Der Vorteil lag in der Verschwiegenheit. Während sich Raiffeisen und die Bank Bär einen offenen Schlagabtausch um die Übernahme der Bank Sarasin lieferten, drang vom Interesse der Safra-Gruppe an der Basler Privatbank nichts nach aussen. Diese Verschwiegenheit schätzte Mehrheitseigner Rabobank.

Die heisse Verkaufsphase begann im August, als die Interessenten bei J.P. Morgan, von der Rabobank mit dem Verkauf beauftragt, vorstellig wurden. Es kamen vier seriöse Offerten: Neben Bär, Safra und Raiffeisen bot auch die Private-Equity-Firma Apax mit. Doch die Holländer lehnten die Offerte ab, nicht nur wegen des zu tiefen Preises, sondern auch aus Reputationsgründen: Sie wollten nicht als das Haus dastehen, das die Traditionsbank in eine unsichere Zukunft mit einem Private-Equity-Investor schickte.

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Dann verschlechterten sich auch die Chancen für Bär zunehmend. Die Holländer um Sarasin-Verwaltungsrat Sipko Schat goutierten es nicht, dass der Bieterprozess öffentlich wurde, und sahen Bär als die Verantwortlichen dafür. Auch die Vorstösse der Bär-Führung bei mehreren Vertretern des Sarasin-Managements kamen nicht gut an: Sie versuchte, mehrere Führungskräfte von der Bär-Lösung zu überzeugen. So rief etwa Bär-VR-Präsident Raymond Bär erst bei Sarasin-Private-Banking-Chef Eric Sarasin an, es folgte Bankchef Boris Collardi. Beide konnten den letzten Familienvertreter in der Sarasin-Führung nicht überzeugen. Er liess intern keinen Zweifel, dass er bei einer Übernahme durch Bär mitsamt seinen Kunden gehen würde – genauso wie Bankchef Joachim Strähle. Die Beteuerungen der Bär-Manager, die Marke Sarasin bestehen zu lassen, wirkten auf die Sarasin-Manager wenig überzeugend. Auch wollte Rabobank keine Bär-Aktien, da sie Imageprobleme wegen der Ermittlungen der US-Behörden gegen Bär fürchtete. Raiffeisen war aus dem Rennen, weil die Bankengruppe nur etwa ein Drittel der Beteiligung übernehmen, Rabobank aber das ganze Paket abstossen wollte.

Es blieb also die Safra-Gruppe. Mitte Oktober trafen sich die Sarasin-Veranwortlichen mit dem in São Paulo ansässigen Banklenker Joseph Safra in Zürich, mit dabei war auch sein vorrangig in Genf wohnhafter Sohn Jacob. Die Bankiers zeigten sich offen, ihre in der Schweiz verwalteten Gelder der Bank von etwa 20 Milliarden Franken an Sarasin zu übertragen – ein weiterer Vorteil, der Rabobank überzeugte. Sie akzeptierte das Angebot von 36 Franken pro Aktie, obwohl Bär etwas mehr geboten haben soll. Doch bei einem Verkauf an Bär hätten ein drastischer Stellenabbau und negative Schlagzeilen gedroht.

Dirk Schütz
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