Nach zwei alternativen Banken und vier alternativen Pensionskassen in der Schweiz befindet sich nun die erste alternative Versicherung in den Startlöchern. «Das erforderliche Eigenkapital von 15 Mio Fr. steht bereit, und wir wollen den Betrieb Anfang 2005 aufnehmen», sagt der Geschäftsführer der Altra Versicherung AG, Hanspeter Kessler, der «HandelsZeitung». Die Gesellschaft will Eigenkapital, Prämieneinnahmen und Reserven nach ökologisch-ethischen Prinzipien anlegen.

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Optimismus herrscht, obwohl die von der damaligen Vizepräsidentin Carol Franklin, Ex-WWF-Chefin und ehemalige Swiss-Re-Managerin, letzten Dezember verkündeten Ziele kläglich verfehlt wurden. Anstatt der erhofften rund 10000 gezeichneten Aktien bis Mitte 2004 seien bisher nur 1574 Aktien im Wert von 3 Mio Fr. gezeichnet worden. «Doch jetzt haben wir einen Investor an Bord, der die restlichen Aktien im Wert von rund 12 Mio Fr. übernimmt», erklärt Kessler. Es handle sich um eine grössere welsche Krankenkasse.

Meinungsverschiedenheiten führten zum Bruch mit Franklin

Derzeit werde mit der Krankenkasse noch am definitiven Wortlaut des Aktionärbindungsvertrages gefeilt, der allerdings eine Änderung der Geschäftsstatuten nach sich ziehe sie solle Ende Jahr der ausserordentlichen Generalversammlung vorgelegt werden. Der Grund für die Änderung: Altra wollte eigentlich ohne Mehrheitsaktionäre auskommen und beschränkte das Stimmrecht auf 5%. «Wir haben schon im Frühjahr gemerkt, dass wir die Aktien nicht so breit streuen können wie geplant», so Kessler.

Wäre es nach Carol Franklin gegangen, hätte Altra bei traditionellen Anlegern wie UBS und Credit Suisse Group angeklopft. Altra habe sich aber im Frühjahr von Franklin getrennt, da die Mehrheit der Gründungsaktionäre (die Autogenossenschaft Mobility, der Verkehrsclub der Schweiz, die Alternative Bank, die Freie Gemeinschaftsbank und die vier PK Coopera, Gepabu, Abendrot und Nest) auf der ökologisch-ethischen Ausrichtung der Anleger und der Anlagestrategie sowie den Transparenzansprüchen beharrte und traditionelle Investoren ablehnte.

Entsprechend verpflichte sich der neue Mehrheitsaktionär, längerfristig nichts am Unternehmensleitbild und der -ausrichtung zu ändern, führt Kessler aus. Ebenfalls muss er seinen Aktienanteil innert zehn Jahren auf einen Drittel herunterfahren, damit die Aktien breit gestreut werden können.

Günstigerer Schadenverlauf dank Eigenverantwortung

Die Lancierung von Altra ist nicht zuletzt als Reaktion auf die Hüppi-Abzocker-Debatte und Intransparenzvorwürfe gegen die etablierten Versicherungen in den letzten Jahren zu sehen.

Altra will Privatpersonen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unter anderem Policen für Unfall, Haftpflicht, Velos und Autos sowie Zusatzversicherungen bei den Krankenversicherungen anbieten. Zudem will Altra in ihrer Prämiengestaltung nur wenig mit Boni oder Risikozuschlägen operieren. Sie setzt auf Solidarität und Eigenverantwortung der Versicherten. Von diesen erhofft man sich einen günstigeren Schadenverlauf, als dies bei der Klientel herkömmlicher Versicherer der Fall ist, beispielsweise, weil sie gesünder leben oder rücksichtsvoller Auto fahren (falls sie das überhaupt tun). Schlechtere Risiken würden aber nicht abgelehnt.

Der Businessplan sieht eine schwarze Null ab 2008 vor. Altra beschäftigt derzeit am Sitz in Oberägeri sechs Teilzeitmitarbeiter und Kessler als einzigen Vollzeitangestellten. Die Entlöhnung erfolgt aus dem Startkapital der Gründungsaktionäre von 700000 Fr.

Wenn Altra den Betrieb aufnimmt, sollen vier Angestellte das Geschäft betreiben. Dies soll erreicht werden, indem nichtwesentliche Aktivitäten ausgelagert werden. Altra-Berater sollen nicht auf Provisionsbasis, sondern mit Honoraren entlöhnt werden.