Die Apple Watch ist nun auch offiziell in der Schweiz erhältlich. Zu einer Uhr kommen Tech-Fans auf zwei Wegen: Entweder sie bestellen sie online bei Apple oder kaufen sie direkt im Laden. Allerdings kann man nicht einfach in den Shop gehen und die Uhr gleich mitnehmen. Dafür muss man sie vorher via Internet reservieren. Danach erhält man von Apple einen Abholungstermin. Warteschlangen vor den Shops wird es daher nicht geben. Das günstigste Modell, die Apple Watch Sport, ist in der Schweiz ab 389 Franken erhältlich.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Doch lohnt es sich, eine Apple Watch ans Handgelenk zu schnallen? Die Antwort soll der Praxis-Test geben. «Bilanz.ch» hat bereits ein Standardmodell der Apple Watch getestet und sich einen ersten Eindruck verschafft.

Wie bei einer Luxusuhr

Das «Abenteuer» Apple Watch beginnt schon bei der Verpackung. Diese kommt – wie man es von Apple gewohnt ist – sehr elegant daher. Das «Unpacking» macht richtig Spass. In der Hand hält man eine würfelförmige weisse Kartonbox. Nachdem das Plastik entfernt und die Box geöffnet hat, kommt eine weisse Schatulle, ebenfalls aus Plastik, zum Vorschein. So sind auch Zeitmesser von Schweizer Luxusmarken eingepackt. Mit dem Öffnen des Kästchens liegt die Apple Watch frei. Nun kann es losgehen.

Zunächst gilt es, die Uhr zu personalisieren und mit dem eigenen iPhone synchronisieren. Das ist in ein paar Minuten vollbracht. Am Handgelenkt sitzt die Smartwatch angenehm. Und: Sie sieht wirklich schick aus. Hässlich ist was anderes. Klar, über Geschmack lässt sich streiten. Trotzdem.

Nichts für dicke Finger

Anders sieht es mit der Handhabung aus. Sie ist gewöhnungsbedürftig. Wirklich intuitiv ist die Steuerung nicht. Der Mix aus drehbarer Krone, Taste und Touch Screen verwirrt. Zudem verliert man anfänglich schnell die Übersicht über die einzelnen Funktionen, da stets nur ein kleiner Ausschnitt des Ganzen auf dem Display sichtbar ist.

Hinzu kommt, dass das Display für einen Touch-Screen sehr klein ist. Das ist auch bei der grösseren Modell-Variante mit einem 42-Millimeter-Display der Fall, die beim Test verwendet wurde. Somit sind auch die runden Apps winzig. Treffsicherheit ist also gefragt – Nutzer mit dicken Fingern dürften ihre Probleme haben.

Nerviger Standby

Bei den ersten Testversuchen machen sich weitere Schwächen bemerkbar. So erwacht das Display erst dann aus dem Standby, wenn der Träger das Handgelenkt dreht, um auf die Uhr zu schauen. Hält man die Hand ruhig, ist lediglich ein pechschwarzes Display sichtbar, das soll Strom sparen. Der Träger muss also immer eine ausholende Drehbewegung machen, wenn er die Zeit sehen will. Das kann in der Öffentlichkeit schnell bescheuert aussehen.

Und auch wenn man das Handgelenkt dreht: Der Display erwacht erst nach einer kleinen Verzögerung. Auch ist die Anzeige nicht immer zuverlässig. Oftmals bleibt der Screen dunkel – je nach dem, wie man das Handgelenk dreht. Auf die Dauer nervt das gehörig.

Bluetooth reduziert Akkuzeit

Eine weitere Hürde ist, dass die Uhr nur in Verbindung mit einem iPhone brauchbar ist. Nur wenige Apple-eigene Apps sind auch ohne das Smartphone zu nutzen. So etwa die Fitness-App. Beim Joggen kann das iPhone also zuhause bleiben. Ansonsten zeigt die Uhr in abgespeckter Form das an, was das iPhone vorrechnet. So ist sie letztlich einfach eine kleine Anzeigetafel des iPhones, welches beispielsweise im Hosensack verstaut ist.

Gekoppelt werden die beiden Gadgets per Bluetooth. Das hat Folgen für die Akkudauer. Laut Apple hält die Uhr rund 18 Stunden durch. Aufgeladen ist sie in gut zwei Stunden. Allerdings drückt Bluetooth auf der Akku des iPhones, das nun schneller an die Steckdose muss.

Mit Siri Nachrichten versenden

Auch telefonieren kann man über die Apple Watch. Die Verbindung ist allerdings nicht immer einwandfrei. Immer wieder gibt es kleinere Unterbrüche. Vom iPhone darf man sich denn auch nicht zu weit entfernen. Beim Testen brach die Verbindung zwischen Uhr und iPhone ab einer gewissen Distanz zusammen.

Nachrichten können mit der Apple Watch ebenfalls gesendet werden. Ankommende SMS oder iMessages werden in einer Vorschau angezeigt. Mit einem Fingerdruck liest man dann die Nachricht Allerdings kann man mit der Uhr nicht schreiben. Geantwortet wird über eine Auswahl von vorgefertigten Antworten, die der Nutzer selbst definieren kann.

Eine Nachricht lässt sich jedoch über einen eleganteren Weg verfassen – nämlich über Apples Sprachassistentin Siri. Der diktierte Text kann als geschriebene Nachricht oder Audiodatei verschickt werden. Siri erstellt auf Befehl auch Erinnerungen oder Termine im Kalender.

Reduziertes Skype-Vergnügen

Neben einigen Standard-Apps hat «bilanz.ch» drei Lieblings-Apps getestet. So zum Beispiel Skype. Hier gilt das Gleiche wie bei der Nachrichten-App: Schreiben ist nicht möglich. Trifft eine neue Skype-Nachricht ein, lässt sich diese anzeigen. Geantwortet wird erneut mit vorgefertigten Antworten oder mit Emojis. Für eine ausführliche Nachricht muss man auf das iPhone ausweichen.

Ist die eingegangene Skype-Nachricht gelesen, verschwindet sie vom Display. Nur bei Kontakten, die über das iPhone in die Favoriten-Liste eingeführt werden, wird der Chat-Verlauf auch auf der Uhr sichtbar. Alles in allem kann sich die Skype-App auf der Apple Watch sehen lassen. Das nicht ausführlicher geschrieben werden kann, ist mühsam. Hinzu kommt: Die App lädt die Informationen vom iPhone nur langsam.

Informations-App macht Sinn

Die Twitter-App ist ebenfalls reduziert. Das Absetzen von geschriebenen Tweets ist nicht möglich. Anzeigen lässt sich etwa die Timline, in der man die gewünschten Kurznachrichten lesen kann. Diese kann man auf der Uhr retweeten oder favorisieren. Antworten ist nur per Sprachnachricht oder Emojis möglich. Die Twitter-App zeigt ebenfalls Verzögerungen. Es dauert einen Augenblick, bis etwa die Timeline geladen ist.

Gefallen die Wemlin-App. Sie zeigt Abfahrtszeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln an. Zwar startet auch diese Applikaton mit Verzögerung. Doch sie ist auf jeden Fall sinnvoll. So zeigt einem Wemlin erst einmal die Haltestellen in der Umgebung an. Wählt man eine aus, zeigt eine Tabelle, welches Verkehrsmittel fährt und wie viele Minuten bis zu den nächsten Abfahrten noch bleiben. Gerade Apps, die nicht fürs Schreiben gedacht sind und nützlich Alltags-Informationen bieten, sind praktisch und bringen auf der Uhr einen Mehrwert.

Hochwertig und schick

Fazit nach dem ersten Tag: Die Apple Watch ist hochwertig gefertigt und sieht schick aus. Es macht Spass, sie zu tragen. Ist man erst einmal in die kleine grosse Welt der Uhr und der Apps eingetaucht, entdeckt man mit jedem Gebrauch mehr Funktionen. Auch das bringt eine Menge Freude.

Allerdings leidet das Gadget in seiner ersten Generation unter klassischen Kinderkrankheiten. Das Display reagiert teilweise nicht so, wie man das gerne hätte. Manchmal muss man gleich mehrmals auf eine App drücken, bis sie startet. Zudem ist die Darstellung ziemlich klein. Das Danebendrücken gehört daher dazu.

Was wirklich nervt, sind die Verzögerungen. Die meisten Apps starten langsam. Bis die Inhalte geladen sind, vergehen oftmals einige Sekunden. Das ist umso ärgerlicher, da alle anderen Apple-Geräte von iPhone bis iMac auf Geschwindigkeit getrimmt werden. Dass man mit der Apple Watch plötzlich wieder zur Gemächlichkeit verdammt wird, drückt auf den Spassfaktor. Wer fährt schon gerne ein Auto mit angezogener Handbremse?

Fingerabdrücke und Fettspuren am Handgelenk

Alles in allem bietet die Apple Watch ein gemischtes Erlebnis. Wer Technik mag, den hohen Preis nicht scheut und sich nicht besonders daran stört, eine Uhr mit Fingerabdrücken und Fettrückständen auf dem Touch Screen zu tragen, wird seine Freude am Gadget finden.

Letztlich hat die Uhr etwas Gutes: Man kann sich auf die zweite Generation freuen. Dann dürften viele Probleme der ersten Generation behoben sein. Die Technologie am Handgelenk steht noch am Anfang. Da dürfte die Zukunft noch viel bringen.