Hektisches Treiben und eine adrenalingeschwängerte Atmosphäre schwappen einem entgegen beim Betreten der ehemaligen Brokerabteilung der Bank Julius Bär, heute Kepler Equities. Hinter einer Trennwand vom Grossraumbüro abgeschirmt, sitzt Roger Steiner in einer nicht mehr als zwei auf zwei Meter kleinen Ecke, hat den Kopfhörer auf und erklärt einem Investor gestikulierend die neueste Entwicklung im Fall Adecco. Auch im Besprechungszimmer steht der 30-Jährige ganz unter Strom und referiert ohne Punkt und Komma. «Der Mehrwert für einen Investor heutzutage besteht nicht darin, dass ich die Quartalszahlen des Unternehmens kommentiere, die er eh schon kennt», so Steiner. «Sondern, dass ich Dinge sehe, die er nicht sieht.» Um seine Aussage zu belegen, hechtet er aus dem Stuhl und holt eine Studie.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der schmale Bericht zeigt unter anderem ein Balkendiagramm, welches das Aktienrückkaufprogramm des Technologieunternehmens Logitech darstellt. Nichts Sensationelles – bis Steiner auf den Mai 2003 zeigt. Dort bricht die Kurve ein, und man erkennt, dass im Vergleich mit den Monaten zuvor die Aktienrückkäufe massiv gedrosselt wurden, kurz vor jener Pressekonferenz, an der Logitech mit schlechten Nachrichten aufwartete und der Aktienkurs innerhalb eines Tages um 33 Prozent einbrach. Zufall? Absicht? «Auf jeden Fall ein Zeichen für mich, zur Vorsicht zu mahnen», erklärt Steiner. Ebenso konträr zum Markt agierte der Vielflieger, als er das Softwareunternehmen Temenos positiv bewertete, lange vor allen andern als Erster. Ein Kursplus von rund 163 Prozent vom Zeitpunkt seiner Kaufempfehlung an gab ihm Recht. «Man muss einfach permanent in Kontakt mit den Unternehmen sein, viele Messen besuchen und mit Konkurrenten und Käufern sprechen», so Steiner.

* Für jeden Analysten wurde anhand seiner von ihm betreuten Titel ein eigener Index gebildet. Roger Steiner zum Beispiel schlug seinen eigenen Index um 28 Prozent.

Zur Person
Outperformance 2003: 28 Prozent*


Analysierte Aktien: Adecco, Kudelski, Logitech, Micronas, SGS, Swisslog, Temenos, Unaxis


Tipps für das 2. Halbjahr 2004: Logitech, Temenos


Ausbildung:
  • kaufmännische Lehre beim Sanitärproduktehersteller Geberit
  • 2 Jahre Netzwerkingenieur Geberit, Paris
  • 1 Jahr IT-Leitung Geberit, Chicago
  • 4 Jahre IT-Spezialist Hewlett-Packard
  • Studium an der ZHW Winterthur zum Betriebsökonomen FH
  • 3 Jahre Analyst Kepler Equities Persönlich: 30 Jahre alt, verheiratet; Hobbys: Reisen, Tennis, Tanzen

Persönlich: 30 Jahre alt, verheiratet, Hobbys: Reisen, Tennis, Tanzen