In der Schweiz gibt es etliche Beispiele von Kooperationen zwischen Firmen und Hochschulen. Die Ostschweizer Fachhochschule Ost kooperiert mit Firmen im Bereich intelligente Wartungssysteme für Maschinenparks. Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) arbeitet mit einer Baufirma aus Basel an Gebäudefassaden mit integrierter Photovoltaik. Bei der Zürcher Hochschule kooperiert man mit einer Firma im Bereich KI-basierte Qualitätskontrolle in der Lebensmittelproduktion.
Auch die Hochschule Luzern (HSLU) sieht sich als bedeutende Partnerin für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und bietet laut eigenen Angaben eine Vielzahl von anwendungsorientierten und praxisnahen For schungs- und Entwicklungsmöglichkeiten inklusive Expertisen, Gutachten und Beratungsdienstleistungen. Oft finden solche Forschungen mit Unterstützung von Förderstellen statt.
«Die Departemente setzen Schwerpunkte entlang ihrer Kompetenzen und nutzen diese im Rahmen von Forschungsprojekten mit KMU», sagt René Hüsler, Direktor an der HSLU. «Alle sechs Departemente arbeiten mit KMU zusammen und unterstützen diese in vielen Bereichen», so Hüsler. Das Spektrum der Forschungsfragen ist sehr breit und geht von Analysen, Studien, Marketingkonzepten, neuartigen Geschäftsmodellen, Design- und Machbarkeitsstudien bis zu Prototypen für neue Produkte. Die Forschungsprojekte mit KMU seien genauso vielfältig wie die KMU selber. «Da diese Projekte in der Regel auf die KMU zugeschnitten und auf ihre Bedürfnisse angepasst sind, besteht wenig Potenzial für eine Skalierung», sagt Hüsler weiter. «Vereinzelt entstehen Resultate, die auch bei anderen KMU angewendet werden können – dies benötigt aber in den meisten Fällen trotzdem eine individuelle Konfiguration oder Anpassung.» Klare Kosten-Nutzen-Relationen seien schwierig zu ermitteln, da man lediglich im Rahmen der Forschungsprojekte mit den Firmen zusammenarbeitet und sehr selten beim gesamten Produktzyklus dabei ist.
In die Praxis zurückspielen
Auch angewandte praxisnahe Forschung beginnt mit der Eingrenzung und präzisen Formulierung der Fragen, die beantwortet werden sollen. «Wir definieren zusammen mit den Firmen die Fragestellung und unterstützen diese auch bei der Ausarbeitung von Anträgen bei Fördergefässen wie Innosuisse», beschreibt Hüsler den Vorgang. «Die Kultur der einzelnen Firmen bestimmt zu einem grossen Teil, wie die Zusammenarbeit mit uns stattfindet.» Das erarbeitete neue Wissen muss im Laufe des Projekts wieder zurück in die jeweilige Firma gespielt werden. «Durch die direkte Zusammenarbeit und den Einbezug von Mitarbeitenden der Firmen in den Projekten findet ein impliziter Wissenstransfer statt», so Hüsler. «Teilweise werden spezifische Arbeitspakete definiert, um diesen Transfer explizit zu gestalten.» Die HSLU unterstütze die Firmen umfassend und ziehe alle notwendigen Kompetenzen hinzu, um sicherzustellen, dass der Wissenstransfer stattfinde und die jeweilige Firma die Resultate des Projekts nutzen oder mit diesen weiterarbeiten könne. Diese Unterstützung werde individuell auf die Bedürfnisse der Firma abgestimmt.
Welchen Einfluss die Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz haben, sei schwierig abzuschätzen. Die Geschwindigkeit von Veränderungen nehme konstant zu. «Wir sind in diesem Themenfeld schon lange unterwegs und haben umfassende Kompetenzen, die von vielen Firmen nachgefragt werden», so Hüsler. «Wir gehen davon aus, dass die Firmen auch in Zukunft Interesse haben, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, damit sie abschätzen können, was dies für ihr Geschäftsmodell oder ihre Produkte bedeutet.»

