Boutique und Internet, das waren bisher die Anlaufstellen für Nespresso-Trinker. Wer Kaffee schlürfen wollte wie George Clooney, musste sich hinbemühen. Das genügt den Westschweizern inzwischen nicht mehr: Nespresso kommt zum Kunden. «Ein Modell des direkten Kundenkontakts» sei das gesamte Vertriebskonzept, sagt Nespresso auf Anfrage. Soll heissen: Kein Detailhändler steht zwischen dem Kaffeeröster und seinen Konsumenten.

Zwei neue Vertriebswege hat Nespresso-Chef Jean-Marc Duvoisin entwickeln lassen - vor allem, um zusätzliche Kunden zu gewinnen. Aktuell testet das Unternehmen in Deutschland sogenannte «N-Terminals»: Hier bestellen Kunden über einen Touchscreen und bezahlen per Karte, die Auslieferung der Kaffeekapseln erfolgt nachher an einem vorher definierten «Servicepunkt». Vier Terminals, etwa in der Europäischen Zentralbank und einem Kaufhof-Kaufhaus in Bonn, sind derzeit in Betrieb; die Zentrale spricht von einer «Pilotphase».

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Ein verglaster Würfel namens «N-Cube»

Etwas exklusiver als diese Bedienfläche mit Abholzwang ist die zweite Vertriebsschiene, die Nespresso still und leise lanciert hat: der «N-Cube». Dieser teilweise verglaste Würfel fasst bis zu 25'000 Kaffeekapseln respektive 2500 Schachteln; ein Roboterarm sammelt die eingegebenen Wünsche ein und gibt den Kaffee aus. Auch hier wird per Karte bezahlt, das tägliche Auffüllen des Würfels dauert satte 90 Minuten. In der Schweiz steht nur ein Würfel: im Einkaufstempel Centre Manor in Chavannes-de-Bogis VD.

Über Investitionen für und Expansionspläne mit dem N-Cube schweigt sich Nespresso aus. Dies und das geringe Expansionstempo deuten aber nicht auf durchschlagenden Erfolg hin: Der erste N-Cube startete Ende 2013 in Barcelona, jener in Chavannes im Februar 2014. Weltweit sind derzeit elf installiert: am Münchner Platz Stachus, wo der Würfel 24 Stunden täglich erreichbar ist, in der Schweiz und Spanien sowie in Italien, Österreich und England. Aber vielleicht dauert die Marktforschung bei Nespresso einfach etwas länger.

Dirk Ruschmann
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