Stets keck. Meist siegesgewiss. Oft lächelnd. Unterwegs im schnellen Schritt. Und immer mit der gleichen Messenger Bag, anatomisch rechtsschultrig appliziert. So zeigt sich Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz auch zu Beginn der zweiten Prozesswoche. Shot on Location, Volkshaus Zürich, ergibt: Dieser Mensch scheint verwachsen zu sein mit dieser einen Tasche.

Was schon einer Schreiberin von «NZZ Bellevue» als «auffälligstes Accessoire im Vincenz-Prozess» ins geschulte Auge stach, soll hier mit einem Augenzwinkern vertieft werden. 

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«Im Grunde zu modisch»

Zwar will Bally keine Stellung nehmen zum Vincenz’schen Fashion-Statement, aber Sachkundige aus dem Konsolidierungskreis der «Handelszeitung» tippen beim Schulterschmuck des Ex-Bankers einhellig auf das Modell Bally Triar. Ein Modell, das heute so nicht mehr produziert wird – und also wohl Seltenheitswert hat.

Im Urteil von Journalist und Stilkritiker Mark van Huisseling (MvH) ist diese Tasche «im Grunde zu modisch und/oder städtisch für Vincenz. Dieser pflegt eher den pfiffigen Prokuristen – wie man an seiner originellen Brille erkennt – respektive den Lustigen vom Land, wir erinnern uns an seine Kurzarmhemden.»

Vielleicht, so MvH, «war das gute Bally-Stück ein Geschenk von Beat Stocker, sein Geschäftspartner ist ihm auch stilmässig überlegen.» Was für Vincenz spreche: «Er scheint der Tasche Sorge zu tragen, sie ist schon ein paar Jahre alt, kommt aber immer noch gepflegt daher.» Als Message der Messenger Bag liesse sich also extrahieren: Da trägt einer der ihm anvertrauten Ware Sorge. Irgendwie oldschool. Irgendwie sympathisch.

Wohl selber bezahlt

Härter urteilt Branding-Pro Cary Steinmann: «Keine gute PR für Bally, au contraire. Und als Influencer hat Vincenz auch wenig Power.» Der Ex-Raiffeisen-Chef, ein modischer Contrarian? Wir wühlten in den Spesenbelegen und fanden keine Evidenz dafür, dass sich Vincenz die Messenger Bag – Schätzwert 700 Franken – auf Kosten von Raiffeisen zulegte.

Conclusio: Wenigstens in dieser Causa lag er der Bank nicht auf der Tasche.

Andreas Güntert
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