Die Wahrscheinlichkeit, eine IV-Leistung zu beziehen, hat sich allein im Zeitraum zwischen 1992 und 2003 um mehr als einen Drittel erhöht. Bleiben Gegenmassnahmen aus, wird auch das jährliche Defizit der Invalidenversicherung von derzeit 1,4 Mrd Fr. weiter signifikant zunehmen. Von dieser fatalen Entwicklung sind alle betroffen. Arbeitnehmer genauso wie Arbeitgeber, die öffentliche Hand genauso wie jeder einzelne Steuerzahler.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Doch Unternehmen können mit einem konsequenten Absenzen- und Case Management die Chancen auf die berufliche Wiedereingliederung markant erhöhen und Invalidisierungen vermeiden. Vor über sechs Jahren hat Swica als eine der ersten Kranken- und Unfallversicherungen ein professionelles Case Management aufgebaut.

Heute engagieren sich 41 Fachkräfte, um die kranken oder verunfallten Versicherten zu begleiten und ihnen zu helfen, die optimale und wirkungsvollste medizinische Versorgung zu bekommen. Dabei nutzt Swica die Synergien der Kranken- und Unfallversicherung, der Lohnausfallversicherung sowie der medizinischen Diagnose- und Therapiekompetenz der eigenen Gesundheitszentren, aber auch der Ärzte, Therapeuten und Spitalpartner. Von diesem grossen Wissensaustausch profitieren insbesondere auch die über 18700 Firmen, welche bei Swica versichert sind.

Frühwarnsystem für die IV

Ziel des individuellen Case-Managements für Unternehmenskunden ist die möglichst rasche Wiedereingliederung erkrankter oder verunfallter Mitarbeiter und die Verhinderung einer Invalidisierung. Abwesende Mitarbeiter werden vom Case Manager beraten und je nach Situation von einem Vertrauensarzt untersucht.

In enger Koordination mit dem Unternehmen wird ein möglichst baldiger Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess, etwa durch Arbeitsversuche oder Umschulungen, angestrebt. Weil die Taggeldversicherung im zeitlichen Ablauf vor der IV kommt, dient sie quasi als Frühwarnsystem. Unabdingbar ist aber, dass die Krankenkasse über den Leistungsfall frühzeitig, d.h. bereits innerhalb der bestehenden Wartefrist, informiert wird. Das rechtzeitige Eingreifen bringt nachhaltigen Nutzen sowohl für den Arbeitgeber als auch für den betroffenen Mitarbeiter. Dies bestätigt auch Dr. med. Stefan Schindler, Geschäftsführer der Swica Gesundheitszentren. «Aus meiner langjährigen Erfahrung als Mediziner stelle ich fest, dass vermeidbare Langzeitabsenzen praktisch immer eine Vorgeschichte mit mehrfachen Möglichkeiten zur Intervention haben. Leider werden diese aber oftmals nicht genutzt. Dazu muss man wissen, dass Arbeitnehmer, die länger als zwei Monate krankgeschrieben sind, eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit haben, nach zwei Jahren invalid zu sein. Ein funktionierendes Case Management setzt genau an diesem Punkt an.»

Eine Frage der Firmenkultur

Im Bereich Absenzmanagement arbeitet Swica eng mit dem Institut für Arbeitsmedizin in Baden (IFA) sowie mit den spezialisierten Firmen SIZ Care in Zürich und HR-Systems in Winterthur zusammen. HR-Systems bietet unter dem Namen UKA (= Unfall-, Krankheits-Administration) ein Tool an, welches die Abrechnung mit dem Krankentaggeldversicherer automatisiert. UKA ist aber nicht nur für die Krankentaggeld-Abrechnung ein wertvolles Hilfsmittel, sondern bildet die Grundlage für ein effizientes Absenzmanagement.

Doch unabhängig davon, auf welche Art die Abwesenheiten in einem Betrieb erfasst werden: Ein erfolgreiches Absenzmanagement muss immer von der Firmenleitung ausgehen und basiert auf einer Unternehmenskultur, zu der Gesundheitsförderung und ein gutes Arbeitsklima gehören. Deshalb analysieren die Fachspezialisten mit dem Unternehmenskunden die Absenzdaten.

Das heisst, sie klären mit ihm die Art, Dauer und Häufigkeit der Absenzen sowie den Handlungsbedarf ab. Dabei wird insbesondere auch der Führungsprozess angeschaut. Besteht in der Firma bei Absenzen ein Verhaltenskodex? Finden zum Beispiel nach einer Abwesenheit Rückkehrgespräche statt? Und so weiter und so fort. Aufgrund dieser Analyse entwickeln dann die Fachleute der Krankenkasse, unterstützt durch einen medizinischen Dienst, geeignete Massnahmen.

Philipp Lutz, stellvertretender Leiter PR & Information, Swica Generaldirektion, Winterthur.



Beispiel aus der Praxis: Wochenlang zu Hause wegen Diabetes

Schon seit vielen Jahren arbeitet Elvan G.* in einem Produktionsbetrieb als Maschinenführer. In den letzten Monaten fühlte sich der türkische Gastarbeiter des Öftern ungewöhnlich müde und schwach. Elvan G. suchte deshalb einen Arzt auf.

Es stellte sich heraus, dass der 34-Jährige zuckerkrank war.

Nach der Diagnose kam es immer häufiger vor, dass Elvan G. der Arbeit fernblieb. Erst nur einzelne Tage, dann mehrere Wochen nacheinander. Die Personalabteilung nahm Kontakt zur Case Managerin auf. Dass «Diabetes» als Grund der immer längeren Abwesenheiten angegeben wurde, machte die Fachspezialistin stutzig. Nach Rücksprache mit dem Arbeitgeber und dem Arzt beschloss sie, Elvan G. einen Krankenbesuch abzustatten. Der zuckerkranke Mann lebte allein in einer kleinen Einzimmer-Wohnung.

Schulung und Informationen in der Muttersprache

Die Case Managerin spürte, dass Elvan G. mit seiner Krankheit, wohl aufgrund seiner mangelnden Deutschkenntnisse, überfordert war.

Er hatte Mühe mit dem Umgang mit der Injektionsspritze und war sich der Bedeutung der richtigen Ernährung zu wenig bewusst. Beim Arzt gab er jeweils vor, alles verstanden zu haben. Die Case Managerin sorgte dafür, dass Elvan G. ins Spital eingewiesen wurde.

Dort wurde ihm nicht nur eine Ernährungsberatung in seiner Landessprache zur Verfügung gestellt, sondern er bekam nochmals detaillierte Instruktionen zu allen Aspekten seiner Erkrankung. Unmittelbar nach dem einwöchigen Spitalaufenthalt konnte Elvan G. an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.

* Name geändert