Wie lassen sich chinesische A-Aktien hedgen?», war eine der meist gehörten Fragen bei professionellen Investoren in den letzten drei Monaten. Wobei «hedgen» hier bedeutet, die Kursrisiken durch den Einsatz von Absicherungsinstrumenten handhabbar zu machen. A-Aktien sind für nicht-chinesische Anleger nur eingeschränkt zugänglich, dieser Markt ist in der Hand von festlandchinesischen Investoren. Diese wiederum haben keinen Zugang zu den für Ausländer reservierten B-Aktien und den Hongkonger H-Aktien.
Indexieren, indirekt spielen
Aufgrund dieser Restriktionen haben sich die Aktienkurse bei den Korrekturen unterschiedlich entwickelt. So verlor am 27. Februar der Schanghai-A-Aktienindex 8,7% und wurde zum Auslöser einer Korrekturwelle, die rund um den Globus lief. Der breit gefasste MSCI-China-Index ging an diesem Tag nur um 2,7% zurück.
Mit diesen Turbulenzen ist seither die Bedeutung von Absicherungen auf chinesische Aktien gewachsen. Bis vor kurzer Zeit gab es gar keine entsprechende Möglichkeiten, auch weil der Leerverkauf von A-Aktien nicht erlaubt ist. Dennoch interessieren sich die Qualified Foreign Insitutional Investors (QFII), die eine Bewilligung für den Kauf von A-Aktien haben, für Anworten auf die Frage nach einer Absicherung der Kursrisiken. Diese stellt sich umso dringlicher, als die A-Aktien gegenüber den H-Aktien eine Prämie von 60% aufweisen.
Die Analysten von Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan
Stanley haben unterschiedliche Wege entwickelt, die Turbulenzen in A-Aktien einzuschränken. Zunächst einmal besteht die Möglichkeit, die Risiken der A-Aktien mit einem anderen Index, der eine möglichst tiefe oder negative Korrelation aufweist, zu kompensieren. Der Hongkong-China-Affiliated-Corp.-Index (HSCCI) weist die niedigste Korrelation (19%) mit dem Shengzen-SHSZ-300-Index auf, der die A-Aktien zusammenfasst. Der H-Index der Börse von Hongkong kommt auf eine Korrelation von 37%, die FTSE-Xinhua-Indizes haben Werte von über 90%. Damit ist der HSCCI eine mögliche einfache Lösung, die Risiken zu begrenzen. Weil die Korrelation nicht wie bei einem Put negativ ist, ist kein echter Schutz möglich.
Eine zweite Variante ist der A-Aktien-ETF 2823.HK, der auf dem XIN9I-A-Aktienindex basiert, in Hongkong kotiert und ausreichend liquide ist. Allerdings bestehen hier zwei Probleme. Einerseits gibt es bedeutende Differenzen zum inneren Wert, die Spanne reicht von minus 17 bis plus 20% für die letzten 24 Monate. Ursache sind Arbitrage-Geschäfte. Andererseits bestehen kaum Möglichkeiten, Wertschriften auszuleihen. Denn der Markt ist vor allem bei Extremausschlägen leer.
Die dritte Möglichkeit sind Futures auf den Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI). Bei einem Abschwung könnten solche Futures nützlich sein, obwohl hier monatliche Rollover-Kosten anfallen und es immer Differenzen zwischen fairem Wert und Marktpreisen gibt. Eine weitere Vorgehensweise ist der indirekte Weg über die beiden grossen Versicherungen China Life oder Ping An.
Beide halten grosse A-Aktienbestände, die zwischen 12 und 14% der Wertpapierguthaben der beiden Versicherungen ausmachen. Ein guter Teil des Kursanstiegs dieser beiden Versicherungen lässt sich mit der Kursexplosion bei den A-Aktien erklären. Dennoch gibt es eine gewisse Unabhängigkeit von den A-Aktien. Dies, weil der Grossteil der von beiden Unternehmen gehaltenen Assets viel tiefere Risiken als jene der A-Aktien aufweist und die
Liberalisierung der Anlagevorschriften die Ausgabe von Investitionsvehikeln für chinesische Aktionäre ermöglicht.
Auf Versicherer setzen
Wenn es bei den A-Aktien zu einer längeren, heftigen Korrekturphase kommt, bieten beide Werte einen gewissen Schutz. Bleibt eine solche Korrektur aus, sind diese Aktien eine gute Möglichkeit, indirekt von einer weiteren Performance am chinesischen Aktienmarkt zu profitieren. Es ist daher besser, hier den Hedge über Put-Optionen als über Leerverkäufe vorzunehmen. Die implizite Volatilität ist infolge der Ausgabe strukturierter Produkte relativ niedig, die Optionen damit günstig.
Diese letzte Variante ist im Urteil der Analysten zwar nicht perfekt, aber bei weitem die beste, um die Risiken der A-Aktien einzugrenzen. Die Basiswerte weisen zudem langfristig günstige Rahmenbedingungen auf und sollten von der zunehmenden Liberalisierung der chinesischen Aktienmärkte sowie der absehbaren Öffnung ausländischer Wertpapiermärkte für chinesische Anleger profitieren können.