Es war ein amerikanischer Abgang: kurzes Kündigungsgespräch, dann räumte André Maeder den Schreibtisch, gefolgt von Adieu und dürrer Pressemitteilung. Ein Insider berichtet, der Arbeitsvertrag des Ex-Chefs laufe noch zwölf Monate. Da Maeder 2010 rund 1,3 Millionen Franken bezogen hat, dürfte seine Absetzung den Vögele-Konzern noch einiges kosten.

Die Trennung kam überraschend, obwohl es schon länger atmosphärische Störungen gegeben hatte. Der Total-
umbau, den Maeder der Bekleidungskette verordnet hatte, hinterliess firmenintern Schleifspuren. Maeder hat das Geschäftsmodell auf den Kopf gestellt: Neu kümmert sich Charles Vögele selbst um das Design und alle Produktionsschritte, hübscht sich modisch auf und rührt die Werbetrommel mit «Fashion Days» so-wie den Werbestars Til Schweiger und 
Penélope Cruz. Maeder gilt fachlich als guter Mann, hat sich aber intern «mit seiner forschen, ruppigen Art» nicht nur Freunde gemacht. Er habe beim Umbau auf Tempo gedrängt und sei selten zufrieden gewesen («Undiplomatisch ist diplomatisch ausgedrückt», sagt ein Vögele-Mann). Maeder soll sich geweigert haben, das Tempo zu drosseln.

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Aber Maeders Stil war in der Branche bekannt – man wusste, wen man einstellte. Teil des Problems dürfte gewesen sein, dass Maeder vom früheren achtköpfigen Verwaltungsrat geholt wurde – vier Ratsmitglieder traten im März 2009 zurück, darunter Präsident Bernd Bothe und Familienvertreter Carlo Vögele, der als Förderer Maeders galt. Daher war die Loyalität des aktuellen VR, wo Sanierer Hans Ziegler die Führung übernommen hat, zu Maeder von Anfang an wohl begrenzt. Als zur internen Verunsicherung schlechte Halbjahresergebnisse hinzukamen, habe sich der nun vierköpfige VR, vermutet ein Vögele-Kader, von Maeder «wie ein Fussballclub von seinem Trainer» getrennt. Soll heissen: Der schnelle Erfolg blieb aus, dann «passte es eben nicht». Ein Insider vermutet, auch Grossaktionär Migros habe über den schwer führbaren Maeder den Daumen gesenkt.

Maeders Strategie wird fortgesetzt – andernfalls würde sich der VR selbst in Frage stellen. Denn alles, inklusive der Verpflichtung der Werbestars, war abgesegnet. Der neue Chef Frank Beeck gilt als begabt, hat aber nie einen Konzern geführt; Ziegler, der kein Textilfachmann ist, wird ihm in Führungsfragen zur Hand gehen. Erwartet wird, dass Vögele beim Umbau die Bremse zieht. Für die darbende Modekette wäre das ein zwiespältiges Zeichen: Angst vor der eigenen Courage ist keine vertrauenerweckende Strategie. Beeck und Ziegler müssen zügig ein Konzept präsentieren.

Dirk Ruschmann
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