Der Energiekonzern Alpiq ist weiter damit beschäftigt, sich neu zu erfinden. Weil das traditionelle Geschäft mit der Stromproduktion nicht mehr rentiert, muss Chefin Jasmin Staiblin andere Geschäftsfelder finden. Neu will sie mit dem Abbruch der Schweizer Kernkraftwerke Geld verdienen.

«Wir haben diese Kompetenz», sagte sie vor Journalisten am Montag. Eine Tochter der Alpiq, die Heidelberg GmbH, ist bereits in Deutschland in diesem Bereich tätig. In der Schweiz hat Alpiq nun für den gleichen Zweck die Swiss Decomissioning AG gegründet. «Der Schritt erfolgt aus industrieller Logik», sagte Staiblin.

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Gesamtlösungen für den Nachbetrieb und den Rückbau

Alpiq respektive die neue Tochter wird demnach sogenannte Gesamtlösungen suchen für den Nachbetrieb und den Rückbau von Kernenergieanlagen sowie für den Strahlenschutz und die Dekontamination.

Das Unternehmen wird an offiziellen Ausschreibungen teilnehmen müssen, wie Staiblin erläuterte. «Wir sind an allen vier Kernkraftwerken und allen fünf Reaktoren in der Schweiz interessiert.» Konkrete Zeitpläne und Ertragseinschätzungen liegen noch nicht vor.

Gut unterwegs

Alpiq will sich aber auch die neuen Technologien zu Nutze machen und neue Dienstleistungen anbieten. Bereits Ende 2013 gab das Unternehmen seine neue Strategie bekannt. «Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen», sagte Staiblin am Montag. Langfristig will der Konzern sich zu einem Energie-Dienstleister mit «innovativen Komplettlösungen» entwickeln.

Im Sommer hat Alpiq beispielsweise GridSense auf den Markt gebracht. Diese Technologie antizipiert, steuert und optimiert den Stromverbrauch in Gebäuden. Zudem entwickelt Alpiq zusammen mit dem Versicherungskonzern Zurich, mit dem Industriekonzern Siemens sowie dem Telekomanbieter Swisscom ein Zugangs- und Abrechnungssystem für Elektroauto-Ladestationen.

Festhalten will die Konzernchefin Staiblin aber an der Wasserkraft, welche sie als das Rückgrat der Schweizer Stromversorgung bezeichnet. Wasserkraft müsse als erneuerbare, flexible Energiequelle anerkannt werden, sagte Staiblin an die Adresse der Politik.

Verteilung der Kosten

Dem Konzern machen die hohen Kosten zu schaffen wie Wasserzinsen und Steuern, die rund 40 Prozent der Gestehungskosten ausmachen. Staiblin plädiert für eine Verteilung dieser Kosten «entlang der gesamten Wertschöpfungskette.»

Zwar habe Alpiq andere Betriebskosten senken können, dennoch musste das Unternehmen Abschreibungen und Rückstellungen in der Höhe von etwa einer Milliarde vornehmen. Grund dafür sind die tiefen Grosshandelspreise, welche eine Abwertung der Kraftwerkparks nötig machen.

Bessere Rahmenbedingungen

Von der Politik fordert Staiblin daher bessere Rahmenbedingungen für die Schweizer Wasserkraft - so etwa eine Entlastung für Produzenten bei öffentlichen Abgaben und Wasserzinsen. Sie sei sich bewusst, dass dies ein langer Prozess sein dürfte, sagte sie im Interview mit AWP am Rande der Bilanzmedienkonferenz am Montag.

Auch macht sich Alpiq für eine Förderung der Grosswasserkraft stark, was selbst innerhalb der Branche teils kritisch gesehen wird. Geplant ist derzeit, Schweizer Grosswasserkraftwerke im Rahmen des ersten Massnahmenpakets zur Energiestrategie 2050 mit 600 Millionen Franken zu unterstützen. Dies wäre zwar nur ein kleiner Tropfen auf dem heissen Stein, aber nach Ansicht von Staiblin scheinbar besser als nichts angesichts der prekären Situation.

Verlust wegen Abschreiber

Unter dem Strich schrieb Alpiq 2014 einen Verlust von 902 Millionen Franken, nach einem Gewinn von 18 Millionen Franken im Vorjahr. Der Umsatz belief sich noch auf 8,1 Milliarden Franken nach 9,4 Milliarden im Vorjahr. Ohne den Abschreiber sowie vor Zinsen und Steuern hätte der Betriebsgewinn (EBITDA) 609 Millionen Franken betragen statt 312 Millionen Franken gemäss IFRS und der Reingewinn 145 Millionen.

Im Ausblick geht Alpiq davon aus, dass auch das Ergebnis 2015 von den Grosshandelspreisen gedrückt wird. Gründe ortet der Konzern in den hohen Subventionen für Wind- und Solarkraftwerke sowie im tiefen Preis der Primärenergiequellen Öl, Gas und Kohle. Auch andere Energiekonzerne rechnen wegen der tiefen Preise mit einer Durststrecke.

Von den Grosshandelspreisen betroffen

Alpiq sieht sich von den tiefen Grosshandelspreisen aber stärker als andere Energiekonzerne betroffen, weil das Unternehmen keine Endkunden beliefert.

Den Aktionären wird eine Wahldividende vorgeschlagen. Sie können wählen zwischen einer Dividende in bar von 2 Franken pro Aktie, oder sie können die Dividende als Aktien zu beziehen. Die Hauptaktionäre haben sich bereits für zusätzliche Aktien anstelle der Bardividende entschieden.

(sda/awp/ccr)