Versicherungen, so hatte kürzlich eine hochrangige BCG-Beraterin am Swiss International Finance Forum (SIFF) ausgeführt, geben kaum Geld für die Forschung aus. Anders Swiss Re, wie CEO Christian Mumenthaler am Analystentag in London zu Wochenbeginn sagte: Man will den Zugang zu Risikopools über die drei zentralen Faktoren Wissen, Kundenzugang und Kapitalstärke schaffen. Die Rückversicherung investiere in Forschung und Technologien und gewinne bereits einen Teil der grossen Verträge mit innovativen Lösungen.

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Intern gibt es 80 Forschungs- und Entwicklungsprogramme, es arbeiten Fachleute, die insgesamt 450 Vollzeitstellen-Äquivalente besetzen und man investiert 300 Millionen Dollar jährlich in die wichtigen Schlüsselprojekte. Dazu zählt auch eine Plattform für internationale Versicherungsprogramme, die derzeit aufgebaut wird. Bereits aktiv ist die B2B2C-Plattform IptiIQ, mit der Swiss Re ihre Bilanzstärke über Drittanbieter zugänglich macht. Diese Anbieter müssten vor allem in der Lage sein, Risiken zu «beschaffen» – also eine Kundenbasis und/oder beträchtlichen Marketing-Power aufweisen. Die derzeit 28 Partner verkaufen laut Mumenthaler derzeit wöchentlich 4000 Lebensversicherungspolicen.

Attraktive Plattformen

Solche Plattformen gelten als das Geschäft der Zukunft. Wer sie kontrolliert, «besitzt» laut Analysten den Markt – das entspricht der neuen Logik der digitalen Wirtschaft. Neben dem engeren Rückversicherungsgeschäft hat sich das Lösungsgeschäft als Schlüssel für das Wachstum erwiesen. Dabei geht es um das Unbundling von Expertise und finanzieller Deckung. Swiss Re geht damit laut Analysten in Richtung Kundenschnittstelle und Verbesserung der Kundenbeziehung und schlägt damit einen Kurs ein, auf dem man zukünftig auch mit Brokern und Erstversicherungen konkurriert. Die Rückversicherungssparte habe eine «zunehmende Ertragskraft», wie es in London hiess, worin sich auch die verbesserten Marktbedingungen widerspiegeln. Die Gesellschaft will laut eigenen Angaben von diesen verbesserten Rahmenbedingungen, wozu auch höhere Preise in einigen Linien des Rückversicherungsgeschäfts gehören, profitieren. 

Drittkapital wird integriert

Allerdings ist das traditionelle Rückversicherungsgeschäft gleich mehrfach unter Druck: Grosse Erstversicherungsgesellschaften behalten zunehmend attraktive Risiken in den eigenen Büchern, überschüssiges renditesuchendes Kapital hat via ILS und Cat-Bonds auch den Rückversicherungsmarkt gefunden und drückt die Preise und darüber hinaus ist der klassische Prozess mit Kapazitäten, Platzierungskraft und Syndizierung zum «Geschäft ab Stange» geworden. Gemäss Swiss Re kommt 30 Prozent des Gewinns in der Rückversicherungssparte über grosse Transaktionen.

Die Rückversicherung macht hier aus der Not eine Tugend und hat seit einem Jahr zunehmend Drittkapital aktiv in das eigene Geschäftsmodell integriert. Swiss Re verdient dabei ihr Geld durch ihre Expertise in den Bereichen Strukturierung, Managen und Verwalten von grossen Büchern, die zunehmend auch aus verbrieften Risiko-Portfolios inklusive Cat-Bonds bestehen. Sichtbar ist dieser Wandel auch im Aufbau der Sparte Alternative Capital Partners. Diese soll «eine breite Spanne von Dritt-Partei-Kapital-Vehikeln» betreuen.

Und Corporate Solutions, die Erstversicherungssparte von Swiss Re, die vor allem grosse Firmenkunden betreut, konzentriere sich auf den Turnaround. Dort soll es der neue Spartenchef richten und das Geschäft in die schwarzen Zahlen zurückführen. Hier ist der Anteil des Geschäftsvolumens, das neu mit Partnern abgewickelt wird, innert der vergangenen zwei Jahre von 15 auf 25 Prozent gestiegen.