Apple muss nach einer Niederlage vor Gericht seine einträglichen App-Praktiken weiter lockern. Im Streit mit dem Spiele-Entwickler Epic Games entschied US-Richterin Yvonne Gonzalez Rogers am Freitag, dass der iPhone-Hersteller «massvolle» Änderungen vornehmen muss und bescherte dem Fortnite-Macher damit einen Teilerfolg.

So ist Apple künftig gezwungen, App-Entwicklern die Benutzung anderer Bezahlsysteme neben Apples App-Store zu ermöglichen. Das Urteil könnte laut Experten weitreichende finanzielle Folgen haben - allerdings in Abhängigkeit davon, wie Apple das Urteil umsetzt. Das prüft der US-Konzern nach eigenen Angaben nun.

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Aktionäre lieferten hingegen schon mal eine Antwort und verkauften in Scharen. Das Apple-Papier fiel 2,5 Prozent, womit Apple 64 Milliarden Dollar Börsenwert einbüsste. Der Anteilsschein der Google-Mutter Alphabet fiel im Sog mehr als ein Prozent. Aktien von Videospiele-Anbietern, die ihre Spiele im App-Store anbieten, legten hingegen kräftig zu. Für Zynga ging es zwischenzeitlich mehr als neun Prozent in die Höhe und für Electronic Arts und Activision Blizzard mehr als drei Prozent.

Kritik von Wettbewerbshütern

Die App-Politik von Apple und Google hat sich inzwischen weltweit zum Politikum entwickelt und unter anderen die japanischen und deutschen Wettbewerbshüter sowie südkoreanischen Parlamentarier auf den Plan gerufen. Bisher reagierte Apple in Trippelschritten und lockerte beispielsweise kürzlich die Bezahlregeln für Netflix und Co. Unklar ist noch, wie der Technologiekonzern auf eine Gesetzesänderung in Südkorea reagiert, die App-Entwicklern die Nutzung anderer Bezahlsysteme ermöglicht.

Lange Zeit verfolgte Apple eine strikte Politik und setzte App-Entwickler - wie bei Epic Games passiert - vor die Tür, wenn sie sich nicht an die strengen Spielregeln hielten. Diese besagten, dass App-Einkäufe nur über den hauseigenen App-Store bezahlt werden können, Kunden auf keine anderen Möglichkeiten außerhalb hingewiesen werden und für jeden über den App-Store erzielten Umsatz eine Provision von bis zu 30 Prozent fällig wird. Apple begründete die Haltung unter anderem mit Sicherheitsaspekten. Die Provision wird Apple Gonzalez zufolge weiterhin verlangen dürfen. Auch in anderen Belangen stellte sich die Richterin auf die Seite von Apple und kam auch Epics Forderung nicht nach, das iPhone für App-Stores von Drittanbietern zu öffnen.

«Wir werden weiterkämpfen»

Ein Sprecher von Epic Games sagte Reuters, das Unternehmen plane, in Berufung zu gehen. Firmenchef Tim Sweeney schrieb auf Twitter: «Das heutige Urteil ist weder ein Sieg für Entwickler noch für Verbraucher... Wir werden weiterkämpfen.»

In den vergangenen Jahren hat sich das Dienste-Geschäft des US-Konzerns mit Musik-, TV- und Cloudangeboten zur zweitgrössten Unternehmenssparte gemausert und setzt inzwischen jährlich fast 54 Milliarden Dollar um. Dessen Herz ist der App-Store. Der Streit zwischen Apple und Epic Games dauert bereits seit langer Zeit an. Die Auseinandersetzung eskalierte, als Epic in die Version seines beliebten «Fortnite»-Spiels eine alternative Bezahlvariante integrierte, um die Gebührenabgabe an Apple und Google zu umgehen. Daraufhin entfernte Apple das Spiel aus seinem App-Store, was wiederum Epic Games vor das Gericht trieb. Auch gegen Google läuft eine Klage.

Experten rechnen nicht damit, dass die Sache mit dem Richterspruch abgehakt ist. Er mache den Weg frei für Ermittlungen der Wettbewerbshüter, sagte Rechtsprofessor Johne Newman von der University of Miami.

tim/Reuters