Gewusst hat er es wohl schon länger. Trotzdem dürfte sich die Medienmitteilung vom 20.  Juni nochmals wie ein Schlag in die Magengrube angefühlt haben. Verwaltungsrat Paul Hälg werde am 17.  April 2012 das Amt des Präsidenten beim Baarer Bauchemiekonzern Sika übernehmen und nicht er, der langjährige CEO Ernst Bärtschi (59), der bereits im Dezember seine Pensionierung auf Mai 2012 mitgeteilt hatte. Bärtschi machte sich Hoffnungen auf den Präsidentensessel und wurde auch dafür gehandelt.

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Es wäre ein logischer Schritt gewesen für ihn, den zahlenaffinen HSG-Ökonomen, erst Sika-Finanzchef, 2005 zum CEO berufen. Bärtschi und der abtretende Verwaltungsratspräsident Walter Grüebler (69) konnten in ihrer Amtszeit den Umsatz mehr als verdoppeln und den Gewinn vervierfachen. Trotzdem sei das Verhältnis angespannt gewesen, sagt ein Insider. Grüebler wie auch die Sika-Besitzerfamilie Burkard-Schenker versagten Bärtschi schliesslich die Unterstützung. Bereits vor Jahresfrist wurde gemunkelt, dass VR-Präsident und Besitzerfamilie mit Hälg den CEO des Altdorfer Mischkonzerns Dätwyler portieren wollten. Hälgs Fachkenntnisse – er ist Diplomchemiker – gaben wohl den Ausschlag. Fachlich kompetent, zuletzt aber mit wenig Fingerspitzengefühl: Bei Dätwyler in Altdorf strich Hälg 100 Stellen, während sich sein Lohn verdoppelte.

In der Sika-Zentrale will man nichts von einem angespannten Verhältnis wissen. «Dass es auch mal Meinungsverschiedenheiten gibt, ist menschlich», sagt Sika-Sprecher Dominik Slappnig. Und weiter: «Es macht aus Gründen der Corporate Governance durchaus Sinn, dass der CEO nicht direkt ins Amt des VRP übertritt.» In Deutschland dürfe ein CEO auch nicht Chairman werden, vergleicht Slappnig. Die Begründung ist nicht wasserdicht: Laut deutschem Aktiengesetz besteht zwar eine zweijährige Karenzfrist für Geschäftsleitungsmitglieder, die in den Verwaltungsrat wollen. Sie ist aber irrelevant, wenn sich Aktionäre, die mehr als ein Viertel der Stimmen auf sich vereinen, für den Kandidaten aussprechen. Die Familie Burkard-Schenker hält 53,2 Prozent an Sika.