Swiss und Lufthansa schaffen den kostenlosen Snack in der Economy ab. Schon 2017 spielte die Swiss mit diesem Gedanken. HZ-Redaktor Andreas Güntert appelierte damals auf seinem privaten Reiseblog derinternaut.ch für Grosszügigkeit und – und vertritt diese Haltung immer noch. Hier sein Plädoyer von damals in leicht angepasster Form:

Als ich es auf dem Portal meines Vertrauens las, blieb mir das sprichwörtliche Gipfeli im Hals stecken. Dass man bei der Swiss die Verpflegung an Bord in der Economy kostenpflichtig macht, kann ich zwar im Ansatz verstehen. Die Bedingungen sind hart in der Branche und werden härter.

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Die Konkurrenz haut preislich unten rein und steigende Kerosinpreise machen die Sache auch nicht einfacher. Aber trotzdem: Soll Swiss dafür ihre Grosszügigkeit opfern?

Kostenlose Bordverpflegung versus Kostenkontrolle

Schon einmal schaffte die Swiss die Grosszügigkeit ab. 2002 machte die damals junge Airline auf Europaflügen Essen und Trinken in der Economy-Class kostenpflichtig.

Damit wurden erstens die Passagiere bestraft und zweitens stiegen die Anforderungen ans Personal. Flugbegleiter mussten immer und immer wieder erklären, warum ein kleiner Schluck und ein bescheidener Happen plötzlich kostenpflichtig war.

Und die Flight-Attendants mussten in jeder Reihe da und dort Kleinstbeträge eintreiben, was hohen Aufwand verursachte. Als die Lufthansa die neue Konzernmutter wurde, schaffte man bei der Swiss das Konzept «Vorne Champagner, hinten Durst» wieder ab.

Mir geht's ums Prinzip

Wenn ich hier für Grosszügigkeit plädiere, dann nicht deshalb, weil ich ein Knauseri bin. Mich reut nicht das Geld, das ich am Flughafen ausgeben müsste, um mir ein Survival-Kit aus Cashew-Nüssen, einem Apfel und einem Torino-Schoggikuss zuzulegen.

Oder die paar Euro, die für einen Kaffee fällig werden könnten an Bord. Es geht mir ums Prinzip. Wenn Swiss (all) ihren Fluggästen etwas offeriert, fühlt man sich gut bewirtet, fühlt man sich als Gast.

Gelebtes Mindestmass an Demokratie im Jet

Es ist ein gelebtes Mindestmass an Demokratie auf 10'000 Metern über Meer. Natürlich muss sich die Airline gegen die Low-Cost-Konkurrenten wehren, die abgespeckte Leistung bieten und so mit günstigen Ticketpreisen werben können.

Aber deswegen sollte die Swiss nicht die Richtung einschlagen, die Easyjet und Ryanair vorgegeben haben und jetzt auch zunehmend andere Airlines wählen.

Ganz im Gegenteil: Wenn alle in eine Richtung gehen, kann es eine gute Idee sein, an der anderen, an seiner eigenen Linie festzuhalten.

Es mehrt den Ruhm einer hochstehenden Airline, wenn sie ihre Passagiere wissen lässt: «Wir haben etwas Gutes für Dich. Greif gern zu.» Bezahlen Passagiere mehr Geld fürs Swiss-Ticket, weil die Schweizer Ihre Catering-Goodies kostenlos abgeben? Wahrscheinlich kaum. Wird es sich herumsprechen, dass die Swiss entgegen aller Branchentrends grosszügig bleibt? Wahrscheinlich schon.

Nicht günstig – aber einfacher

Das kostet natürlich etwas. Zivilisierte Luftfahrt hat nun mal ihren Preis. Und besticht so auch durch ein einfaches System.

Denn mit der Kostenpflicht kann es manchmal so richtig absurd werden. Wie die Kollegen von «Aerotelegraph»  2017 berichteten, kommt man bei British Airways nur noch – wenn überhaupt – zu einem  «kostenlosen» Tee, wenn man Tasse und Teebeutel selber mitbringt. Jetzt mal ehrlich: Ich will das nicht. Will das irgendwer?

Andreas Güntert
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