Abgang des Parma-Chefs Bill Anderson: Jetzt äussert sich Roche-CEO Severin Schwan

Nun also doch: Bill Anderson, Chef der Pharmasparte, verlässt den Basler Pharmakonzern. Der Amerikaner, der 2019 von der US-Tochter Genentech in die Konzernleitung berufen wurde, will seine Karriere ausserhalb des Unternehmens fortsetzen, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Personalie ist ein Schlag für Roche. Anderson war entscheidend daran beteiligt, dass Roche gut durch die Patentabläufe der vergangenen Jahre gekommen ist. So gelang es ihm etwa, das MS-Medikament Ocrevus innert kürzester Zeit zu einem Blockbuster zu machen und sich dabei ganz nebenbei noch in einem bereits stark besetzten Therapiegebiet zu etablieren. Bill Anderson habe sich sehr verdient gemacht um das Unternehmen, sagt Konzernchef Severin Schwan gegenüber der «Handelszeitung». «Denn wir mussten aufgrund von Patentabläufen insbesondere bei den Krebstherapien rund die Hälfte unseres Pharmaumsatzes ersetzen.» Bei Marktbeobachtern wurde Anderson wegen seiner klaren Kommunikation geschätzt. Aber auch er sei natürlich «ersetzbar». Für die jüngsten Rückschläge könne Anderson nur beschränkt verantwortlich gemacht werden, heisst es. Im Frühling sorgte das Scheitern einer klinischen Studie des Immunonkologietherapeutikums Tecentriq zusammen mit dem Produktkandidaten Tiragolumab für einen Dämpfer. Und im Herbst scheiterte das Alzheimer-Mittel Gantenerumab in einer gross angelegten Studie; es konnte keine signifikante Verbesserung des kognitiven Zustands der mit dem Medikament behandelten Patienten und Patientinnen festgestellt werden. Die Studie galt allerdings als «low probability»-Studie, das heisst, die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs war mit lediglich 20 Prozent beziffert worden. Hoffnung gab es vor allem, weil die japanische Eisai und der amerikanische Pharmakonzern Biogen wenige Wochen zuvor mit einem Wirkstoff der gleichen Klasse einen Erfolg verbuchen konnten. Unruhige Zeiten für die Konzernleitung Mit dem Abgang von Anderson stehen der Roche-Konzernleitung unruhige Zeiten bevor. Bereits im Sommer wurde kommuniziert, dass Konzernchef Serverin Schwan im März 2023 ins Verwaltungsratspräsidium wechseln wird, um dort den ehemaligen Luftfahrt-Manager Christoph Franz abzulösen. Als designierter Konzernchef wurde Thomas Schinecker bestimmt, der als Chef der Diagnostiksparte während Corona einen sehr guten Job gemacht hatte. Die Sparte schloss im vergangenen Jahr mit einem Plus von 29 Prozent. Zur Frage, ob der Abgang nicht absehbar gewesen sei, nachdem Bill Anderson bei der Wahl des neuen Konzernchefs übergangen wurde, sagte Noch-Konzernchef Severin Schwan: «Wenn man eine Reihe guter interner Kandidaten hat für einen Posten, stellt sich immer die Frage, wie sich jene noch weiterentwickeln können, die nicht befördert wurden.» Und je höher die Position eines Betroffenen sei, desto schwieriger werde das. «Da wird die Luft dann dünner.» Bill Anderson sei Mitte 50, es sei klar, dass er noch was anderes machen wolle. Anderson wird das Unternehmen bereits per Ende Jahr verlassen, also in knapp drei Wochen. Ab Januar 2023 wird die Pharmasparte interimistisch von Thomas Schinecker geleitet, der seinen Job als Diagnostik-Chef ab Januar an seinen Nachfolger Matts Sause abgeben wird. Ziel sei es, die Position bereits bis zur Generalversammlung im März neu zu besetzen, sagt Schwan. «Diese Aussage können wir machen, weil wir sehr gute Kandidatinnen und Kandidaten haben.» Man schaue aber auch extern nach Bewerberinnen und Bewerbern. Roche-Top-Manager sind gefragt als Konzernchefs Wohin es Anderson nun zieht, ist unklar. Vermutlich dürfte er eine Leitungsposition in seiner US-Heimat suchen, wie das bereits Daniel O’Day, sein Vorgänger an der Spitze der Roche-Pharmasparte, gemacht hatte. Er verliess Roche, um Chef des US-Pharmaunternehmens Gilead zu werden. Roche-Pharmachefs sind gefragt als Konzernchefs. Vor Daniel O’Day hatte es auch Pascal Soriot nach ganz oben geschafft. Er leitet heute den britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca.

Abgang des Parma-Chefs Bill Anderson: Jetzt äussert sich Roche-CEO Severin Schwan

Roche-CEO Schwan äussert sich zum Abgang des Pharma-Chefs