Der Tourismus leidet ganz besonders unter der Corona-Krise. Kein Unternehmen oder anderer Marktteilnehmer wird diesen Stillstand schadlos überstehen. Manche können die Verluste aber begrenzen, weil sie flexibel sind.

Zu dieser Kategorie zählen die Anbieter auf Airbnb mit Sicherheit: Sie können selber entscheiden, wem sie ihre Wohnung oder ihr Zimmer vermieten - und sie bestimmen die Dauer und den Preis. Wenn die Rechnung nicht aufgeht, können die «Hosts» ihre Bleibe einfach von der Plattform nehmen.

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Eine Verschiebung von Airbnb auf den Wohnungsmarkt

Genau dies machen viele Airbnb-Anbieter nun offenbar. In Dublin beispielsweise liess sich auf den Immobilienportalen eine schlagartige Trendwende feststellen: Plötzlich versuchen viele Besitzer ihre Wohnung längerfristig zu vermieten. Eine ähnliche Verschiebung von Airbnb auf den normalen Wohnungsmarkt spielt sich in anderen beliebten Tourismusdestinationen ab.

Haben auch Schweizer Vermieter ihre Wohnung wegen des Virus von der Plattform genommen?

Eine Analyse der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner und der Datenanalyse-Firma Datahouse für HZ besagt: Jein. So ist das Angebot in den Tourismusregionen im Vergleich zum Januar deutlich gesunken. In Zürich, Basel und Bern sind hingegen sogar leicht mehr Wohnungen auf Airbnb ausgeschrieben als im Januar.

Professionelle Vermieter planen längerfristig

Der Rückgang in den Tourismusgemeinden hängt aus Sicht von Robert Weinert von Wüest Partner mit dem Virus zusammen. Wegen der Schliessung der Skigebiete hätten viele Vermieter das Inserat von der Plattform genommen. «Die Abnahme dürfte stärker sein als sonst im März.»
 
In den Städten hoffen die Anbieter hingegen, dass die Nachfrage bald zurückkehren wird, vermutet Immo-Markt-Experte Weinert. «Viele werden davon ausgehen, dass es eine kurzfristige Einschränkung ist.» Gerade die professionellen Anbieter, die oft mehrere Wohnungen auf Airbnb ausschreiben, werden ihr Geschäft nicht kurzfristig umstellen können.

Für Robert Weinert ergibt es Sinn, dass in den Städten mehr oder etwa gleich viel Wohnungen angeboten werden wie im Januar. «Die Vermieter, deren Reservierungen gecancelt worden sind, schalten das Inserat wieder auf.»
 
Während also etwas mehr Wohnungen in Städten angeboten werden, ist das Zahl der ausgeschriebenen Einzelzimmer gesunken. Solche Räume werden häufig von Privaten vermietet, die ein freies Zimmer in der eigenen Wohnung haben.

Weinert ist etwas erstaunt, dass der Rückgang nicht noch stärker ausfiel: «Ich hätte vermutet, dass viele Vermieter wegen der Gesundheitsrisiken derzeit lieber keine fremde Gäste in der eigenen Wohnung haben.»

Airbnb in der Schweiz – im Wallis ist das Angebot am grössten

Auf der Online-Plattform werden jährlich fast 60'000 Schweizer Unterkünfte angeboten. Am häufigsten werden Wohnungen und Zimmer in den Kantonen Wallis, Zürich und Waadt gebucht. Am längsten verweilen Airbnb-Gäste hingegen in Graubünden, nämlich durchschnittlich vier Tage – schweizweit sind es 3,6 Tage. In Zürich verdienten Vermieter mit einer Airbnb-Unterkunft 8660 Franken im Jahr – schweizweit liegt der Durchschnitt bei 11'265 Franken (2018). Auf Airbnb können viele Wohnungseigentümer höhere Renditen erzielen, als wenn sie das Objekt längerfristig vermieten – dies zeigt eine Analyse der Bank Raiffeisen.

(mbü/as)