Nachdem der Fahrradwerkplatz Schweiz lange noch sein geschützes Gärtchen behaupten konnte, ist er innerhalb der letzten fünf Jahre umso stärker demontiert worden: Praktisch im jährlichen Rhythmus sind die Marken Condor, Mondia, Titan, Tigra und Cilo eingestellt worden oder gar Konkurs gegangen. Letzter Aderlass war vor erst einem halben Jahr Villigers Produktionsverlagerung von Buttisholz ins sächsische Werk zu Villiger Diamant Bike.

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Bei der Ankündigung im Januar wurde dieser Schritt noch mit der Schaffung eines «starken euopäischen Produktionscenters» begründet, das die längerfristige Unabhängigkeit sicherstellen sollte. Doch bereits als die letzten Löter Ende Frühling Buttisholz verliessen, war die Zukunft schon anders bestimmt: Patron Heinrich Villiger war den Ratschlägen seiner Finanzabteilung sowie der Diamant-Geschäftsleitung gefolgt, die schon längst zum Verkauf geraten hatten. Hintergrund war die massive, anhaltende Verkaufseinbusse in Deutschland (minus 25 bis 35%), der sich in diesem Jahr auch Villiger nicht mehr entziehen konnte: Mit noch 60000 Fahrrädern konnten im Werk Hartmannsdorf (mit einer Kapazität von rund 100000) keine schwarzen Zahlen mehr erzielt werden.

Villiger war aber nicht einfach auf den höchsten Erlös aus, sondern trachtete danach, wenn immer möglich die ganze Belegschaft, beide Standorte und möglichst alle Marken erhalten zu können; angesichts einer handvoll verkaufswilliger Fahrradfirmen in Deutschland kein leichtes Unterfangen. Immerhin hatte Inhaber Villiger den Deal in gute Hände gelegt der Berner Consulting-Firma Binder, die jüngst etwa für Valser Wasser den Verkauf an Coca-Cola eingefädelt hatte. Und da besteht in der Tat eine Parallele: Mit Trek zeichnete sich schon früh ein amerikanischer Kronfavorit ab, der ein idealer Käufer sein dürfte: Mit über 1 Mio verkaufter Bikes handelt es sich um einen potenten Global Player, der aber ebenfalls noch ein Familienunternehmen ist; deswegen wurde über den Verkaufspreis auch Stillschweigen vereinbart.

Trek ist Marktführer in den USA, spielt aber in Europa trotz Tour-de-France-Seriensiege Lance Armstrong keine vergleichbar führende Rolle. Mit Villiger wird nun vor allem hohe Kompetenz im City-/Trekkingbereich erkauft. Deshalb wird auch die Produktion in Sachsen weitergeführt und womöglich gar ausgebaut. Die Fabrik bei Chemnitz ist erst fünf Jahre alt; vor gerade zehn Jahren hat Villiger die Diamant-Fahrradwerke übernommen.

marken bleiben erhalten

Eine massive Zäsur steht dafür in der Schweiz an. Nach der Handänderung per Ende Dezember wird der Standort Buttisholz 22 Jahre nach der Gründung im Laufe des Frühlings aufgelöst. Formell haben alle der noch verbliebenen rund 30 Beschäftigen eine Offerte zur Weiterbeschäftigung bei der Trek Fahrrad AG erhalten, die ihrerseits von Urdorf in grössere Räumlichkeiten in Flughafennähe ziehen wird.

Erklärte Absicht von Trek ist es, die funktionierende Vertriebsorganisation mit den drei Marken Villiger, Arrow und Tigra selbstständig weiterlaufen zu lassen. Deren Absatz dürfte dieses Jahr mit 15 000 Velos noch etwa einen Drittel der Verkäufe von Mitte der 90er Jahren betragen, was die vierte Marktposition in der Schweiz bedeutet.