Die Meldung von Reuters kam überraschend: Pilatus prüfe per 2017 den Gang an die Börse, wusste der Wirtschaftsdienst zu berichten. Auch wenn der Plan noch in einem frühen Stadium sei, wurden schon Details verkündet: Bestehende Aktionäre sollen Aktien verkaufen, und das Kapital soll erhöht werden.

Eine Überraschung war die Meldung auch in den Räumlichkeiten der Ihag Holding. Die Beteiligungsgesellschaft des Industriellenclans Anda-Bührle besitzt laut Schätzungen zwischen 40 und 45 Prozent an Pilatus. Von der Meldung erfuhr die Ihag-Führung aus der Presse, wie Eingeweihte berichten. Auf die Frage nach einem 
Börsengang heisst es bei der Ihag schlicht: «Kein Kommentar.»

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Kein Interesse

Doch aus dem Umfeld von Ihag-Präsident Gratian Anda kommt eine klare Message: Die Ihag Holding habe kein Interesse an einem IPO. Man sehe sich als langfristigen Investor und Pilatus weiterhin als private Gesellschaft.

Auch das Management des Flugzeugbauers soll von der Idee eines Börsengangs wenig angetan sein. Pilatus kommentiert ein IPO ebenfalls nicht, doch erst vor zwei Jahren liess Pilatus-Präsident Oscar Schwenk die «Bilanz» wissen: «Solange ich bei Pilatus etwas zu sagen habe, kommt es nicht zu einem IPO.»

Von der Burkart-Familie bestimmt

Im Umfeld der Ihag Holding wird vermutet, die neu erwachte Diskussion um ein IPO werde von den Interessen des zweiten Grossaktionärs bestimmt, der Burkart-Familie, die ebenfalls rund 40 bis 45 Prozent an Pilatus hält. Die Höhe der Beteiligung ihrer Grossaktionäre gibt Pilatus nicht bekannt.

Der Ex-CS-Banker Jörg Burkart hatte die Beteiligung einst als Privatinvestor aufgebaut. Er hielt ursprünglich gar knapp 50 Prozent, baute den Anteil dann aber ab. Mit seinem Tod 2015 ist Sohn Dominik Burkart in dessen Fussstapfen getreten und auch in den Verwaltungsrat von Pilatus eingezogen. Zweiter Familienvertreter im VR ist seit langem Ex-CS-Mann Gerhard Beindorff. Auch Beindorff wollte ein mögliches IPO auf Anfrage nicht kommentieren.

IPO als ideale Gelegenheit

Laut Insidern prüft die neue Generation der Familie Burkart, die Verbindung weiter zu lösen: Sie suche einen Exit aus ihrem Engagement bei Pilatus. Ein Börsengang böte dazu die ideale Gelegenheit. Umso mehr, als der Zeitpunkt dafür günstig wäre, reitet Pilatus derzeit doch auf einer Erfolgswelle: Der neue Businessjet PC-24 ist ein Verkaufsrenner. Ein IPO würde im Markt momentan gut aufgenommen und tüchtig Geld in die Kasse von ausstiegswilligen Altaktionären spülen. Lieber privat Weder Grossaktionär Ihag unter Gratian Anda (oben) noch das PilatusManagement unter Präsident Oscar Schwenk wollen den Börsengang. Doch der zweite Grossaktionär, die Burkart-Familie, sucht den Exit.

 

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Erik Nolmans
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