Die Alu-Menziken-Gruppe, das finanziell angeschlagene Aargauer Industrieunternehmen mit 900 Beschäftigten und einem Umsatz von 207 Mio Fr., kommt nicht zur Ruhe. An der GV von heute Mittwoch werden verschiedene Aktionäre die Gesellschaft zählt rund 250 Risikokapitalgeber, viele aus dem direkten Einzugsgebiet des Unternehmens aus dem Wynental und aus der Hallwilersee-Gegend den Aufstand proben. Die für ihn keineswegs fremde Rolle als Anführer von so genannt freien Aktionären spielt gemäss «Aargauer Zeitung» der Zuger Vermögensverwalter und Fondsmanager (Saraselect) Peter Lehner. Lehner portiert, mit Einverständnis des Vorgeschlagenen, Hans Ziegler als neues Mitglied des Alu-Menziken-VR. Genauer: Sanierer Hans Ziegler. Dieser holte sich unter anderem Blumen bei der Restrukturierung der Wetzikoner Elma und bei der Liquidation der Winterthurer Erb-Gruppe.

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Gemäss Lehner ist Ziegler mit dieser Vergangenheit idealer Kandidat für einen Sitz im VR, um der Menziken-Gruppe wieder auf die Beine zu helfen. Ziegler selber kennt das Unternehmen nur von aussen, über Details verfügt er keine.

Lehner findet in Menziken ein offenes Feld vor, deshalb denn auch sein seit Mitte Mai geplantes Vorpreschen in Sachen VR. Tatsache ist, dass das Aufsichtsgremium vor einem fast kompletten Revirement steht: Die VR Calvin Grieder und Hans Nater, beide nach mehreren Amtsperioden, hatten nach einem internen Zwist über die Frage der Refinanzierung der Gesellschaft vor ein paar Wochen ihre Rücktrittsschreiben deponiert. VR-Präsident Ralph Schmitz-Dräger scheidet mit dem Datum der diesjährigen GV, also am heutigen 25. Mai 2005, aus. Im Amt bleiben Mehrheitsaktionär Daniel A. Gautschi (hält zwischen 60% und 70% der Stimmen) und, auf Gautschis Schild, VR-Sekretär und Holding-Finanzchef Thomas Staub.

Gautschi bekräftigt: «Wir brauchen keinen Sanierer»

Das Duo Lehner-Ziegler wird es schwer haben, seine Ideen durchzusetzen. Daniel A. Gautschi sieht keine Gründe, dass der VR mit einem echten «Sanierer» aufgestockt werden muss. Das offene Nein aus Menziken kommt unabhängig von der Person Zieglers. Gautschi sieht die Menziken-Gruppe nicht als Baustelle, wo mit schweren Maschinen gröbere Arbeiten verrichtet werden müssen. Gautschi: «Zwei unserer drei Sparten sind gut aufgestellt.»

Was die Eckwerte für 2004 beweisen. Operativ ist das Unternehmen, nach bösen Abstürzen in den letzten zwei Jahren und einem kumulierten Minus von über 100 Mio Fr., wieder auf Zielkurs. Zur Umsatzausweitung um 13% haben alle drei Sparten beigetragen (Extrusion: 76 Mio Fr.; Metall Service: 51 Mio Fr.; Aerospace: 79 Mio Fr.). Für 2004 resultierte immerhin ein hauchdünner Gewinn von 1 Mio Fr., dies bei einem positiven Betriebsergebnis von 8 Mio Fr. (Vorjahr 20 Mio Fr.). Der als Sanierer geholte Markus Stainer hatte operativ den Turnaround geschafft; schade allerdings, dass der intime Branchenkenner vor wenigen Tagen aus der Unternehmung ausschied, weil die Funktion des Gruppen-CEO im Rahmen der internen Umbauarbeiten aufgelöst wurde.

Gautschi macht zudem klar, dass das 1. Quartal 2005 die Fortsetzung der Erholung brachte. Deshalb also sein Nein zur Zuwahl von Sanierer Ziegler. Zumal er fähige Persönlichkeiten fand für die Besetzung der VR-Posten. Vorgeschlagen werden sollen:

- Alfred M. Niederer (64), Inhaber Conpax Holding AG, Lichtensteig, diverse VR-Mandate, so bei Von Roll, Calida und Micronas Semiconductor. Niederer soll das Präsidium übernehmen.

- Walter Grüebler (63), VR-Präsident der Sika AG, Baar, diverse VR-Mandate, so bei Sika, Quadrant und Adval Tech. Grüebler ist mit der Alu-Branche als ehemaliges Konzernleitungsmitglied der früheren Alusuisse noch immer bestens vertraut.

- Paul Häring (48), Partner AWR AG für Wirtschaft und Recht, Bern, diverse VR-Mandate, so bei der Ruag Holding, bei Aebi und bei Tornos.

- Kurt E. Siegenthaler (63), Mitglied der Konzernleitung Bucher Industries, diverse VR-Mandate, so unter anderem bei Schlatter.

Banken werden Stillhalteabkommen wohl verlängern

Primäre Aufgabe des neuen, auf den KMU-Betrieb ausgerichteten VR ist es, die Eigenkapitalbasis von heute 10% zu verbessern. Ende August 2005 läuft das mit Banken ausgehandelte Stillhalteabkommen aus; dessen Verlängerung scheint möglich. Dringend reduziert werden müssen die Schulden von 100 Mio Fr. Offen ist der Weg dieser Sanierung. An diesem Thema haben sich die unterschiedlichen Meinungen des alten VR und von Mehrheitsaktionär Gautschi aufgerieben. Der neue VR wird richtungweisend sein und zwischen Kapitalerhöhung oder zusätzlichen Investoren zu entscheiden haben. Zudem entscheidet er auch über den Verkauf der Sparte Metall Service.

Aluminium-Branche Schweiz: Der Export wird immer wichtiger

Im Gegensatz zur Alu-Menziken-Gruppe, zusammen mit Alcan Aluminium Valais SA sowie der Aluminium Laufen AG einer der drei wichtigsten Player der hiesigen Aluminium-Branche, zeigen sich die 106 Mitglieder des Branchenverbandes alu.ch in einer rundum positiven Verfassung. Mit gutem Grund. Die wirtschaftliche Lage der schweizerischen Aluminiumindustrie mit ihren 1200 Beschäftigten und ihrem geschätzten Jahresumsatz von 3 Mrd Fr. hat sich 2004 erfreulich entwickelt. Nach den eher schwachen Vorjahren zogen die Umsätze an, wenn auch je nach Einsatzgebiet des Leichtbau-Werkstoffes mit unterschiedlichen Steigerungsraten. Markus Tavernier, Präsident des Aluminium-Verbandes Schweiz (alu.ch), jedenfalls zeigt sich zuversichtlich: «Wir dürfen von einer zufriedenstellenden Nachfrage und guten Absatzprognosen ausgehen. Die Branche zeigt sich in einer robusten konjunkturellen Verfassung.»

Durch eine allgemeine Belebung der weltwirtschaftlichen Nachfrage erwarten sowohl die Halbzeughersteller wie auch die Verarbeiter und Veredler für 2005 eine weiterhin positive Entwicklung.

Der Netto-Alu-Einsatz in der Schweiz lag 2004 bei 172600 t, 12,4% mehr als im Vorjahr. Das ergab eine Pro-Kopf-Nutzung von 23,6 kg (Vorjahr 21,6 kg). Gemäss Marcel Menet, dem alu.ch-Geschäftsführer, liegen die bedeutenden Absatzmärkte für Produkte aus Aluminium mit Anteilen zwischen 12 und 18% nach wie vor im Verpackungssektor, im Transportbereich sowie in der Industrie und im Bauwesen.

Die Entwicklung der einzelnen Märkte fiel 2004 allerdings unterschiedlich aus. Im traditionell starken Transportsektor (Schiene, Strasse, Luft) und in der Industrie verbuchten die Lieferanten dank starker Nachfrage aus dem Ausland steigende Absatzmengen; die Verpackungshersteller konnten das Vorjahresniveau halten. Mit strukturellen Problemen es fehlen die Büro- und Geschäftsneubauten mit repräsentativen Fassaden hatte hingegen das Bauwesen zu kämpfen. Auch für 2005 zeichnet sich in diesem Segment noch keine Erholung ab.

Die schweizerischen Halbzeugwerke produzierten 192000 t, 2,7% mehr als im Vorjahr. Rund vier Fünftel oder 157000 t (+3,4%) flossen in den Exportkanal, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Halbzeugfabrikanten unterstreicht. (mk)