Die Schweiz ist ein Land der Smartphone-Nutzer: Laut dem Statistik-Portal Statista besassen 2020 mehr als 97 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone, im vergangenen Jahr wurden hierzulande 1,7 Millionen der intelligenten Telefone verkauft. Dabei hat Apple mit einem Marktanteil von 47 Prozent die Nase vorn, gefolgt von Samsung mit 33 Prozent.

 

80 Prozent der CO2-Emissionen entstehen bei der Herstellung

Häufig werden die Smartphones bereits nach 12 bis 24 Monaten durch ein neueres Modell ersetzt. Doch macht dies Sinn? Christoph Meili, Ökobilanz-Experte beim WWF-Schweiz, erklärt: «Die Herstellung ist für etwa 80 Prozent der CO2-Äquivalent-Emissionen im Lebenszyklus eines Smartphones verantwortlich. Es ist also entscheidend, dass wir unsere Geräte möglichst lange nutzen, bevor wir sie ersetzen.» (CO2-Äquivalent oder CO2-eq ist ein metrisches Mass, das verwendet wird, um die Emissionen verschiedener Treibhausgase auf der Grundlage ihres Global-Warming-Potenzials zu vergleichen. Dazu werden die Mengen anderer Gase in die äquivalente Menge von CO2 umgerechnet).

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Telefone sollten nicht frühzeitig recycelt werden

Produkte wie Mobiltelefone oder Laptops, die im der Konsum im Verhältnis zur Herstellung relativ geringe Umweltbelastungen verursachen, können länger in Gebrauch bleiben, so Meili, indem man sie repariere, upgrade, weiterverkaufe oder verschenke. Ein frühzeitiges Recycling sei dagegen nicht angebracht. Für die Weitergabe oder den Verkauf von mobilen Geräten gebe es in der Schweiz verschiedene Plattformen. Zudem böten die meisten Telekom-Anbieter eigene Recycling- oder Reuse-Programme an.

Smartphone-Nutzung im Vergleich

Im Vergleich zu anderen Alltagshandlungen (pro Person betrachtet) ist die Smartphone-Nutzung von untergeordneter Relevanz. «Inklusive Herstellung und Stromverbrauch für Nutzung und Datenübertragungsnetze macht sie bis zu 0,3 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Fussabdrucks von Konsumentinnen in der Schweiz aus», sagt Christoph Meili, Ökobilanz-Experte beim WWF-Schweiz. Zur Einordnung:

 

1 Jahr Smartphone-Konsum verursacht rund 20 kg CO2-eq

1 Jahr durchschnittlicher Fleischkonsum verursacht rund 630 kg CO2-eq

1 Winter mit Öl oder Gas heizen verursacht rund 1100 kg CO2-eq

1 Jahr durchschnittliche Autofahrten verursacht rund 1860 kg CO2-eq

11 Stunden Flugreise verursacht rund 2070 kg CO2-eq

Das Potenzial der Smartphone-Wiederverwertung ist auch von internationalen Jungunternehmer und Investoren erkannt worden. Zu den führenden Start-ups in diesem Bereich gehört Swappie aus Finnland, das 2016 gegründet wurde. Das Unternehmen hat die Mission, «refurbished» Smartphones zum Mainstream zu machen. Mit wenigen Klicks können Nutzer ihre Telefone schätzen lassen und einschicken; danach werden sämtliche Daten sicher gelöscht, die Geräte überholt und wiederverkauft.

In der Schweiz bieten mehrere Anbieter ähnliche Services an. Darunter das 2013 gegründete Revendo, das heute über zehn Filialen verfügt und rund 120 Mitarbeitende beschäftigt. Oder die Recommerce aus Zug mit den Plattformen verkaufen.ch und reparieren.ch. Ringier Digital Ventures (gehört wie auch die «Handelszeitung» zur Ringier Gruppe) hält Anteile am Unternehmen.

 

Datensicherheit muss gewährleistet werden

Laut Thomas Kaiser, Co-Founder & Managing Partner der Investment-Beratungsboutique Marcau Partners und Investment Advisor von Ringier Digital Ventures, ist der Schweizer Markt im Bereich Handy-Reuse noch nicht ausgeschöpft: «Das Recycling ist ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Abfallhierarchie. Gerade in Bezug auf Smartphones sehen wir in der Abfolge ‹reduce-reuse-recycle› zusätzlich viel Potenzial in den vorgelagerten Stufen. Hierzulande sind überdurchschnittlich viele hochwertige Smartphones in guter Qualität im Umlauf. Diese sind dafür prädestiniert, lange genutzt zu werden.»

Eine möglichst lange Nutzung setze jedoch voraus, dass die Geräte im Schadensfall zuverlässig repariert werden könnten, beziehungsweise es dem Nutzer, der sich für einen Neukauf entscheide, möglichst einfach gemacht werde, das alte Telefon zu veräussern. Da ein Smartphone für die meisten Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags sei, würden sich auf dem Gerät entsprechend viele vertrauliche und private Informationen und Dateien befinden. Daher sei es äusserst wichtig, dass die Datensicherheit im Fall von Reparatur und Weiterverkauf immer sichergestellt sei. Ein einfacher Factory-Reset reiche da meist nicht.

Swappie, Revendo und Recommerce sind Teil einer boomenden Start-up-Szene, die den rasch wachsenden Markt im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft auf unterschiedlichste Art adressiert. Wie Kaiser erklärt, betreffe dies neben der Wiederverwendung von Alltagsgütern wie Smartphones und Tablets auch viele andere Sektoren – darunter CleanTech, FinTech oder FoodTech.