Samsung hat vor rund zwei Jahren in der Schweiz das Bezahlsystem Samsung-Pay lanciert. So richtig durchgestartet sind Sie damit noch nicht.
Wir sind sehr zufrieden mit den Zahlen, auch was das Wachstum angeht.

Wie viele Kunden nutzen Samsung Pay?
Zahlen nennen wir dazu nicht. Wir sind schneller unterwegs, als wir geplant hatten. Aber es dauert wohl noch eine Zeit, bis jeder seine Zahlungen mit dem Handy statt mit der Plastikkarte macht. Es hat in der Schweiz noch nicht mal jeder eine Kreditkarte.

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Müsste man auch Debitkarten wie Maestro mit Samsung Pay koppeln können? Im Heimatland von Samsung, Südkorea, kann ich mit dem Handy sogar am Bankomat Geld abheben.
Ich bin sicher, dass Debitkarten den Nutzen von Samsung Pay steigern würden.

Ist das für die Schweiz geplant?
Wir prüfen das.

Wozu überhaupt den Umweg über die Karten? Könnte man nicht direkt ein Bankkonto an die Samsung-App koppeln? Twint funktioniert ja so.
Twint ist ein komplett anderes System. Wir sehen Samsung Pay als elektronische Wallet. Wie ein Portemonnaie sammeln wir die Karten der verschiedenen Anbieter und ermöglichen das Zahlen mit diesen. Auch Twint – by the way – könnte in Samsung Pay integriert werden.

Dann bräuchte ich mein Handy nur noch kurz ans Kartenterminal zu halten, um mit Twint zu bezahlen?
Genau.

Wann lancieren Sie das?
Wenn es Neuigkeiten zu Samsung Pay gibt, dann kommunizieren wir das gerne zur gegebenen Zeit.

«Wirklich wichtig wird 5G beim so genannten Internet of Things. Bei Geräten, die kontant und direkt mit einander kommunizieren.»

Dario Casari, CEO Schweiz Samsung

Alle sprechen derzeit von 5G, dem neuen Handynetz. Die Netzanbieter haben die ersten Antennen in Betrieb genommen. Gleichzeitig gibt es noch gar keine Mobiltelefone dafür. Was bringt mir das Aufrüsten?
Samsung bringt das erste Gerät für 5G noch dieses Jahr. Wir sind überzeugt, dass das ein Erfolg werden wird. Das neue Netz bringt höhere Geschwindigkeiten, was zunächst ml hilft beim Downloaden von Dateien oder Streamen von Filmen. Wirklich wichtig wird es aber beim so genannten Internet of Things. Bei Geräten, die kontant und direkt mit einander kommunizieren.

Wieso braucht es dafür ein schnelleres Netz?
Es braucht vor allem schnelle Reaktionszeiten. Denken Sie mal an selbstfahrende Autos. Die brauchen in Echtzeit Informationen über andere Verkehrsteilnehmer, sonst wird es gefährlich.

Jetzt werden Milliarden in neue Antennen investiert. Ist das auch für Samsung ein Geschäft?
Es gibt Länder wie Korea, in denen Samsung als Netzausrüster tätig ist. In der Schweiz ist das aufgrund der historischen Partnerschaften nicht so – was aber nicht heisst, dass das für immer so sein muss.

Das Vertrauen in die Netzausrüster hat gelitten. Länder wie die USA unterstellen dem chinesischen Anbieter Huawei, im Auftrag Chinas die Kunden auszuspionieren.  Die Menschen vertrauen der Technologie nicht mehr, was gerade in einer sehr vernetzen Gesellschaft kritisch wird.
Da es hier nicht um uns geht, möchte ich das eigentlich nicht kommentieren.

Die Vernetzung der Haushaltgeräte ist ein altes Thema. Schon vor Jahren wurden uns Kühlschränke versprochen, die selbständig Milch nachbestellen, wenn diese ausgeht. Wird das nun Realität?
Das gibt es schon. Wir haben vernetzte Kühlschränke, Waschmaschinen und Fernseher sowieso. Diese Geräte kommunizieren mit einander. Sie können auf dem Handy nachschauen, was in Ihrem Kühlschrank liegt – auch wenn dieser noch nicht selbst nachbestellt. Und die Waschmaschine schickt Ihnen eine Meldung, wenn die Wäsche fertig ist. Wir sind viel weiter als noch vor zwei Jahren.

Sie haben da ein Problem: Mehr als die Hälfte der Schweizer sind Mieter und kaufen selbst keine Kühlschräke und Backöfen. Der Vermieter stellt ihnen einfach irgendein Gerät in die Wohnung.
Es gibt in der Schweiz zwei Märkte. Einen Konsumentenmarkt für Eigenheimbesitzer oder Leute, die sich ein Gerät für die Ferienwohnung kaufen. Bei den Waschmaschinen sind wir da auch in der Schweiz Marktführer. Aber es stimmt, viele Geräte werden von institutionellen Investoren oder Generalunternehmern gekauft.

Das heisst, Sie müssen Investoren dazu bringen, ganze Überbauungen mit fixfertig vernetzten Wohnungen zu erstellen.
Das ist so. Und wir haben auch bereit ein paar Grossprojekte realisiert. Überbauungen mit mehr als zweihundert Wohnungen.

Muss ich dann als Mieter ein Samsung-Handy besitzen, damit ich meine Wäsche waschen kann?
Nein, die Geräte können auch mit anderen Handys angesteuert werden. Oder normal an der Maschine selbst.

Die Frage wird nicht sein, ob wir genug Käufer haben, sondern ob wir genug Geräte haben werden.

Dario Casari, CEO Schweiz Samsung

Samsung hat gerade ein neues Handy mit einem faltbaren Bildschirm lanciert – für rund 2000 Franken. Ist das nicht ein absurd hoher Preis?
Man erhält für den Preis auch viel Telefon. Das Gerät hat einen normalen Bildschirm aussen und einen grossen faltbaren Bildschirm innen. Es ist auch sonst State of the Art.

Schweiz er geben viel Geld aus für Handys. Im Schnitt werden die Geräte zudem mehr als alle zwei Jahre ersetzt. Haben Sie als Schweiz-Chef weltweit den einfachsten Markt?
Es stimmt, wir verkaufen in der Schweiz einen sehr hohen Anteil sogenannter Flagship-Produkte. Der Schweizer ist bereit viel Geld auszugeben, wenn die Qualität stimmt. Aber nur dann.

Wie viele Bestellungen für das neue Produkt sind schon eingegangen?
Noch keine, es wurde ja erst gerade angekündigt. Aber wir spüren ein grosses Interesse auf unseren Social-Media-Kanälen. Die Frage wird nicht sein, ob wir genug Käufer haben, sondern ob wir genug Geräte haben werden.

Die Schweiz hat noch eine Besonderheit: Nirgends haben Samsung und Apple so grosse Marktanteile, faktisch ist der Markt zwischen Ihnen beiden aufgeteilt. Ist das für Sie ein Vor- oder Nachteil?
Das ist sicher eine Herausforderung. In den meisten anderen Märkten sind wir die klare Nummer 1, hierzulande wechseln wir uns mit Apple ab. Meist ist der auf Rang 1, der gerade neue Produkte lanciert – immer in Umsatz gerechnet, denn gemessen an den Stückzahlen sind wir klar vorne.

Michael Heim Handelszeitung
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