Die Spätfolgen der Finanzkrise reissen ein weiteres tiefes Loch in die Bilanz der Bank of America. Um eine Sammelklage von Aktionären aus der Welt zu schaffen, die sich übers Ohr gehauen fühlen, zahlt das Geldhaus im Rahmen eines Vergleichs 2,4 Milliarden Dollar. Darunter wird das Ergebnis im dritten Quartal spürbar leiden. Die Aktie fiel am Freitag um 1 Prozent.

Die Kläger hatten der Bank vorgeworfen, sie über den wahren Zustand ihrer Finanzen bei der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch getäuscht zu haben. Die Bank of America hatte sich unter anderem mit diesem Zukauf derart verhoben, dass der Staat mit Steuergeldern einspringen musste. Es war mit 45 Milliarden Dollar eine der teuersten Rettungsaktionen der Finanzkrise. Die Aktie verlor in der Zeit dramatisch an Wert.

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Zukäufe erwiesen sich als Fehler

«Die Beilegung dieses Verfahrens beseitigt Unsicherheiten und Risiken und ist im besten Interesse unserer Anteilseigner», sagte Bankchef Brian Moynihan am Firmensitz in der Stadt Charlotte. Er willigte auch ein, ihre internen Richtlinien und Kontrollen zu verbessern. Das Geldhaus bestreitet jedoch weiterhin jede Schuld. Der Vergleich muss noch von einem New Yorker Richter abgesegnet werden.

Der Milliardenvergleich ist das jüngste Kapitel in einer Reihe von Fehlschlägen. Der damalige Bankchef Kenneth Lewis hatte in der Finanzkrise die Chance gewittert, mit vermeintlich günstigen Zukäufen zur unangefochtenen Nummer eins der US-Bankenwelt aufzusteigen. Zuerst schluckte das Geldhaus aus dem Süden der Vereinigten Staaten den grössten US-Immobilienversicherer Countrywide, später im Jahr 2008 auch noch die Wall-Street-Grösse Merrill Lynch.

Doch der Schuss ging nach hinten los: Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers gerieten die Finanzmärkte endgültig ins Taumeln und es zeigte sich, dass in den Büchern der Tochterfirmen finanzielle Zeitbomben tickten: Bei Countrywide platzten reihenweise Hauskredite. Zudem fühlten sich Investoren betrogen, die Countrywide Kreditpakete abgekauft hatten. Merrill Lynch wiederum hatte sich mit giftigen Hypothekenpapieren verspekuliert.

Bank will 30'000 Jobs abbauen

Schon die US-Börsenaufsicht SEC hatte der Bank vorgeworfen, bei der Merrill-Lynch-Übernahme ihre Anteilseigner über das wahre Ausmass der finanziellen Schieflage getäuscht zu haben. Auch die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte sich eingeschaltet. Damals ging es neben verschleierten Verlusten auch um milliardenschwere Bonuszahlungen an die Wall-Street-Banker. Das verschaffte den klagenden Aktionären Rückendeckung.

Einen Teil der Milliardensumme für den Vergleich nimmt die Bank aus ihren bestehenden Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, einen anderen Teil muss der Finanzkonzern im dritten Quartal abzwacken. Insgesamt würden sich die Kosten für Rechtsstreitigkeiten von Juli bis September auf 1,6 Milliarden Dollar belaufen, rechnete die Bank vor. Hinzu kommen Belastungen aus der Neubewertung von Schulden über 1,9 Milliarden Dollar und 800 Millionen Dollar aus Steuergeschichten.

Die Bank of America legt ihre Zwischenbilanz am 17. Oktober vor. Immer wieder hatten in der Vergangenheit vor allem die Streitigkeiten um Countrywide-Kredite das Unternehmen schwer belastet. Das führte teils zu heftigen Verlusten. Um die Milliardenkosten schultern zu können, hatte Bankchef Moynihan vor einem Jahr angekündigt, rund 30'000 Jobs abzubauen.

(muv/sda/awp)