Nach der Digitalisierung ist vor der nachhaltigen Transformation. Die zunehmende Regulierung und der Druck von Stakeholdern auf Unternehmen, Geschäftsmodelle zu hinterfragen und auch nicht finanzielle und zukunftsgerichtete Informationen offenzulegen, werfen für Wirtschaftsprüferinnen und Berater grundlegende Fragen zur künftigen Ausrichtung ihres Berufsstands auf. Gleichzeitig bleibt die Nachwuchsgewinnung und -förderung die Hauptherausforderung der Prüfungs-, Treuhand- und Beratungsbranche (siehe Tabelle). Höchste Zeit, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wohin sich die Branche entwickelt.

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Neue Arbeitsweisen

Die Arbeitsweisen in der Prüfungs- und Beratungsbranche haben sich in den vergangenen Jahren mit der steigenden Digitalisierung, der Komplexität von Big Data und nicht zuletzt dem Anspruch von Kundinnen und Kunden nach hochwertigen, aber kosteneffizienten Dienstleistungen verändert. Die grundlegende Zielsetzung aber ist geblieben: Vertrauen schaffen. Das Fundament von Kompetenz und Expertise bilden die Aus- und konsequente Weiterbildung. Mehrwerte werden durch personalisierte Dienstleistungen, Multidisziplinarität und digitale Innovation geschaffen. Die Sicherstellung finanzieller Transparenz und Integrität der Berichterstattung von Unternehmen, der objektive Blick auf Compliance-, Governance- und Risikomanagement-Prozesse sowie die konsequente Kundenorientierung bilden den Kern des Handelns und die Basis für Innovation und Qualitätsbewusstsein in der Branche – gestern, heute und in Zukunft.

Der Autor

Joachim Beil, stv. Leiter, Fachbereich Sustainability, Governance und Leadership; Mitglied der Geschäftsleitung, Expertsuisse, Zürich.

Die Branchenumfrage 2023 von Expertsuisse zeigt auf, dass die Umsatzanteile bei bestimmten Revisionsdienstleistungen und in der Beratung zunehmen. Das führt zu einer prozentualen Zunahme von ordentlichen Revisionsmandaten am Branchenumsatz, während in der eingeschränkten Revision weiterhin eine Tendenz zum Opting-out auszumachen ist. Zudem nehmen Services in der Nachhaltigkeitstransformation und Berichterstattung an Fahrt auf. Interessanterweise verlieren die von den Mitgliedsunternehmen von Expertsuisse selbst identifizierten Topthemen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und unternehmerische Zukunftsfähigkeit Plätze gegenüber jenen von Datenschutz, Kostendruck und Nachfolgeregelung. Diversität wird als Chance und Herausforderung begriffen.

 

Umfassendes Ökosystem

Fragestellungen der Nachhaltigkeit, oftmals stark mit Ökologie verknüpft, werden von Dienstleistungsunternehmen als weniger drängend wahrgenommen. Dabei sind vor allem im regulatorischen Bereich die Anforderungen gestiegen, was bei Unternehmen der Prüfungs- und Beratungsbranche doppelte Chancen eröffnet: Sowohl in der Strategieberatung als auch bei der nicht finanziellen Berichterstattung können Mehrwerte generiert werden, gleichzeitig steigt für nachhaltig agierende Unternehmen die Attraktivität als Arbeitgeber. Die wachsende Regulierung im Nachhaltigkeitsbereich trifft bei weitem nicht nur grosse Unternehmen, sondern durch Lieferkettenabhängigkeit auch KMU. Die Komplexität einer allfälligen eigenen strategischen Neuausrichtung und der zu ermittelnden Daten für die Berichterstattung an Kundinnen und Kunden darf dabei nicht unterschätzt werden. Sie bedingt kompetente Partner, die Schweizer Unternehmen glaubwürdig und mit einem umfassenden Ökosystem an Experten begleiten. Expertsuisse versteht sich hier als Progress-Enabler und nimmt die Verantwortung für eine nachhaltige Schweizer Wirtschaft zusammen mit ihren Mitgliedern wahr, indem sie den Kompetenzaufbau fördert und Analysewerkzeuge wie die Expertsuisse Sustainability Scorecard entwickelt.

Auswertungen zur Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung und zur Nachfolgeregelung bei mittleren und kleinen Branchenunternehmen zeigen, dass Fragen aus der sozialen Sphäre der Nachhaltigkeit ebenfalls ungebrochen Konjunktur haben. In einer Umfrage bei jungen Fachkräften der Prüfungs- und Beratungsbranche wurde untersucht, welche Erwartungen sie an ihre Arbeitgeber haben. Neben einer sinnstiftenden Tätigkeit wurden auch das flexible Arbeitsumfeld und die Identifikation mit nachhaltig agierenden Unternehmen genannt. Führungsqualität wird ebenso hoch angesetzt und zeigt sich als Schlüssel für viele Herausforderungen. Hier unterstützt Expertsuisse mit der neu geschaffenen Initiative Young Expertsuisse, welche jüngeren Mitgliedern die Möglichkeit auf Mitwirkung, ein inspirierendes Netzwerk und die Mitsprache bei den Entwicklungen des Berufsstands einräumt.

Die auf politischem Weg erreichte Flexibilisierung des Arbeitsgesetzes erlaubt ihnen neu auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit. Ihr Bedürfnis nach individueller Karriereplanung unterstützt Expertsuisse mit modularen Diplom- und Zertifikatslehrgängen, die Personen mit Berufserfahrung einen Schub in ihrer Laufbahn verleihen können. Eigens dafür wurden die Plattformen Startyourcareer.ch und Accelerateyourcareer.ch geschaffen. Die Veränderungen der Herausforderungen über die Zeit zeigen dabei auf, wie stark die Branche an Lösungen arbeitet und identifizierte Hürden zu überwinden vermag. Die aufgeführten Entwicklungen malen ein Bild einer spannenden, sich ständig weiterentwickelnden Branche, die durch ihr modernes Arbeitsumfeld, faszinierende Fragestellungen und viele Entwicklungspotenziale punkten kann.

Zwölf Hauptherausforderungen für die Prüfungs-, Treuhand- und Beratungsunternehmen
Quelle: Handelszeitung