Die Deutsche Bank und die Commerzbank loten eine gemeinsame Zukunft aus. Beide Geldhäuser betonten am Sonntag in Frankfurt zwar, eine Fusion sei keineswegs ausgemachte Sache. Aber allein die Möglichkeit spaltet die Gemüter. Befürworter des Zusammenschlusses glauben, dass die Banken nur gemeinsam stark genug gegenüber der weltweiten Konkurrenz sein können. Kritiker befürchten dagegen einen drastischen Jobabbau.

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Am Montag wird sich zunächst zeigen, wie die Anleger an der Frankfurter Börse auf die Bekanntgabe der Gespräche reagieren. Die Deutsche Bank hatte 2018 nach drei Verlustjahren in Folge gerade so die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Skandale und Prozesse verschlangen über Jahre Milliarden, der Aktienkurs ist im Keller. Die Commerzbank stieg im Herbst in die zweite Börsenliga ab und ist ebenfalls seit Jahren im Umbruch.

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Die Gewerkschaft Verdi rechnet im schlimmsten Fall mit dem Abbau von 30'000 Jobs, die Aktionärsvereinigung DSW sogar mit dem Rauswurf von bis zu 50'000 Mitarbeitern. Ende 2018 beschäftigten die beiden Institute zusammen gut 133'000 Vollzeitkräfte.

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Die Politik macht dennoch schon lange Druck in Richtung einer Fusion. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, werben seit Monaten für starke deutsche Banken. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Medienberichte gegeben, Scholz und Kukies hätten Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke gedrängt, ein Zusammengehen zu prüfen – idealerweise vor der Europawahl Ende Mai.

An der Börse ist die Deutsche Bank – immerhin Deutschlands grösstes Geldhaus – aktuell gerade noch gut 16 Milliarden Euro wert, die Commerzbank rund 9 Milliarden Euro. In der Weltspitze spielen die beiden grössten börsennotierten deutschen Banken damit nicht mehr mit.

Um eine Fusion mit der Rivalin zu finanzieren, bräuchte die Deutsche Bank voraussichtlich eine Milliardensumme. Um diese zusammenzubekommen, könnte sie sich Insidern zufolge komplett von ihrer Fondstochter DWS trennen. Einem Medienbericht zufolge prüft Europas grösster Versicherer Allianz bereits, ob eine Zusammenführung des DWS-Geschäfts mit seinen eigenen Vermögensverwaltern Pimco und Allianz Global Investors (AGI) Sinn hätte. Sprecher der Unternehmen wollten den Bericht am Sonntag nicht kommentieren.

(sda/ise/mbü)