Urs Rohner ist nicht zu beneiden. Die Kritik am Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse riss in den letzten Wochen nicht ab. In seiner Ansprache an der heutigen Generalversammlung in Zürich erklärte er sich den Aktionären. Es war eine Verteidigungsrede.

Der neue CS-Chef Tidjane Thiam machte indes das, was ein Chef in solchen Situation tun muss. Er erklärte sich und bat um Geduld.

«Nicht untätig gewesen»

Urs Rohner stand im Vorfeld der heutigen Generalversammlung unter starkem Druck. Aktionäre aber auch Medien warfen ihm vor, die Restrukturierung der Grossbank zu spät eingeleitet zu haben. Der Milliardenverlust im letzten Jahr sorgte dafür, dass diese Kritik am Präsidenten noch zunahm.

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Urs Rohner trat an der Generalversammlung am Freitag im Hallenstadion in Zürich dieser Kritik entgegen. «Mit der Neuausrichtung der Credit Suisse, die wir seit Oktober 2015 vorantreiben, haben wir ein neues Kapitel in der über 160-jährigen Geschichte unserer Gesellschaft aufgeschlagen», sagte er. «Das heisst aber nicht, dass wir die Jahre zuvor untätig gewesen sind.»

Tatsächlich habe die Bank die Entwicklung nicht verschlafen, wie behauptet, sondern schrittweise vorangetrieben, sage Rohner. In einer ersten Phase habe die Bank die Investmentbank weniger risikoreich gemacht und das Eigenkapital aufgebaut. Parallel dazu habe die Credit Suisse jedoch auch Altlasten aus der Zeit der Finanzkrise, wie den Steuerstreit mit den US-Behörden bereinigen müssen. «Die Auseinandersetzung haben uns, wie die meisten Schweizer Banken, lange Zeit stark beschäftigt», sagte er.

Nötige Handlungsfreiheit

Erst jedoch nachdem die wesentlichen Altlasten erledigt gewesen seien, habe die Bank über die nötige Handlungsfreiheit verfügt, um mit einer strategischen und personellen Neuausrichtung der Gesellschaft zu beginnen.

«Die Neuausrichtung einer globalen Bank mit einer grossen Bank Bilanz ist ein ausgesprochen komplexes und jahrelanges Unterfangen», erklärte Rohner den Restruktierungsrückstand, den sich die CS zum Beispiel im Vergleich zur UBS eingehandelt hat.

«CS will keinen Sprint gewinnen»

Die Kritik an der Wahl von Tidjane Thiam, dem ehemaligen Versicherungsfachmann, zum neuen CS-Chef, wies Rohner zurück. «Mit Tidjane Thiam verfügt die Credit Suisse über den idealen CEO für diese Aufgabe», sagte er und warb um Geduld. «Wir haben uns im Rahmen unserer neuen Strategie klare Ziele gesetzt. Wir wollen dabei keinen Sprint gewinnen, sondern einen Marathon», sagte er.

Zum Schluss seiner Ansprache wandte sich Rohner noch direkt an die Kritiker. «Es wird immer Personen geben, die einen gewählten Weg, eine Strategie oder Umsetzung von Plänen hinterfragen oder kritisieren», sagte er. Er stelle sich diesem Dialog gerne. Letztlich hätten sie alle das gleiche Ziel: «Wir wollen sicherstellen, dass die Credit Suisse langfristig erfolgreich betreiben kann.»

(sda/chb/ccr)

Die CS-Frühung unter Urs Rohner und Tidjane Thiam müssen sich den wütenden Aktionären stellen. Aktionär Richard Fischer verdeutlicht, was alle stört: Trotz hohen Verlusten und 6000 Entlassungen gibt es noch CS-Mitarbeitende, die 15 Millionen Franken verdienten.