Müsste jemand ein Corporate Design für eine neue Privatbank erfinden, er könnte es kaum besser machen. Schon der Name weckt Vertrauen: Reichmuth, reich, reich an Mut; und dass Mut mit th geschrieben wird, erinnert an Tradition. Auch das reich verzierte, barocke Haus an der Rütligasse 1, das so genannte Segesserhaus in Luzern, signalisiert, dass hier seit Söldnerzeiten weit reichende Verbindungen zu Königen und Ambassadoren gepflegt wurden, dass hier schon Geschäfte verhandelt wurden, als Geld noch aus Gold bestand.

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Christof Reichmuth geniesst es, den Besucher durch die Räume seiner Privatbank zu führen, über knarrendes Parkett, vorbei an düster blickenden Herren vergangener Tage, Schultheisse, Säckelmeister, Hauptleute, in überraschend modern eingerichtete Büros, die Reichtum, Seriosität, aber auch Erfolg und Gewinn verheissen.

Das Bankhaus aufgebaut

Christof Reichmuth ist ein junger Mann. Jede Faser seines Wesens strahlt den absoluten Willen zur Leistung und Performance aus, jedes Blitzen in den Augen treibt zu noch mehr Präsenz an, hellwach umspielt er das Gegenüber, brilliert mit scharfen Gedanken, steuert mit Weltgewandtheit und Durchblick durch die Wirren der Wirtschaft.

Aber das Haus Reichmuth & Co. gibt es gerade mal seit zehn Jahren, der traditionsreiche Hintergrund ist angemietet. Die Reichmuths, aus dem Flecken Schwyz stammend, sind «fremde Fötzel» in Luzern, Zugezogene, der Grossvater war Milchmann. Der Vater, Karl Reichmuth, legte eine beachtliche Karriere als Banker hin, zuerst bei Credit Suisse in Schwyz, dann bei «Kapitalmarkt Schweiz» in Zürich, am Ende als Hauptdirektor der Luzerner Kantonalbank. Nach einer langen Karriere wagte er, zusammen mit dem Sohn, einen grossen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen: Privatbankier.

Angefangen hatten sie mit fünf Leuten, heute sind es 30 in Luzern, fünf in Düsseldorf, fünf in München; Tendenz steigend. Mutter Reichmuth wirkt noch teilzeitlich als Gastgeberin, Vater Reichmuth amtet als «unbeschränkt haftender Gesellschafter», Sohn Christof treibt den Erfolg voran. Eine Bankerfamilie.

Aus der Perspektive des Gegenübers

«Wer in unserem Geschäft erfolgreich sein will», sagt Christof Reichmuth, «muss die Weltmärkte verstehen.» Er zeichnet einen Fisch auf ein Blatt Papier und erklärt dem verblüfften Interviewer: «Kopf und Schwanz des Fisches können Sie nicht essen, Sie müssen das Filet erwischen!» Eindringlich, überzeugend, selbstbewusst doziert er über Volatilitäten, Kursverläufe, über die Mechanismen der Weltmärkte, und der unbedarfte Zuhörer möchte instinktiv sein Portemonnaie zücken und ihm seine ganze Barschaft anvertrauen. «Wenn Sie das Filet erwischen, sieht die Performance super aus.»

Im Eilzugstempo erklärt er dem Laien das Geheimnis seines Erfolges, zeichnet Diagramme, Kurven, Abhängigkeiten, und zwar immer kopfüber, so, dass das Gegenüber sie vor sich entstehen sieht. «Es braucht neue Konzepte, ein fundamentales Denken in Szenarien, das zukunftsorientiert ist, immer um Chancen zu nutzen und Risiken zu meiden.» Es geht ums Filet.

«Ich will etwas bewegen»

Christof Reichmuth ist zweifellos erfolgreich. Mit dem Instinkt eines Jägers pirscht er durch die Weltmärkte, jettet von New York bis Asien überallhin, wo die Post abgeht, wo Trends entstehen, wo Märkte sich bewegen. «Es macht Spass», sagt er und wundert sich jeweils, wenn er von den Orten des Weltgeschehens wie Singapur oder Vietnam, Hongkong oder Schanghai in die beschauliche Stadt Luzern zurückkommt, dass man hier zu Lande etwa darüber diskutiert, ob Tankstellen nach dem offiziellen Ladenschluss von 18.30 Uhr noch Frischmilch verkaufen dürfen.

«Das Gefühl der Ideenlosigkeit und Stagnation beschleicht einen hier in Europa», sagt er und diagnostiziert, dass die hiesige Wirtschaft nur deswegen noch einigermassen Wachstum aufweist, weil Geld momentan billig ist. «Billiges Geld ist keine nachhaltige Medizin, es vermag gerade ein Klima der Sorglosigkeit zu vermitteln, weil die wachsenden Schulden immer weniger kosten, aber es verzögert die nötigen, fundamentalen Strukturbereinigungen.» Und nach einer Pause: «Alles, was sich bewegt, ist grundsätzlich schlecht hier zu Lande. Aber ich will etwas bewegen.»

So verdient er das Geld für seine Kunden vorwiegend im Ausland. «Es ist ein Fulltime-Job», sagt er, «man trennt nicht so genau zwischen Arbeit und Freizeit. Es macht Spass.»

Das bisschen Freizeit, das er sich leistet, verbringt er beim Joggen mit Mitarbeitern, da kommen ihm die besten Ideen, oder beim Lesen von Wirtschaftsliteratur. Querdenker verschlingt er oder fundamentale Denker wie etwa Christopher Woods, John Makin, Marc Faber, «Leute, die outside the Box denken, die in Szenarien denken, die andere noch nicht gedacht haben». Was in Wirtschaftskreisen populär ist, liest er nicht mehr, «wenn etwas populär ist, ist es schon längst zu spät». So verwendet er seine Zeit absolut für den Aufbau seines Unternehmens. Freie Zeit, um das hart erarbeitete Geld wieder aus dem Fenster zu werfen, gibt es nicht. «Sozialprestige ist nicht mein Thema. Geld ausgeben auch nicht.» Er will keine Rolex und keinen Porsche. Er will Erfolg und die Zufriedenheit der Kunden.

Christof Reichmuths Traum ist nicht eine Privatbank, die ins Unermessliche wächst. Sein Ziel definiert er anders. «Mir geht es darum, eine Firma aufzubauen, die Rückgrat hat. Eine Firma, die funktioniert, und zwar ohne grosse hierarchische Strukturen.» Hierarchien, so fürchtet er, verärgern nur die Kunden. «Viele verstehen unter Ehrgeiz und Erfolg, dass sie zügig eine Karriereleiter hinaufklettern. Ihnen muss man eine Karriere anbieten und muss sie alle zwei Jahre befördern. Für den Kunden bedeutet das, dass er sich alle zwei Jahre auf ein neues Gegenüber einstellen muss.»

Ihm schwebt eher vor, seine guten Leute zu Partnern zu machen, mit Freiräumen und Verantwortung. «Wir suchen nicht Leute, die vor allem an Karriere interessiert sind, sondern leistungsbereite Leute, die langfristig Verantwortung übernehmen wollen für die Interessen der Kunden, die was aufbauen wollen, Leute, die Partner werden wollen.» Im Grunde will er das weiterentwickeln, was er heute im Kleinen schon hat: «Einen verschworenen Haufen.»

Fast undiplomatisch

Diese Art Unternehmen, so glaubt er, ist die Antwort auf die Herausforderungen der heutigen Welt. Das Buch «The World is flat» von Thomas Friedman hat ihn beeindruckt. «Wenn Sie vor 30 Jahren die Wahl gehabt hätten, in Amerika mit einer zweitklassigen Intelligenz oder in China als Genie geboren zu werden, Sie hätten mit Vorteil Amerika gewählt. Heute ist das anders. Heute haben Sie in China Chancen, gross herauszukommen. Wenn wir hier mithalten wollen, müssen wir unsern Kindern nicht mehr sagen: Wir müssen ihnen sagen: » Unsere Chance hier zu Lande: «Leistungsbereite, eigenständige Partner mit grossem Handlungsspielraum.»

Der Wille zur Leistung spricht ihm aus allen Poren, auch der Wille zum Erfolg. «Ich weiss», sagt er, «ich bin undiplomatisch, rede geradeheraus, meine Sprache ist deutsch und deutlich.» Das ist okay so. Der Erfolg gibt ihm Recht. Die Familie Reichmuth kann stolz sein auf den gelungenen Start einer hoffentlich langen Tradition.



4,5 Milliarden Franken Kundenvermögen: Steckbrief

Name: Christof Reichmuth

Funktion: CEO Reichmuth & Co.

Geburtsdatum: 16. Februar 1968

Wohnort: Meggen LU

Familie: Ledig

Transportmittel: Ein alter BMW 525

Karriere

1989 Lic. oec. HSG, CFA

1989-1994 Praktika bei CSFB, London; CS Lausanne; LKB Luzern

1995-1996 Credit Suisse, Zürich, Multinational Division Schweiz

Seit 1996 CEO der Privatbank, CIO, Kundenverantwortlicher der Integralberatung

Firma

Reichmuth & Co. Die Finanzgruppe hat seit 1998 eine Banklizenz (Reichmuth & Co., Privatbankiers), mittlerweile rund 50 Beschäftigte und verwaltet Kundenvermögen von rund 4,5 Mrd Fr. Sie ist tätig für vermögende Privatpersonen und institutionelle Investoren, für Unternehmen und Unternehmer, war beispielsweise engagiert beim Börsengang der Immobiliengesellschaft Mobimo und des Luzerner Milchkonzerns Emmi. Unter dem Dach der Reichmuth & Co. Holding AG sind sechs Firmen tätig, vier davon in Luzern sowie je eine in München und Düsseldorf.