Fifa-Chef Gianni Infantino war als Erneuerer beim Weltfussballverband angetreten. Doch nach rund 100 Tagen im Amt ist der Walliser schon schwer angeschlagen. Für Stirnrunzeln sorgte insbesondere der Rücktritt des Chefaufsehers Domenico Scala: Der Schweizer gab beim Fifa-Kongress in Mexiko City aus Protest gegen eine Regeländerung seinen Posten ab.

Ein Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» lässt Scalas Rücktritt nun in neuem Licht erscheinen. Demnach wollte der Fifa-Chef Scala ausbooten: So habe Infantino an einer Sitzung der Verbansspitze hinter verschlossenen Türen Möglichkeiten skizziert, um den unliebsamen Scala loszuwerden.

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Geheime Gesprächsaufnahmen

Infantino rief die Anwesenden demnach dazu auf, Scala zum Rücktritt zu bewegen. Als Alternative habe der Fifa-Chef vorgeschlagen, dass ein Mitgliedsland beim Kongress den Antrag auf eine Absetzung Scalas einbringe. Als dritte Möglichkeit könne die Verbandsspitze Scala in ein, zwei Wochen selber absetzen, soll Infantino gesagt haben. Der Fifa-Chef hielt dies aber laut der «FAZ» für die schlechteste Option.

Die Zeitung stützt sich auf Gesprächsmitschnitte aus der Sitzung, Teile davon veröffentlichte sie online. Sie machen deutlich, dass Scala und Infantino offenbar auf Kriegsfuss standen. Denn der Fifa-Chef informierte die Verbandsspitze über eine Beschwerde Scalas: Dieser habe die Ethikkommission der Fifa aufgefordert, gegen Infantino zu ermitteln.

«Vielleicht muss ich um einen Kredit bitten.»

Der Vorwurf: Infantino wolle für 25 Millionen in Zürich ein Haus kaufen. «Totaler Schwachsinn», sagte Infantino. «(..) der Ethikkommissions-Vorsitzende hat mir gesagt, dies (die Beschwerde Scalas, red.) lande direkt im Papierkorb und es sei totaler Schwachsinn.»

An der Sitzung ärgerte sich Infantino demnach auch über sein Gehalt, welche die Vergütungskommission des Weltfussballverbands auf rund 2 Millionen Franken fixiert haben soll. Vermutlich ist dieser Betrag deutlich tiefer, als was Vorgänger Sepp Blatter kassierte. «Ich habe diesen Vorschlag nicht akzeptiert. Es ist ein Vorschlag, den ich als beleidigend empfand.» Infantino sagte weiter: «Aber das ist die Situation. Es ist mein Problem.»«(..) vielleicht muss ich jemanden von euch gelegentlich um einen Kredit bitten.»