Der Papierkonsum ist auch 2003 weiter zurückgegangen», sagt Markus Estermann. Dies zum dritten Mal in Folge, wie der Länderchef von Antalis, dem grössten Papiergrosshändler in der Schweiz, anfügt. Die Lage sei schwierig, womit eine weitere Konsolidierung im Markt für Estermann eine reine Frage der Zeit ist. Man sei sich in der Branche zwar nicht ganz einig, wie viel vom Rückgang konjunkturbedingt und wie viel davon auf Substitutionseffekte zurückzuführen sei. Letzteres bedingt durch die technologische Entwicklung etwa im Bereich der elektronischen Medien.

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Für Estermann aber ist klar: «Die Papiernachfrage ist stagnierend bis rückläufig, und das wird sich nicht substanziell ändern.» An dieser Einschätzung hält Estermann fest, obwohl sich global gesehen zurzeit ein anderes Bild ergibt. Während der lokale Handel seit längerem stagniert, verzeichnen die Hersteller von Papier auch in der Schweiz Rekordwerte. Der Grund: Der Papierschwund in Industrieländern wie der Schweiz wird durch den steigenden Bedarf in Schwellenländern kompensiert. Zum Beispiel in China. «Was dort abgeht ist enorm», sagt auch Estermann, dennoch ist er überzeugt, dass der Konsum weltweit stagnieren und längerfristig zurückgehen wird.

Vergebliche Aufholjagd

Exemplarisch dazu die Entwicklung in der Schweiz, wo sich die Lage nun zwar stabilisiere, aber auf tieferem Niveau. Hier wird die Industrie auch bei einer Konjunkturerholung nicht mehr wett-machen können, was in den letzten drei Jahren verloren ging. «Die Mengen, die jetzt kommen, reichen nicht, um die Durststrecke der letzten drei Jahre aufzufangen.» Im Gegenteil: Die Branche bildet sich zurück, und «es wird eng wie in einem Karpfenteich, in dem der Wasserspiegel absinkt». Fazit: Der Fische werden immer weniger werden. Estermann schätzt, dass es bis in wenigen Jahren nur noch vier grosse Papiergrosshändler in der Schweiz geben wird heute sind es deren fünf. Kommt es in Europa zu einer weiteren Konsolidierung im Markt, könnte Antalis dabei eine aktive Rolle spielen. Dazu verfüge das Unternehmen über den nötigen Background, so Estermann.

Europaweit ist die AntalisGruppe, ihrerseits eine Tochter der Industrieholding Worms& Cie, hinter Paperlinx die Nummer zwei im Geschäft. Weltweit immerhin die Nummer vier, wobei die ersten beiden (Xpedx und Unisource) ihren Aktionsradius bis heute klar auf die amerikanischen Märkte beschränkt halten.

In der Schweiz ist Antalis mit einem Jahresumsatz von rund 270 Mio Fr. klar die Nummer eins, gefolgt von Sihl+Eika, die als Tochter der deutschen Schneider & Söhne ebenfalls zu einem grösseren Konglomerat gehört. Auf den weiteren Plätzen finden sich Baumgartner, Biber und Fischer, unter denen die Ausmachung um Platz drei wohl irgendwann stattfinden wird.

Lange könne dies nicht mehr auf sich warten lassen, vermutet Estermann. Dazu sind Volumen und Preise seit Jahren zu sehr unter Druck. Die jährlichen Margenverluste, rechnet er vor, liegen in der Branche seit 2001 bei 5 bis 10% pro Jahr. 1 bis 2% weniger Umsatz heisst 5% weniger Ertrag, was alleine durch die jährliche Steigerung der Produktivität von durchschnittlich 1 bis 2% nicht wettgemacht werden kann.

Bestehen in einemschrumpfenden Marktumfeld

Wer überleben wird, ist unter diesen Voraussetzungen für den Papiergrosshandel eine reine Frage von Marktgrösse und den Mengensynergien, die sich daraus ergeben. Doch selbst dann bleiben die Erträge unter dem Strich dünn, von Steigerung kann schon gar keine Rede sein. Antalis erwirtschaftet nach wie vor den Löwenanteil am Umsatz mit Papieren für die grafische Industrie, Spezialpapieren sowie einem umfassenden Papiersortiment für den gesamten Bürobedarf. Dies werde auch so bleiben, versichert Estermann. Das Volumen soll gehalten, wenn nicht gar «sanft» ausgebaut werden, falls sich dazu Gelegenheit bietet.

Die Zukunftsmusik allerdings spielt woanders. Will Antalis weiter wachsen, kann es nicht nur darum gehen, weitere Marktanteile im Papierhandel zu erkämpfen oder aufzukaufen. Die Losung heisst, gezielt zu diversifizieren, was gemäss strategischer Formel bei Antalis darauf hinausläuft, in Zukunft «mehr als Papier zu sein». Vor allem den Bereich Service, heute rund 10% vom Umsatz, will der Papiergrosshändler kräftig auf 30% ausbauen. Dazu gehört neben der Papierbewirtschaftung rund um den Büroarbeitsplatz immer häufiger auch die Übernahme der ganzen Formular- und Drucksachenbearbeitung bis hin zum Versand von Mailings für Grosskunden. Von da ist es denn auch nicht mehr weit bis zum Angebot des gesamten Bürobedarfs. Dazu besteht bereits heute eine Kooperation mit dem Papeteriegrossisten Waser, wie sie im Übrigen auch zwischen Sihl+Eika und Büro-Fürrer existiert.

Als weiteres Wachstumssegment für sich entdeckt hat Antalis den ganzen Bereich Verpackungsprodukte. Dieser Bereich sei ein wachsender Markt, so Estermann dazu. Antalis wird die Geschäftszahlen zwar erst im April publizieren. Geschäftsführer Erstermann versichert aber schon heute, dass es dank all dieser Massnahmen gelungen sei, dem widrigen Marktumfeld zu trotzen und ein respektables Betriebsergebnis zu erwirtschaften. 2002 lag die Ebit-Marge bei 6%.

Papiermarkt: Papiergrosshandel in der Krise

Dem Papiergrosshandel in der Schweiz geht es schlecht. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist auch im letzten Jahr (rund 220 kg) weiter gesunken. Dies ganz im Gegensatz zu den Papierherstellern, die einen Boom erleben, der 2003 auch in der Schweiz zu einem Rekordausstoss von 1,8 Mio t Papier und Karton geführt hat. Dies dank der Exportmärkte, wo die Papierindustrie vor allem von der grossen Nachfrage aus Asien profitiert. Ganz anders der Papiergrosshandel, der von den lokalen Märkten lebt. So reduzierten sich die Umsätze zum Beispiel in der grafischen Industrie 2003 nochmals um 2 bis 3%, nachdem diese schon in den beiden Vorjahren rückläufig war. Insgesamt ging das Volumen im Jahr 2003 um weitere 3% zurück. Verdeutlicht wird die Krise auch durch den erneut starken Umsatzrückgang von 7% im letzten Jahr, was den fortlaufenden Preis- und Margendruck veranschaulicht.