Vermutete reiche Erdgasvorkommen vor der Küste südlich von Zypern führen zu Spannungen zwischen Ankara und Nikosia. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim bezeichnete am Donnerstag Probebohrungen der griechischen Zyprer südlich der Insel als «gefährlich», wie das türkisch-zyprische Fernsehen BRT berichtete.

Ankara erkennt Zypern nicht an und lehnt die Suche nach Erdgas vor einer Lösung der Zypern-Frage und ohne die Zustimmung der türkischen Zyprer ab. Yildirim besuchte am Donnerstag die nur vor der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern (KKTC).

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Unter italienischer und französischer Flagge

Die internationale anerkannte Regierung der Republik Zypern wies diese Forderungen zurück. Es sei das Recht jedes souveränen Staates solche Forschungen durchzuführen, hiess es am Donnerstag aus zyprischen Regierungskreisen.

Vergangene Woche hatte die türkische Marine zwei Schiffe und ein U-Boot entsandt, um das Bohrschiff «West Capella» zu überwachen, das zu Arbeiten im östlichen Mittelmeer in Position gebracht wurde. Der französische Energiekonzern Total und die italienische Eni haben die «West Capella» unter Vertrag genommen.

Strategisch interessant

Die Insel Zypern ist nicht nur wegen der Erdgas- und Erdölvorkommen vor ihrer Küste interessant. Sie ist auch von grosser strategischer Bedeutung, weil sie nur rund 100 Kilometer vor der syrischen Küste liegt.

Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt. Im Norden gibt es die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die Republik Zypern, deren Regierung den Südteil lenkt, ist seit 2004 EU-Mitglied. Anfang Juli wurden erneut Verhandlungen unter UNO-Vermittlung über eine Wiedervereinigung Zyperns abgebrochen.

Gedenken und Feier

Türkische und griechische Zyprer gedachten am Donnerstag mit völlig unterschiedlichen Veranstaltungen an die Teilung Zyperns vor 43 Jahren. Im griechisch-zyprischen Teil heulten um 05.30 Uhr die Sirenen des Zivilschutzes. Damit wurde an die Opfer der türkischen Militärintervention am 20. Juli 1974 gedacht.

Der türkisch-zyprische Norden feierte dagegen den Jahrestag des Eingreifens der türkischen Armee mit Militärparaden. Im Norden wird diese Militärintervention als Friedensaktion bezeichnet.

Die Bemühungen der UNO für eine Lösung des Zypern-Konfliktes waren Anfang Juli hauptsächlich an der Frage des Abzugs der rund 35'000 türkischen Besatzungssoldaten aus dem Norden gescheitert. Ziel der seit Jahren andauernden Verhandlungen ist die Bildung einer Föderation zwischen zwei politisch gleichberechtigten Bundesländern – einem griechisch-zyprischen im Süden und einem türkisch-zyprischen im Norden.

(sda/jfr)