Aufgrund der Verwerfungen an den europäischen Energiemärkten und der unvorhersehbaren weiteren Entwicklung hat der Bund auf Antrag von Axpo eine nachrangige und unbesicherte Kreditlinie von bis zu vier Milliarden verfügt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Damit will die Regierung verhindern, dass Axpo in Liquiditätsprobleme gerät, die im schlimmsten Fall die Energieversorgung des Landes gefährden könnte. Axpo ist das erste Energieunternehmen, das den Schutzschirm beansprucht.

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Axpo hat 2 Milliarden Liquidität

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung von Axpo haben entschieden, beim Bund am 2. September einen Antrag auf eine Kreditlinie in Höhe von bis zu 4 Milliarden Franken zu stellen. Der Bundesrat und die Finanzdelegation haben diesem Antrag am 5. September zugestimmt.

Die Kreditlinie gilt als nachrangig zu bestehenden Finanzierungen und bedingt keine Hinterlegung von Sicherheitsleistungen. Bislang hat Axpo diese Kreditlinie nicht in Anspruch genommen. Per 5. September verfügte die Axpo über eine verfügbare Liquidität von mehr als 2 Milliarden Franken, wie es in einer Medienmitteilung der Axpo heisst.

Wie andere Stromkonzerne sichert Axpo Stromlieferungen von mehreren Jahren im Voraus ab. Damit erhielten Kunden wie Verteilnetze, grosse Industrieunternehmen oder KMU den Strom zu einem planbaren Preis, schreibt das Unternehmen. Aktuell müssten sie ihn deswegen nicht zu Rekordpreisen einkaufen.

Die Sicherheitsleistungen für Stromlieferungen durch andere Produzenten, für welche der Konzern als erster in der Schweiz die Kreditlinie aus dem Schutzschirm beantragte, fliessen nach der Lieferung der vereinbarten Strommenge wieder an die Axpo zurück. Deren Höhe hängt vom Preis ab.

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Preisexplosion am Strommarkt lässt Absicherungskosten steigen

Da die Preise jeden Handelstag neu berechnet werden, sind auch die Sicherheitsleistungen entsprechend volatil und werden am Folgetag fällig. Als Folge der Preisexplosion am Strommarkt stiegen die Absicherungskosten und damit der Bedarf an flüssigen Mitteln bei den Stromkonzernen.

«Es ist paradox: Die langfristigen Aussichten von Axpo sind nach wie vor positiv, kurzfristig sind wir aber mit den Herausforderungen dieser historischen Energiekrise konfrontiert», sagt CEO Christoph Brand. Darum habe das Unternehmen den unternehmerisch verantwortungsvollen Entscheid gefällt, beim Bund diese zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit zu beantragen.

«Damit wollen wir im aktuellen, von enorm hohen Unsicherheiten geprägten Marktumfeld und im Hinblick auf das Winterhalbjahr sicherstellen, dass das Unternehmen selbst bei weiteren Verwerfungen am Energiemarkt seinen Beitrag an die Schweizer Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten kann.»

(SDA/bsc)

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