Das jüngste Opfer der Wirtschaftskrise im Sonnenstaat Florida ist ein Schweizer Mythos: das St.  Moritzer Hotel «Badrutt’s Palace» beziehungsweise Johannes Badrutt (im Bild mit Frau Denise), der einzige Badrutt der fünften Generation. Dieser verliess 2004 nach einem wohldokumentierten Streit mit seinem Onkel Hansjürg Badrutt 2004 die Direktion, verkaufte Ende 2006 seinen Kapitalanteil für rund 28 Millionen Franken dem italienischen Immobilienunternehmer Luigi Zunino und zog sich in die Glitzermetropole Miami zurück.

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Dort eröffnete er im Februar 2008 im Herzen des Finanzviertels Brickell das Restaurant «Badrutt’s Place» – und liess es dabei an nichts mangeln. Gestaltet wurde der noble Gourmettempel von Stardesignerin Alison Antrobus. Handgefertigte Möbel aus Italien und wertvolle französische Eichenböden sorgten für gediegenes europäisches Flair. Auf der Speisekarte standen Köstlichkeiten wie Oktopus-Carpaccio, Canard à l’orange und Wolfsbarsch an Weissweinsauce. Nach dem Mahl konnten sich die Gäste zum Entspannen in den VIP-Bereich oder zum Schmauchen edler Tabakwaren in die Davidoff-Lounge zurückziehen.

Das Kalkül war klar: Badrutt wollte die Jeunesse dorée des Lifestyle-Mekkas anziehen. Und dabei auch auf den immer noch glänzenden Ruf seines Familiennamens setzen. Zunächst schien es zu klappen: «‹Badrutt’s Place› begeistert mit seinem coolen Ambiente Wall-Street-Typen wie Ibiza-gestylte Models gleichermassen», konstatierte etwa das Szenemagazin «Flair». Andere machten gar einen neuen Hotspot aus – nicht zu unterschätzen in einer Stadt, wo im Wochentakt neu eröffnete Restaurants und Clubs um die hippe Kundschaft buhlen.

Doch «Badrutt’s Place» hatte das Pech, genau in jenen Wirtschaftsabschwung zu geraten, der Miami heimsuchte wie kaum eine andere Metropole Amerikas. Statt Partys und Champagner regierten dort fortan Zwangsversteigerungen und Pleiten. Kaum überraschend, dass «Badrutt’s Place» nun nach nur anderthalb Jahren die Pforten schloss – vorübergehend, wie es aus der Geschäftsleitung heisst. Man arbeite derzeit an einem «Relaunch».