Das zweite Quartal war wegen der volatilen Finanzmärkte kein gutes für global tätige Banken. Dies zeigten die Zahlen der US-Grossbanken. «Der Markt ist herausfordernd, aber ich erachte es für wichtig zu erwähnen, dass es nicht so kompliziert ist wie 2008», sagte Morgan-Stanley-CEO James Gorman. 

Die Zahlen der Schweizer Banken stehen noch aus. Am Dienstag, den 27. Juli, berichtet die UBS, ein Tag später die CS. Die UBS wird in der heutigen Lage eine Reihe von Vorteilen ausspielen können. Die Credit Suisse dagegen (CS) hat im Juni einen Verlust für das zweite Quartal angekündigt und damit schon vieles vorweggenommen. Es ist die dritte Gewinnwarnung in kurzer Zeit. Der Investmentbank  der Credit Suisse steht sogar der vierte Quartalsverlust in Folge bevor.

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Die Situation der Finanzmärkte im zweiten Quartal benachteiligt die CS in mehreren Punkten, wie Vontobel-Bankenanalyst Andreas Venditti gegenüber «cash.ch» sagt. Die UBS hingegen dürfte sich solide gehalten haben. «Im Fixed-Income-Geschäft gehört die UBS im Währungshandel zu den Leadern und sie hat in diesem Teil der Investmentbank von der hohen Volatilität aufgrund der Stärke des Dollars profitiert. Die CS hat dort vergleichsweise wenig Geschäft.»

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Die Zahlen der UBS und Credit Suisse im Vergleich

Quelle: Bloomberg

Ein Teil des Verlusts, den die CS ausweisen werde, gehe auf Neubewertungen im Anleihengeschäft und bei den Verbriefungen zurück: «Dieses Geschäft wiederum hat die UBS schon vor zehn Jahren verkleinert und so die Risiken reduziert.»

Auch in der Sparte Kapitalmärkte, in denen wohl beide Investmentbanken deutliche Rückgänge erlitten hätten, sei die CS stärker getroffen worden als die UBS, sagt Venditti. 

Probleme in Asien

Beide Grossbanken sind wichtige Player in der Verwaltung der Vermögen von reichen und sehr reichen Kunden. Dort sind die Banken dieses Jahr wegen des Geschäfts in Asien in Sorge. Von Chinas Crackdown gegenüber Tech-Unternehmen bis zu den Lockdowns wegen nicht enden wollender Corona-Wellen trüben mehrere Faktoren die Stimmung und lasten auf einem lukrativen Zweig der Banken. 

In der Vermögensverwaltung hat sich im ersten Halbjahr hingegen das Geschäft in den USA vergleichsweise gut entwickelt – auch hier spielen die höheren Zinsen eine wichtige Rolle.

Somit lässt auch der geographische Mix die UBS besser dastehen: «Während die CS über kein nennenswertes Wealth Management in den USA verfügt, macht dieses bei der UBS etwa 50 Prozent aus », sagt Vontobel-Analyst Venditti. 

CS gehört zu den am schlechtesten performenden Banken in Europa

Die unterschiedlichen Einschätzungen zu den beiden Schweizer Grossbanken sind klar anhand der Aktienkurse illustriert. Die CS hat vergangene Woche über die Wirtschafts- und Finanzmedien hinaus Schlagzeilen gemacht, als am Freitag der Kurs unter fünf Franken fiel und der Konzern damit an der Börse weniger als 13 Milliarden Franken wert war.

Unmittelbarer Anlass für den Fall unter die 5-Franken-Linie waren die Resultate der US-Banken. Das Problem der Bank, die in den vergangenen Jahren eine Reihe von Krisen erlebt hat, ist allerdings grösser. Im Bloomberg-Index mit 500 Banken aus Europa rangiert punkto Performance die Aktie der UBS an neunter Stelle.

Die Aktie hat seit Anfang Jahr 6 Prozent Kurswert verloren, während der Index um 15,6 Prozent im Minus liegt. Die UBS-Aktie hat auch besser als der Markt performt, wenn man den Kursverlauf mit dem SMI vergleicht – dieser liegt trotz jüngster Erholungsbewegungen immer noch um 14,5 Prozent im Minus.

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Die am besten und am schlechtesten performenden europäischen Banken Index Bloomberg Europe 500 Banks und Financial Services Index

Quelle: Bloomberg

Die Credit Suisse ist mit fast 40 Prozent Kursrückgang die drittschlechteste Aktie in Europa. Sie könnte leicht das Schlusslicht sein. Noch schlechter performen nur die österreichischen Banken Erste Group und Raiffeisen International. Letztere ist mit dem Ukraine-Krieg wegen ihrer Geschäfte in Osteuropa unter Druck gekommen.

Um ihren Krisenstatus zu verlassen, müsste die CS fast so etwas tun, wie sich neu zu erfinden. 

«Die CS kann ihre Ausrichtung nicht einfach ändern. Die UBS ist vor zehn Jahren aus jenen Bereichen ausgestiegen, in denen die CS jetzt Probleme hat», so Venditti. Die verschiedenen Anläufe, das Geschäft der CS neu auszurichten, seien letztlich primär Retouchen gewesen. In einem Umfeld mit steigenden Zinsen werde es die CS deswegen weiterhin schwer haben. 

Die UBS könne sich hingegen solide entwickeln, weil sie besser aufgestellt sei. «Die CS könnte im zweiten Halbjahr allenfalls davon profitieren, wenn sich in Asien die Situation um Covid und die Covid-Lockdowns beruhigt», sagt Venditti. Allerdings bleibe dann immer noch das Problem der hohen und unflexiblen Kostenbasis.

Aktienrückkäufe der UBS werden kritisch durchleuchtet

Beim Ausblick dürften beide Banken nicht sehr konkret werden – dies ist seit Jahren der Fall. Grosse Veränderungen in den Konzernen werden traditionell an Investorentagen bekannt gegeben. Bei den Resultaten für die Zeit zwischen Anfang April und Ende Juni werden wie immer tiefer liegende Aspekte eine Rolle spielen.

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Auch bei der UBS dürfte nicht alles gut gelaufen sein. Während bei der CS weitgehend Ratlosigkeit herrscht und der Konsens ist, dass die UBS bessere Zahlen vorlegen wird, gibt es auch hinsichtlich der UBS Stimmen, die herannahende Probleme sehen. 

So hat Barclays vor wenigen Tagen das Rating der grössten Schweizer Bank von «Equal Weight» auf «Underweight» gesenkt. Die UBS werde es schwieriger haben, Aktienrückkäufe im nächsten Jahr auf dem gewohnten Level beizubehalten.

Auch in diesem Punkt ist die UBS der CS bisher überlegen gewesen: Während sie die bei Aktienanlegern beliebten Rückkäufe tätigte, musste die CS mit sehr unbeliebten Kapitalerhöhungen die Anteilseigner zur Kasse bitten.

Aktienrückkäufe sind gemäss Barclays eine wichtige Stütze für den UBS-Kurs gewesen. Die Märkte werden deswegen die UBS-Zahlen nächste Woche auch daraufhin abklopfen, wie stark die Bank weiterhin zu «Buy-Backs» fähig sein wird.