Der Name Favre-Leuba hat bei Uhrenliebhabern noch immer einen guten Klang. In den Auslagen der Uhrenhändler sucht man die Marke allerdings vergebens. Allenfalls auf Sammlerbörsen findet man heute noch Uhren mit dem charakteristischen Sanduhr-Logo. Dabei kann die Marke eine fast ungebrochene, knapp 280 Jahre alte Geschichte vorweisen. In einem offiziellen Dokument wird im März 1737 in Le Locle erstmals ein Abraham Favre (1702–1790) als Uhrmacher genannt. Nur gerade Blancpain und Vacheron Constantin spielen in der gleichen Liga der ältesten Uhrenmarken.

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Favre-Leuba machte im 20. Jahrhundert mit zahlreichen Innovationen von sich reden, so mit der Entwicklung der Bathy, einer Taucheruhr mit integriertem Tiefenmesser, und der Bivouac, der weltweit ersten mechanischen Uhr mit Barometer und Höhenmesser.

In der Uhrenkrise verblasste jedoch auch der Stern von Favre-Leuba, und die Marke erlebte zahlreiche Besitzerwechsel. So gehörte sie eine kurze Zeit auch zum Portefeuille des französischen Luxuskonzerns LVMH, der mit ihr aber nichts anzufangen wusste. 2003 wurde sie an die spanische Valfamily-Gruppe abgestossen, die ihrerseits mit einem Neustart in Basel scheiterte.

Grösster Uhrenbauer Indiens

Im November 2011 übernahm die Titan Company, eine Tochtergesellschaft des riesigen indischen Tata-Konzerns, Favre-Leuba zum Preis von 2,5 Millionen Franken. Titan ist der grösste indische Uhrenhersteller. Unter dem eigenen Namen und zahlreichen weiteren Brands stellt Titan 15 Millionen Uhren pro Jahr her, die in 30 Ländern Asiens und Afrikas verkauft werden. «Wir wollen das Uhrenmarken-Portfolio der Gruppe mit einer echten Schweizer Marke ergänzen und stärken», begründet Bhaskar Bhat, Titan-CEO und Verwaltungsratspräsident von Favre-Leuba, den Kauf.

Für den Neustart der Marke hat Titan in den letzten zwei Jahren bekannte Namen der Schweizer Uhrenindustrie an Bord geholt: Zum CEO ernannt wurde Thomas Morf (51), früher Chef bei Carl F. Bucherer und Hanhart. Technikchef und Uhreningenieur Patrick Kury, Produktionschef Jörg Ammann und Marketingleiter David Vallata kennen sich alle von ihrer früheren Tätigkeit bei der Grenchner Traditionsmarke Eterna, die 2011 von der chinesischen Citychamp-Gruppe übernommen wurde.

Modellnamen von einst

«Die Marke ist ikonenhaft», begeistert sich Thomas Morf beim Gespräch in den Favre-Leuba-Räumen in der Nähe des Solothurner Bahnhofs. Technische Innovationen und unverwechselbare Stilelemente hätten sie einst geprägt. Dem müsse die Neulancierung zwingend Rechnung tragen. «Wir gehen extrem vorsichtig und mit dem nötigen Respekt vor der Geschichte vor», sagt Morf. Es gehe um einen Brückenschlag zwischen den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts und heute.

Kein Zufall deshalb, dass die neue Favre-Leuba-Kollektion Modellnamen von einst aufnimmt. Spitzenmodell ist 
die Raider Harpoon, eine Taucheruhr mit Heliumventil, vor allem aber mit einer 
patentierten Zeitanzeige. Dominiert wird das Zifferblatt von einem einzigen Zeiger, der sowohl die Minuten anzeigt wie auch – über einen langsamer mitlaufenden inneren Ring – die Stunden.

Werk von Eterna

Vorläufig verbaut Favre-Leuba Basiswerke der Swatch-Tochter ETA und ergänzt sie mit eigenen Aufbauten. Für die neue Bivouac, deren Höhenmesser bis 9000 Meter reichen soll, wird ein Werk aus der Kaliber-39-Serie von Eterna Movements zur Anwendung kommen. Favre-Leuba-Technikchef Patrick Kury kennt das Werk. Er selbst hat das Kaliber während seiner Zeit bei Eterna entwickelt.

Favre-Leuba-Uhren sind im Moment erst bei drei Detaillisten im Testmarkt Japan erhältlich. Die weltweite Lancierung der Marke ist im Umfeld der Uhrenmesse Baselworld 2017 geplant. Positioniert werden soll Favre-Leuba im Preissegment zwischen 2000 und maximal 10 000 Franken: «Wir verstehen uns definitiv nicht als Luxusmarke, das würde unserem Erbe widersprechen. 
Wir sind eine Technikmarke», sagt CEO 
Thomas Morf.

Dass die Uhrenindustrie im Moment mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hat, sieht Technikchef Patrick Kury nicht als Nachteil: «Die Zulieferer haben freie Kapazitäten, sind froh um Aufträge und sind flexibler geworden.» Favre-Leuba unterhält selbst keine Fabrikation und Montage, sondern gibt die Herstellung bei spezialisierten Unternehmen im Jurabogen in Auftrag.