Die deutsche Baumarktkette Bauhaus will in diesem Jahr in Niederwangen BE eine erste Filiale mit 8000 m2 Verkaufsfläche eröffnen. In Mels SG hat sie einen zweiten Fachmarkt geplant, und ein halbes Dutzend weitere Standorte sind in Abklärung. Das Unternehmen mit 12000 Mitarbeitenden in elf Ländern ist der dritte deutsche Baumarkt, der in die Schweiz drängt, nach Hornbach und Obi.

Vor drei Jahren gab Hornbach in Littau LU seinen Markteintritt. Die Kette sagte als Preisbrecher den bisherigen Anbietern den Kampf an. Die Bäume sind aber seither nicht in den Himmel gewachsen. Hornbach eröffnete zwar ein paar Monate nach Littau in Etoy VD den zweiten Baumarkt, und im letzten Jahr kam in Villeneuve VD ein dritter hinzu. Weitere Projekte in Biel und Galgenen SZ existieren aber erst auf dem Papier. Vom Ziel von insgesamt zehn Fachmärkten ist Hornbach noch weit entfernt.

*VCS hemmt Expansion*

Etwas weiter ist Obi, die bei der Expansion auf die Migros als Franchisenehmerin setzt. Inzwischen gibt es vier Obi-Baumärkte, und drei weitere - in Bülach, San Antonino TI und Moosbühl BE - werden in diesem Jahr eröffnet. Auch Obi ist auf hartnäckigen Widerstand gestossen. In Winterthur, St. Gallen und Oftringen liegt man im Clinch mit dem VCS. «Die Interessen der Umweltverbände sind bei unserer Expansion die grössten Herausforderungen», sagt Obi-Schweiz-Chef Lorenz Peter.

Auch Bauhaus sieht sich mit Einsprachen des VCS konfrontiert. «Wir sind aber zuversichtlich, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden», sagt Finanzchef Peter Heussi.

Auf die Offensive der Deutschen haben Coop Bau + Hobby, Migros Do it + Garden sowie Jumbo, die bisher das Feld beherrschten, mit einer Vorwärtsstrategie reagiert. Am forschesten agierte Branchenprimus Coop Bau + Hobby, der seit 2000 sein Filialnetz von 44 auf 67 Filialen erweiterte. Für die nächsten Jahre plant er, weitere 20 zu eröffnen. Warum Coop rascher vorangekommen ist als die Konkurrenz, zeigt sich gegenwärtig am Südrand von Winterthur, wo ein weiterer Fachmarkt im Bau ist: Mit 4983 m2 Verkaufsfläche liegt er knapp unter der Limite für eine Umweltverträglichkeitsprüfung (5000 m2), und

er fällt damit auch nicht unters Verbandsbeschwerderecht.

In den letzten Jahren wuchs der Markt der Heim- und Handwerker im Vergleich zum übrigen Detailhandel überdurchschnittlich. Allerdings gab es 2003 eine deutliche Wachstumsdelle. Von den Grossen legte nur noch Bau + Hobby um 5,6% zu, was aber mit einer Flächenexpansion von 11% hart erkämpft werden musste.

*Keine grossen Sprünge mehr*

Sämtliche Anbieter beklagen denn auch eine schwindende Flächenproduktivität, was auch als erstes Zeichen einer Marktsättigung gedeutet werden kann. Zwar schwenkten die Baumärkte 2004 wieder auf einen Wachstumskurs ein, aber grosse Sprünge wird es kaum mehr geben. Peter rechnet für 2005 für den gesamten Markt mit einem Plus von 1,5%, bleibt aber optimistisch.

Trotzdem dürfte das vor kurzem von der Branche noch skizzierte Marktpotenzial von 4,5 Mrd Fr. um 20 bis 30% zu hoch gegriffen sein. Rasendes Flächenwachstum jedenfalls kann beim Ringen um Marktanteile nicht länger das einzige Rezept sein.

Migros Do it + Garden hat denn auch reagiert und das Tempo der Neueröffnungen gedrosselt. Auch bei Jumbo ist laut Sprecher Walter Wyss lediglich noch von «qualitativen Verbesserungen bestehender Filialen» die Rede.

Der sich abzeichnende Verdrängungskampf dürfte künftig immer mehr über die Sortimente entschieden werden. Sie überlappen sich heute noch zu 75%. Als Zielgruppe peilen Obi, Hornbach und Bauhaus auch die professionellen Handwerker an, während sich Do it + Garden, Bau + Hobby und Jumbo primär an die Heimwerker wenden.

*Jedem sein Gärtchen*

Dabei ist Kundennähe ein wichtiges Kriterium. Jumbo versucht neuerdings mit kleinen Baumärkten von bloss 1000 m2 mitten in der Stadt, den urbanen Heimwerker zu erreichen. Jumbo-Firmensprecher Wyss ortet noch Wachstumspotenzial: «Weil es für Familien immer teurer wird, Handwerker für kleinere Reparaturen im eigenen Heim zu finden, müssen sie selber Hand anlegen.»

Bei den Positionierungs- und Abgrenzungsversuchen stellt Obi Dienstleistungen wie die Gerätemiete - vom Hammer bis zum Bagger - und die Handwerkervermittlung in den Vordergrund. Migros Do it + Garden differenziert sich mit Malen, Autozubehör und Sanitär. Coop hat sich in Richtung Basteln, Fitness, Wellness und Ökoprodukte verstärkt. Jumbo hat den Dekorations- und Gartenbedarf optimiert, die Dienstleistungen mit Holz-, Glas- und Teppichzuschnitt, Näh- und Veloservices verbessert.

Nichts von Sortimentsausweitungen und Spezialitäten wie Sport und Heimelektronik hält man hingegen bei Hornbach. «Wir betreiben Baumärkte, und zwar ausschliesslich Baumärkte ohne Randsortimente; darauf konzentrieren wir uns», sagt Marketingleiterin Nadja Wyss. Hornbach glaubt unverdrossen an den Nachholbedarf des Schweizers beim Heimwerken.

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