Was bei den Banken schon lange üblich ist, müssen nun auch die Versicherer: Ihre regulatorisch wichtigste Kennzahl publizieren. Heute morgen haben sie auf ihren Websites die neuen Berichte zur «Finanzlage» publiziert, die – teilweise erstmals – auch offenlegen, wie gut die Institute den Schweizer Solvenztest (SST) bestehen.

Das Fazit: Sie bestehen alle recht gut. Dies, nachdem jahrelang um die Kalibrierung des Regelwerks gestritten wurden und viele Versicherer sich daher bis zuletzt weigerten, die SST-Kapitalquoten freiwillig zu veröffentlichen.

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400 Prozent bei der Mobiliar

Erwartungsgemäss am besten kapitalisiert ist die Genossenschaft Mobiliar. Sie hält mit einer Quote von 400 Prozent viermal so viel Kapital wie sie müsste, um den SST zu bestehen. Am hinteren Ende der grossen Versicherungsgesellschaften befindet sich die Swiss Life mit einer SST-Quote von 170 Prozent. Die beiden grossen Versicherer Zurich und Swiss Re liegen beide über 200 Prozent in damit im Mittelfeld der Branche.

Vor allem Lebensversicherer haben es schwer mit dem SST: Sie müssen viel Kapital halten und am Markt investieren, was ihnen hohe Reserven abverlangt. Ihre SST-Quoten sind entsprechend tiefer, wie die Beispiele Swiss Life, Axa und Helvetia zeigen. Mit 225 Prozent hat die Pax als reine Lebensversicherung gut abgeschlossen.

Zusätzliches Kapital stützt die SST-Quote

Einige Gesellschaften haben ihre Solvenzquoten noch mit frischem Kapital aufgehübscht. So hat die SST-Quote der Helvetia unter anderem deshalb deutlich zugenommen, weil ihr risikotragendes Kapital in Jahresfrist um 1,5 Milliarden Franken zugenommen hat. Der Grund liegt unter anderem in Hybridanleihen, welche die Helvetia im Frühling 2017 platziert hat.

Die SST-Quote ist die wichtigste Kenngrösse für die Überwachung der Versicherer durch die Finanzmarktaufsicht Finma. Fällt sie unter 100 Prozent, kann die Finma Massnahmen zur Sanierung verlangen und im schlimmsten Fall die Kontrolle über die Gesellschaft übernehmen.

Interne versus allgemeine Risikomodelle

Der SST beruht stark auf konzerninternen Risikomodellen, die von der Finma bewilligt werden müssen. Nach jahrelangen Verhandlungen um diese internen Modellen hat die Finma vor einiger Zeit ihre Politik jedoch wieder in Richtung allgemeingültiger Modelle verschoben. Derzeit sind verschiedene solche Risikomodelle in Ausarbeitung, die dereinst die internen Ansätze ablösen sollen.

Michael Heim Handelszeitung
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