Die Immobilienmärkte sind gute Indikatoren, um abzuschätzen, wie sich die Wirtschaft eines Landes künftig entwickeln wird. Denn mit einer Verzögerung von sechs bis zwölf Monaten, so schätzen Spezialisten, wirken sich die Tendenzen am Büromarkt auf die Gesamtwirtschaft aus. Floriert die Wirtschaft, benötigen die Akteure Platz: Neue Unternehmen werden gegründet, alte expandieren.

Gemäss den Statistiken für Büromärkte sollte es aufwärts gehen mit Europas Wirtschaft. Das Vermietungsvolumen an den 21 bedeutendsten europäischen Wirtschaftsstandorten wuchs im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sechs Prozent. Dabei fällt das Wachstum in den einzelnen Ländern recht unterschiedlich aus. In Rom und Lissabon beispielsweise zeigt der Trend steil nach unten. Die beiden Städte verzeichneten die grössten Vermietungsrückgänge für Büros in ganz Europa. Während in Rom 85 Prozent weniger Büroflächen gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres vermietet wurden, verzeichnete auch Lissabon einen Rückgang von 60 Prozent. Ganz anders hingegen in Paris und Wien. Dort muss man sich mit viel Fleiss und dicht gestricktem Beziehungsnetz auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie machen. Mit rund sechs Prozent ist die Leerstandsquote in den beiden Metropolen europaweit am tiefsten. «Diese Zahlen verdeutlichen die Attraktivität der französischen Hauptstadt», sagt Bernd Kottmann, Vorstandsmitglied der IVG Immobilien AG. «Paris gehört neben London und Brüssel zu den wichtigsten Zielmärkten für Unternehmensansiedlungen.»

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Das teuerste Pflaster für Immobilien ist nach wir vor die Themsestadt: Für einen Quadratmeter werden hier im Schnitt 95 Franken pro Monat hingeblättert. Gegenüber dem Vergleichszeitraum stiegen die Mieten damit um fünf Prozent und befinden sich im europäischen Vergleich auf astronomisch hohem Niveau.

Très chic ist derzeit auch Paris, wo die zweithöchsten Mieten bezahlt werden. Wer an der Seine-Stadt ein Büro beziehen will, ist erst ab 37 Franken pro Quadratmeter mit dabei. Und der Preisdruck nach oben hält an. Auch in Zürich hält ein Trend an, allerdings in umgekehrter Richtung: Seit drei Jahren bereits müssen die Vermieter bei den Preisen Konzessionen machen. Ein Quadratmeter kostet durchschnittlich noch 29 Franken. Schuld daran ist der Angebotsüberhang: Die Leerstandsziffer beträgt neun

Prozent. Zwar mag man sich damit trösten, dass diese Zahl um einiges tiefer ist als bei den Leerstands-Europameistern Amsterdam und Stockholm (20 und 19 Prozent) – der Trend jedoch ist beunruhigend und der viel beschworene Wirtschaftsaufschwung nirgends in Sicht.

Langsam aus der Talsohle heraus findet der deutsche Immobilienmarkt. So konnten in Berlin bis Ende März 75 und in Frankfurt 71 Prozent mehr Büroflächen vermietet werden, dies allerdings auf sehr tiefem Preisniveau. Die Mieter freut es allemal. CG