Die Weltbörsen werden Ende des Jahres 2022 mehr denn je von US-Konzernen dominiert, obwohl Technologiefirmen in den vergangenen zwölf Monaten stark an Wert verloren haben, wie aus einer Analyse der Unternehmensberater von EY von Donnerstag hervorgeht.

Elf der zwölf teuersten börsennotierten Unternehmen (Stand: Börsenschluss am 27. Dezember) haben ihren Sitz in den USA, angeführt vom iPhone-Hersteller Apple, der mit einem Marktwert von 2,07 Billionen Dollar als einziger die Zwei-Billionen-Marke überschreitet. In die Phalanx der Amerikaner kann nur der arabische Ölriese Saudi Aramco auf Platz zwei einbrechen, der mit 1,87 Billionen Dollar für die Renaissance der Öl- und Energiewerte im Schatten des Ukraine-Krieges steht.

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61 Firmen aus den USA in der Top 100

Auch drei Schweizer Konzerne reihen sich erneut in die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt ein. Europa fällt insgesamt aber zurück.

Die Vereinigten Staaten hängen Europa trotz grosser Kursverluste von US-Techkonzernen an der Börse ab. Unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt stammen alleine 61 aus den USA, nur eins weniger als im Vorjahr.

Unternehmen aus den USA dominieren schon seit vielen Jahren die Weltbörsen - beflügelt vom Wachstum der Techkonzerne, die im Börsenboom der vergangenen Jahre rasant an Wert gewonnen hatten.

Doch mit den Zinserhöhungen der grossen Zentralbanken im schwachen Börsenjahr 2022 bekamen die zinssensiblen Tech-Riesen Gegenwind. Technologiekonzerne verloren EY zufolge im Verlauf des Jahres 33 Prozent ihres Börsenwerts. Allein Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon büssten zusammen 4,6 Billionen Dollar ein.

Nestlé, Roche und Novartis weit vorne

Die Schweiz belegt mit den gewohnten Titeln Nestlé (Rang 23), Roche (Rang 32) und Novartis (Rang 45) erneut den fünften Platz im Länderranking der 100 wertvollsten Unternehmen. «Die langjährig stabile Präsenz von Schweizer Unternehmen in der Top 100 Rangliste ist ein positives Zeichen dafür, dass die Schweiz im internationalen Kontext nach wie vor erfolgreich wirtschaftet und als relativ kleines Land eine bedeutende Rolle in der europäischen und globalen Wirtschaft spielt», sagt Stefan Rösch-Rütsche, Country Managing Partner von EY in der Schweiz.

In die Top 300 schaffen es insgesamt neun Schweizer Unternehmen, nebst den drei bereits genannten Firmen konkret noch Chubb Limited (Rang 144), Glencore (153), Richemont (182), Zurich (190), UBS (238) und ABB (246), wie die Studie zeigt.

Asien vor Europa

Die Bedeutung Europas an der Börse schwindet jedoch seit Jahren. Ende 2007, vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen laut EY noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa.

Inzwischen haben nur noch 15 der 100 wertvollsten Firmen ihre Zentrale in Europa, bestklasierter Vertreter ist demnach der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 15. Aus Asien kommen 19 der grössten Börsenunternehmen, angeführt vom Techkonzern Tencent.

Viele europäische Unternehmen befänden sich mit ihren Geschäftsmodellen inmitten tiefgreifender Transformationsprozesse, nur wenige europäische Jungunternehmen würden es an die Weltspitze schaffen, so EY.

Zudem sei die Finanzierungssituation in den USA gerade für junge Unternehmen deutlich besser. Dazu kommt, dass Europa überdurchschnittlich stark unter dem Ukraine-Krieg und dem Anstieg der Energiepreise leiden.

Massiver Wertverlust wegen Zinsanstieg

Insgesamt verloren die 100 der grössten Börsenunternehmen 7,2 Billionen Dollar oder 20 Prozent ihres Werts. Während auch Konsumgüter- und Telekommunikationsfirmen kräftige Kursverluste verzeichneten, ging es dank höherer Rohstoffpreise vor allem für Energiekonzerne aufwärts (plus 12 Prozent).

«Der starke Anstieg der Zinsen, die Inflation, der Krieg in der Ukraine, die Lieferkettenprobleme und die weltweit steigenden Energiepreise – all diese Entwicklungen haben deutliche Spuren an den Weltbörsen hinterlassen. Viele Technologieunternehmen hatten in der Pandemie massiv an Wert gewonnen und sind nun mit einem deutlich anspruchsvolleren wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert», stellt Rösch-Rütsche fest.

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(awp/reuters/gku)