Dem Tessiner Online-Reisehändler Bravofly Rumbo weht ein rauer Wind entgegen. Suchmaschinen graben vermehrt Kundschaft ab, indem sie diese - an der Reiseagentur vorbei - direkt auf die Webseiten von Fluggesellschaften lotsen.

Besonders in Spanien und Italien, wo Bravofly stark präsent ist, habe die Konkurrenz «ungewöhnlich aggressive Preisstrategien» an den Tag gelegt, teilte das seit April an der Börse kotierte Unternehmen am Montag mit. Der Preisdruck habe sich im zweiten Quartal wesentlich verschärft, sagte Bravofly-Chef Francesco Signoretti an einer Telefonkonferenz.

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Konkurrenzdruck im ersten Quartal schwächer

Das Umsatzwachstum von über einem Fünftel im ersten Halbjahr ist somit hauptsächlich auf das erste Quartal zurückzuführen, als der Konkurrenzdruck noch schwächer war. Laut provisorischen Zahlen setzte das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 71 Millionen Franken um. Insbesondere Expansionen nach Skandinavien und Australien trugen dabei wesentlich zum Wachstum bei.

Die sinkenden Margen im Online-Reisegeschäft wirkten sich auch auf die Gewinne aus. Der Betriebsgewinn (EBITDA) stieg noch um neun Prozent auf zwölf Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Gewinnplus noch im hohen zweistelligen Prozentbereich gelegen. Den umfassenden Halbjahresbericht will Bravofly im September veröffentlichen.

Wachstum dank Tablets und Smartphones

Der zusehends härten Konkurrenz von Suchmaschinen wie Skyscanner und Google wollen die Tessiner mit einer Verbesserung der eigenen Webseiten begegnen. So sollen die Bewegungen der Kunden besser erfasst werden. Besonderes Augenmerk soll dabei auf mobile Geräte gelegt werden, da Tablets und Smartphones grosse Wachstumschancen böten.

Zudem kaufte Bravofly im letzten Dezember mit der französischen Firma Jetcost ebenfalls eine Suchmaschine. Das Unternehmen investiere nun stark in dieses Angebot, sagte Signoretti.

Für das normalerweise stärkere zweite Halbjahr rechnet der Onlineanbieter mit einem vergleichbaren Ergebnis wie in der ersten Jahreshälfte. Zusätzlich zum Erschliessen neuer Märkte und den technologischen Verbesserungen hoffe man, dass der Preisdruck nach dem Ende der Hochsaison im August nachlasse, sagte Signoretti. «Solch einen Preiskampf kann man nicht nachhaltig über eine längere Zeit führen», so Signoretti.

Aktienkurs taucht weiter

Über das ganze Jahr gesehen wolle das Unternehmen mehr als fünf Millionen Passagiere bedienen, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Fabio Cannavale. Im Vorjahr waren es 4,5 Millionen gewesen.

An der Börse reagierten die Investoren negativ auf die Zahlen. Gegen Mittag lagen die Bravofly-Aktien fast 2 Prozent im Minus. Seit dem Börsengang im April verloren die Papiere damit fast die Hälfte an Wert.

Das Reiseunternehmen ist mit Webseiten in 35 Ländern präsent und beschäftigt fast 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mehrheit davon in Madrid und Chiasso. Zum Konzern gehören Internetportale wie Bravofly, Rumbo und Volagratis.

(sda/ccr)