Der weltgrösste Lebensmittelkonzern Nestlé stellt sich angesichts durchwachsener Geschäfte in Schwellenländern auf Gegenwind ein. Im laufenden Jahr werde das organische Wachstum auf dem Vorjahresniveau von 4,2 Prozent verharren, teilte das für Marken wie Maggi, Nescafe oder Nespresso bekannte Unternehmen am Donnerstag mit. Eigentlich hatten sich die Schweizer eine Zielmarke beim Wachstum von fünf bis sechs Prozent gesetzt - diese aber auch in den vergangenen drei Jahren verfehlt.

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«Wir gehen davon aus, dass unser Handelsumfeld im Jahr 2016 den Vorjahren ähneln wird, mit noch schwächeren Preisanpassungen», erklärte das Management. 2015 hatte Nestlé das schwächelnde Geschäft in China und ein Lebensmittelskandal um Fertignudeln in Indien zu schaffen gemacht.

Nudel-Skandal in Indien

Dort musste Nestlé seine beliebten Maggi-Fertignudeln für fünf Monate aus den Regalen nehmen, nachdem Lebensmittel-Kontrolleure in einigen Paketen bedenklich hohe Blei-Konzentrationen gefunden hatten. Mitte November hatte der Konzern das Produkt wieder auf den Markt gebracht. Zuvor hatten Tests von amtlich zugelassenen Labors nach Darstellung von Nestlé gezeigt, dass das Produkt sicher sei.

In China dämpften die Börsenturbulenzen und die schwächere Wirtschaftsentwicklung die Konsumfreudigkeit und die Menschen griffen weniger oft zu den Süssigkeiten und Kaffees von Nestlé. Zudem traf das Unternehmen mit seinen Produkten nicht mehr den sich ändernden Geschmack der Kunden. In der gesamten Region wuchs Nestlé daher im vergangenen Jahr nur durch Preiserhöhungen.

Bessere Geschäfte in Nord- und Südamerika

Besser schnitt der Lebensmittelriese in Nord- und Südamerika ab, wo das lange Zeit kränkelnde Tiefkühlkostgeschäft wieder anzog. Auch in Europa und Nordafrika konnte der Konzern zulegen - trotz wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen etwa in Russland, Syrien oder dem Jemen.

In absoluten Zahlen ging der Umsatz 2015 auch wegen Wechselkurseffekten auf 88,8 Milliarden Franken von 91,6 Milliarden im Jahr davor zurück. Der Gewinn schrumpfte um 5,4 Milliarden auf 9,1 Milliarden Franken. 2014 hatte Nestlé allerdings vom Verkauf weiterer Anteile am Kosmetikkonzern L'Oreal profitiert, der den Gewinn in die Höhe getrieben hatte. Die Aktionäre sollen dennoch eine höhere Dividende von 2,25 Franken je Papier erhalten - nach 2,20 Franken für das Jahr davor. Analysten hatten durchschnittlich mehr Umsatz und Gewinn sowie ein höheres organisches Wachstum erwartet. Die Kennzahl setzt sich zusammen aus dem eigentlichen «internen Realwachstum» und Preiserhöhungen.

Nestlé-Chef verdiente weniger

Der Nestlé-Chef Paul Bulcke hat für das abgeschlossene Jahr 2015 eine Gesamtentschädigung von 9,07 Millionen Franken erhalten. Das ist etwas weniger als im Vorjahr, als ihm 9,32 Millionen Franken bezahlt worden waren.

Das Grundsalär des Nestlé-Chefs blieb dabei konstant auf 2,50 Millionen Franken. Neben der Entschädigung leiste Nestlé für den Konzernchef wie schon im Vorjahr unter anderem noch Zahlungen an zukünftige Pensionskassenleistungen von wiederum knapp 2,1 Millionen Franken, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist.

Mehr Entschädigung für die gesamte Geschäftsleitung

Die Entschädigung für die gesamte Geschäftsleitung des Nahrungsmittelriesen stieg auf 47,1 Millionen Franken von 42,5 Millionen Franken.

Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck erhielt im abgelaufenen Jahr insgesamt 5,73 Millionen Franken nach 6,33 Millionen Franken im Vorjahr. Dem gesamten Verwaltungsrat wurden insgesamt knapp 10,6 Millionen Franken nach 11,0 Millionen Franken im Vorjahr bezahlt.

(reuters/sda/ccr)

Im Interview eklärt Nestlé-CEO Paul Bulcke, von was für einem Handlungsumfeld er im Jahr 2016 ausgeht, die künftigen Herausforderungen und ob er Peter Brabeck als VR-Präsidenten beerben möchte: