der Titlis Tower soll am 28. Mai 2026 eröffnet werden
Zur Person Norbert Patt (62) ist CEO der Titlis Bergbahnen. Der Elektroingenieur hat einen Executive MBA in General Management an der HSG absolviert, ist verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Engelberg. Das Projekt Titlis umfasst den Ausbau des Richtstrahlturms, den Neubau der Bergstation und eine neue einspurige Pendelbahn auf der Strecke Stand–Titlis. Die Architekten von Herzog & de Meuron haben das Projekt entworfen. Es werden rund 150 Millionen Franken investiert.

