In der Phoenix-Mecano-Aktie stecken nach wie vor Übernahmefantasien. Am Markt hält sich hartnäckig das Gerücht, dass sich zwischen Komponentenbauern wie LEM, Schaffner, Gavazzi und Phoenix Mecano Zusammenschlüsse anbahnen.

Benedikt Goldkamp: Jeder, der seinen Blick nur auf die börsenkotierten Schweizer Industrieunternehmen lenkt, verkennt das wahre Universum dieser Branche. Die Transaktionskosten für börsenkotierte Unternehmen sind hoch. Deshalb ist es, zumindest für Phoenix Mecano, sehr unwahrscheinlich, dass ein Zusammenschluss mit einem anderen kotierten Schweizer Unternehmen erfolgt. Und auch wenn ich die übrigen dieser Namen betrachte, kann ich mir kaum vorstellen, dass daraus eine Liebesheirat entstehen könnte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Phoenix Mecano ist zu 30% in den Händen der Inhaberfamilie Goldkamp.

Welche Pläne haben Sie?

Goldkamp: Wir sind ein stabiler Kernaktionär und wollen das Unternehmen selbstständig weiterentwickeln. Dass der Name Phoenix Mecano bei möglichen Übernahmen und Fusionen fällt, hat weniger mit Tatsachen, sondern eher mit einem allgemeinen Hype zu tun, der fundamental nicht mehr zu rechtfertigen ist. Natürlich ist es rein theoretisch denkbar, dass sich jemand Phoenix Mecano vornimmt. Wir haben Inhaberaktien ohne Vinkulierungsbestimmungen. Industriell macht ein solches Gedankenspiel aber wenig Sinn.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Phoenix Mecano ist mit 13,5 nicht sonderlich

hoch.

Goldkamp: Sicher. Doch wir haben eine gute Aktienkursentwicklung. Wenn wir unsere Leistung weiter bringen, wird sich auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis entsprechend verändern. Die Wahrnehmung des Finanzmarktes hinkt der Realität halt manchmal etwas hinterher.

Tweedy Browne ist mit über 9% zweitgrösste Aktionärin. Welche Absichten

verfolgt diese Beteiligungsgesellschaft?

Goldkamp: Tweedy Browne ist eine langjährige, treue Aktionärin. Über deren Zukunftspläne ist uns nichts bekannt.

Per 1. Januar 2007 erwarben Sie die deutsche Leonhardy-Gruppe - die erste Transaktion seit 2002. Werden nun wieder fünf Jahre bis zum nächsten Zukauf vergehen?

Goldkamp: 2006 haben wir den Umsatz auf organischem Weg um 10% auf 347 Mio Euro gesteigert. Der Betriebsgewinn klet-terte um 29% auf 36 Mio Euro. Das beweist: Wir können auch ohne Akquisition wachsen. Dennoch bleiben Zukäufe immer ein Thema. Wir suchen nach interessanten Unternehmen, greifen aber nur zu, wenn Qualität und Preis stimmen.

Wie gross kann ein Zukauf sein?

Goldkamp: Es gibt einen Unterschied zwischen können und wollen. Wir können ein Unternehmen im niedrigen dreistelligen Eurobereich kaufen, wollen primär aber Gesellschaften mit einem Umsatz zwischen 15 und 40 Mio Euro akquirieren, die gut in die Gruppe zu integrieren sind.

Für welche Sparte kommt eine Akquisition in Frage?

Goldkamp: Für alle drei Sparten, also Gehäusetechnik, Elco/EMS und Mechanische Komponenten.

Wo suchen Sie nach Unternehmen?

Goldkamp: Grundsätzlich sind wir offen. Allerdings sind die Risiken aufgrund der kulturellen Ähnlichkeit niedriger, wenn man Unternehmen aus dem deutschsprachigen Europa kauft. Deshalb konzentrieren wir uns derzeit bei unserer Suche nach Zielgesellschaften auf diesen Raum. Ich schliesse aber Nordamerika und Asien nicht aus, weil auch die geografische Diversifikation interessant sein kann.

Mit dem Zukauf der Leonhardy-Gruppe vergrössert sich das Klumpenrisiko: Ihr Unternehmen erwirtschaftet nun gegen 50% des Umsatzes in Deutschland.

Goldkamp: Das kann man so oder anders sehen. Es gibt viele starke Unternehmen in diesem Raum, die über einen hohen Exportanteil verfügen oder dank ihrer Kunden in den internationalen Märkten verankert sind.

Ist Deutschland ein Klumpenrisiko?

Goldkamp: Deutschland gilt seit mehreren Jahren, teilweise zu Recht, als Problemfall, weil Reformen nicht mit der erforderlichen Dynamik in Angriff genommen worden sind. Für uns war Deutschland immer ein guter Markt, auch in den schlechteren Jahren. Die Dichte von technologisch anspruchsvollen Kunden ist enorm hoch. Natürlich weist Deutschland nicht dieselbe Wachstumsdynamik auf wie Länder in Fernost. Deshalb haben wir auch einige Massnahmen ergriffen, um die Abhängigkeit von Deutschland etwas zu entschärfen.

Zum Beispiel?

Goldkamp: Unter anderem wurden zwei Betriebsverlagerungen von Deutschland nach Tunesien und Rumänien initiiert. Ausserdem erweitern wir derzeit unsere Fabriken in China und Indien.

Wie gross ist Ihr Zeitrahmen?

Goldkamp: Das hängt von der Wachstumsdynamik der verschiedenen Volkswirtschaften ab. Eine aktive Reduktion unserer Präsenz in Deutschland treiben wir nicht voran. Wir versuchen, in Deutschland unsere Marktanteile noch weiter auszubauen, obwohl wir bereits sehr hohe Anteile haben. Von möglichen Akquisitionen abgesehen, verringert sich der Umsatzanteil relativ zu unseren rascher wachsenden Umsätzen in Fernost.

2007 dürfte sich die Wachstumsdynamik in der Industrie leicht verlangsamen.

Welche Signale empfangen Sie?

Goldkamp: Wir können keine verlässlichen Prognosen abgeben, die über drei bis vier Monate hinausgehen.

Wie entwickelt sich Deutschland?

Goldkamp: Wir erwarten aus heutiger Sicht keine nennenswerten, negativen Veränderungen. Im Gegenteil.

Welche Entwicklungen erwarten Sie bei den Rohstoffpreisen?

Goldkamp: Fakt ist, dass sich eine Reihe von Rohstoffen in den vergangenen zwei Jahren deutlich verteuert hat. Fakt ist aber auch, dass die Preiserhöhungen bei uns verzögert eintreffen. Wir werden die Preissteigerungen 2007 akzentuiert spüren, was die Gewinnerwartungen aus heutiger Sicht etwas dämpft. Man darf aber nicht vergessen: Als Komponentenlieferant können wir eine hohe Wertschöpfung generieren, der Effekt der Rohstoffpreise auf den Betriebsgewinn bewegte sich in den vergangenen Jahren, inklusive Weitergabe von Preiserhöhungen an die Kunden, bei rund 1,5%. Damit können wir gut umgehen.

Die Sparte Mechanische Komponenten wurde 2006 durch Markterschliessungskosten und überproportionale Entwicklungskosten für Neuprodukte belastet. Was heisst das konkret?

Goldkamp: Es geht darum, sich im verändernden Umfeld entsprechend zu positionieren. Zwar sind wir einer der grossen Player, dennoch ist der Wettbewerb sehr hart. Wir schrauben auf der Kostenseite, bringen aber auch eine Reihe von neuen Produkten auf den Markt. Konkret geht es dabei um eine Reihe neuer Antriebe für Sessel und Betten. In diesem Bereich benötigt man zunehmend Produkte, die stabil genug für Menschen mit hohem Körpergewicht sind. Ein anderer Wachstumsmarkt ist die Belüftungstechnik.

Wie lange wird es dauern, bis Sie erste Früchte aus der Innovationsoffensive

ernten können?

Goldkamp: Zwei bis drei Jahre sind in unserem Geschäft ein völlig normaler Zeitraum. Diese Langfristigkeit hat zwar den Nachteil, dass es eine Durststrecke durchzustehen gilt. Dafür aber kann man uns, wenn wir einmal im Produktezyklus eines Kunden drin sind, nicht mehr einfach aus dem Markt drängen.

Kann die Sparte Mechanische Komponenten alle nötigen Massnahmen aus eigener Kraft tragen, oder braucht es Ressourcen aus den beiden anderen Sparten?

Goldkamp: Wir erwirtschaften einen sehr hohen freien Cashflow. Einen Teil re-

investieren wir in die Sparte Mechanische Komponenten, weitere Teile reservieren wir für Akquisitionen, Dividendenzahlungen und für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Eine Quersubventionierung im engeren Sinn existiert bei uns nicht.

Die dritte Sparte, Elcom/EMS, hat ein erfolgreiches Comeback hingelegt. Auch dank dem guten vergangenen Jahr?

Goldkamp: Es gab in der Vergangenheit immer wieder Stimmen, die uns sehr nahe gelegt haben, diesen Teil doch endlich zu verkaufen. Heute sind wir froh, dass wir dies nicht getan haben. Uns ist klar, dass wir 2006 mit Rückenwind gesegelt sind. Deshalb müssen wir uns auch 2007 weiter verbessern. Doch wir sind der Meinung, dass wir gut aufgestellt sind.

Ein Verkauf der Elcom/EMS-Sparte ist also kein Thema?

Goldkamp: Richtig.