Apple schaltet in der Schweiz einen Gang höher. Erstmals hat der Tech-Gigant nun für sein Streamingportal Apple Music einen Experten eingestellt, der den Schweizer Musikmarkt kennt und betreut. Seit Anfang Juli stellt der neue Apple-Mann von Zürich aus Playlists mit Musik von Züri West, Lo & Leduc, Trauffer und Co. zusammen und empfiehlt den hiesigen Nutzern heimische Künstler.

Eine Apple-Sprecherin bestätigt BILANZ-Informationen: «Der Redaktor arbeitet sowohl mit lokalem Content als auch mit Input aus den deutschen, französischen und italienischen Märkten und aktualisiert die Apple-Music-Plattform in der Schweiz.» Weiter passe er globale Playlists an und erweitere sie mit Schweizer Musik. «Die örtlichen Präferenzen werden daher gut abgebildet», sagt Brack.

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Lukrative Förderfunktion

Playlists und Empfehlungen auf den Portal-Startseiten sind die härteste Währung im jährlich zweistellig wachsenden Streamingbusiness. Die Portale sprechen damit neue Nutzer an, und die Künstler erhalten mehr Aufmerksamkeit. Eine lukrative Förderfunktion, die früher gänzlich den Musiklabels vorbehalten war. Spotify lässt bereits eigene Musik produzieren. Beim Verband der Musikindustrie (IFPI) macht sich Verzweiflung breit.

Der Schweizer IFPI-Ableger kritisiert den Branchenprimus schon länger: «Die Politik von Spotify benachteiligt Schweizer Künstler und Labels im wichtigsten Wachstumsmarkt Streaming», sagt Geschäftsführer Lorenz Haas. Das könne zu gravierenden Schäden für das hiesige Musikschaffen führen.

Spotify hat höheren Marktanteil als Apple Music

Apples Zürcher Vorstoss macht ihn nur halb glücklich, denn Spotify hat hier einen mehr als doppelt so hohen Marktanteil wie Apple Music. Eine IFPI-Auswertung kommt zum Schluss: Dürften die Labels ihre Schweizer Bands auf Spotify wie bei Apple Music durch Kampagnen vermarkten, würden die Künstler doppelte Streamingeinnahmen generieren.

Doch Spotify liess das Versprechen gegenüber IFPI Schweiz, sich künftig des Schweizer Markts anzunehmen (BILANZ berichtete), unerfüllt und will heute nichts mehr davon wissen. Mit Schweizer Musik ist international nichts zu holen. Spotify-CEO Daniel Ek konzentriert sich in allen Märkten stark auf die rentabelsten Musikgrössen aus den USA und Grossbritannien. Trotz inzwischen 2,9 Milliarden Euro Umsatz schreibt das Unternehmen noch immer keinen Gewinn. Im Gegenteil: Zuletzt stieg der Verlust auf 539 Millionen Euro.

Weil IFPI Schweiz nicht mehr weiterkommt, wird jetzt über Alternativen nachgedacht. Eine Konsultation bei der Wettbewerbskommission (Weko) könnte sich beim hohen Spotify-Marktanteil möglicherweise lohnen. «Das schliesse ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht aus», meint Lorenz Haas. 

 

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Die beliebtesten Schweizer Acts bei Spotify sehen Sie in der Bildergalerie unten: