Die Besitzverhältnisse beim Bekleidungskonzern Calida sorgen weiterhin für Schlagzeilen. Die Familie Kellenberger, die einen Anteil von 34,7 Prozent an Calida hält, hat im vergangenen Jahr den Verkauf ihrer Beteiligung geprüft, wie ein Unternehmenssprecher einen entsprechenden Artikel der «Sonntagszeitung» gegenüber AWP bestätigte. Der Verkaufsplan sei aber nie in die Umsetzungsphase gelangt und «auf absehbare Zeit» ad acta gelegt worden.

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Laut dem Artikel hat die Familie Kellenberger den Verwaltungsrat im Frühjahr 2015 über ihre Verkaufsabsichten informiert. Bei der Diskussion im Gremium habe dann die zweitgrösste Aktionärsgruppe um Verwaltungsrat Christian Haas (Micalux), die 16,4 Prozent an Calida hält, ihrerseits die Absicht bekundet, ihren Anteil verkaufen zu wollen. Die Familie Kellenberger habe daraufhin die Verkaufsbemühungen abgebrochen, worauf Haas aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten sei.

Familie will Ankeraktionär bleiben

Im Artikel in der Sonntagspresse wurde auch Erich Kellenberger, der als Vertreter der Familie im Verwaltungsrat sitzt, zitiert, und zwar mit folgenden Worten: «Wir wollen Ankeraktionär bleiben», ohne allerdings die Vorkommnisse näher zu kommentieren.

Die Aktionärsgruppe Kellenberger habe als Gründerfamilie von Calida für ihren Anteil einen stabilen Ankeraktionär gesucht, so der Unternehmenssprecher zu AWP. Um die Kontinuität zu wahren, habe man dabei nach einem anderen Family Office als Besitzer für das gesamte Aktienpaket gesucht. Mit dem Bekanntwerden der Verkaufsabsichten des zweitgrössten Aktionärs und dem Wechsel auf dem CEO-Posten seien die entsprechende Pläne aus Gründen der Kontinuität aber zumindest «auf absehbare Zeit» verworfen worden.

Umstimmigkeiten zwischen Aktionären

Die Unstimmigkeiten wurden Anfang Dezember bekannt. Damals hatte CEO Felix Sulzberger in einem Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» Rücktrittsabsichten geäussert und dabei auch den möglichen Ausstieg des Hauptaktionärs kommentiert: «Die Familie ist seit langem der stabile Ankeraktionär. Aber in der Tat: Sie haben keine Nachkommen, die eine führende Rolle im Unternehmen übernehmen wollen.» Dass sich die Familie also ihre Gedanken mache, sei «klar».

Kurz darauf wurde dann der Rücktritt von Sulzberger bekannt gegeben und Reiner Pichler zum neuen CEO per 1. April 2016 bestimmt. Der Grund für den Rücktritt des langjährigen CEO Sulzberger dürfte gemäss dem Artikel der Sonntagszeitung auch bei einer im vergangenen Jahr geplatzten Akquisition liegen. Eine aufgegleiste Übernahme sei am Widerstand des Hauptaktionärs gescheitert, weil dieser weder an einer dafür notwendigen Kapitalerhöhung teilnehmen, noch eine Verwässerung des Anteils in Kauf nehmen wollte, heisst es.

Wiederholung von «Sika» nicht möglich

Hierzu meinte der Sprecher: Es sei zwar richtig, dass die Unternehmensleitung unter Sulzberger nach der Übernahme von Aubade 2005 und der in mehreren Schritten erfolgten Teilübernahme von Lafuma weiter habe expandieren wollen. Im vergangenen Jahr seien dem Verwaltungsrat daher verschiedene Vorschläge unterbreitet worden, die aber vom Gremium «in corpore» verworfen worden seien. Die für eine Übernahme allfällig notwendige Kapitalerhöhung sei dabei nicht der ausschlaggebende Grund gewesen.

Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Besitzverhältnissen dürften ab Beginn seiner Amtszeit auch den designierten CEO Pichler beschäftigen, meint die Bank Vontobel in einem Kommentar. Einen zweiten «Fall Sika» werde es aber nicht geben. Bei Calida bestehe keine Opting-Out-Klausel und ein allfälliger Käufer des ganzen Aktienpakets der Familie Kellenberger müsste allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot vorlegen, schreibt der zuständige Analyst René Weber. Neben der Formulierung einer klaren Strategie seien aber die Besitzverhältnisse eine weitere Herausforderung für den neuen CEO.

Aktie: Vom Allzeithoch auf den tiefsten Stand

Die Calida-Aktien reagierten mit Abgaben auf den Bericht aus der Sonntagspresse. Bis 10.30 Uhr verlieren die Titel bei bescheidenen Volumen 1,7 Prozent auf 31,00 Franken. Damit sinken die Aktien auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, nach dem die Titel im Laufe des vergangenen Jahrs mit 42,50 Franken noch ein neues Allzeithoch erklommen hatten.

(awp/jfr)